Dormagen Jecke Party — mit Träne im Knopfloch
Dormagen · Es steht schlecht um Dormagen. Die Stadt ist so arm, dass ihre Bediensteten wie Kirchenmäuse daherkommen. Und Erik Lierenfeld, der Bürgermeister, kann sich nicht mal mehr eine intakte Kopfbedeckung leisten: Sein Zylinder fällt fast auseinander.
Obwohl: Vielleicht geht es Dormagen viel besser, als so mancher denkt. Das Volk ist in Feierlaune. Bestimmt 1000 Jecke verfolgen auf dem Platz vor dem Historischen Rathaus, wie der Bürgermeister die Macht ans närrische Volk und den Rathausschlüssel ans Dreigestirn der KG Ahl Dormagener Junge, Prinz Manfred I., Bauer Norbert und Jungfrau Andrea, abtritt.
Und der äußerlich arme Mann tut das mit reichem Wortschatz und einer Rede mit wertvollem Inhalt: Bergeweise Humor ist dabei (zum Beispiel beim Vorschlag, eine Brücke zum wohlhabenden Monheim zu schlagen, um da kräftig Bares abzustauben), ein großes Guthaben Zivilcourage (der Verwaltungschef geißelt radikale Moschee-Beschmierer), vor allem aber: ein ganz großes Herz. Als Lierenfeld an den plötzlich verstorbenen Stürzelberger Prinzen erinnert ("Karl-Josef — Du bist im Herzen bei uns, bei den Mädels und den Jungs"), da hat mancher Jeck mehr als nur eine Träne im Knopfloch.
Und als alle närrischen Gesetze anerkannt sind, verkündet Prinz Manfred laut: "Man wird es hören überall, unser Hätz schlägt für den Karneval!" Da lässt sich das Tolle Volk nicht lange bitten. Es wird gesungen und geschunkelt, dass es kracht. Mittendrin statt nur dabei: die Abordnungen aus Mitte, Delrath, Zons, Gohr/Broich, Delhoven, die Sonndachsjecke und — als musikalische Eisbrecher, Wachmacher und Warmhalter — die Bergpiraten und die Band "Mundgerecht". Für einen Hingucker sorgt mal wieder Jungfrau Stöckelschuh-Andrea. Sie zeigt ihr Strumpfband. Es steht gut um Dormagen. Alaaf!