Krankenhaus Dormagen Eine Hebamme erzählt von Geburt und Leben

Hackenbroich · Seit 36 Jahren arbeitet Isabella von Ohlen als Hebamme im Kreiskrankenhaus Dormagen. Mit Blick auf die Weihnachtstage und der Geburt Jesu Christi berichtet sie aus ihren ganz persönlichen Erfahrungen rund um die Geburtshilfe und gibt Tipps.

Die eigentliche Bedeutung von Weihnachten gerät in unserer heutigen Gesellschaft hin und wieder in den Hintergrund: die Geburt Jesu Christi. Nach der Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums reisen Josef und die hochschwangere Maria anlässlich einer von Kaiser Augustus berufenen Volkszählung gemeinsam nach Betlehem, wo ihr Sohn Jesus in einer Krippe zur Welt kommt. Ein Engel kündigt schließlich die Geburt des Messias an. Lange und anstrengende Reisen im hochschwangeren Zustand kann Hebamme Isabella von Ohlen werdenden Müttern aber dennoch nicht empfehlen. „Kleinere Kurztrips sind in Ordnung, aber von längeren Flugreisen rate ich ab“, sagt die leitende Hebamme im Kreißsaal des Kreiskrankenhauses Dormagen. Auch gibt sie Tipps, wie sich Wehen fördern lassen. Das bekannte Glas Rotwein hilft dabei schon mal nicht. „Während der Schwangerschaft sollte die Mutter keinen Alkohol trinken“, betont Isabella von Ohlen. Stattdessen empfiehlt sie einen Spaziergang. Welche Maßnahmen aber tatsächlich wirksam sind und welche nicht, hängt von der „Geburtsbereitschaft“ der Frau ab, also davon, wie stark die Wehen gerade einsetzen.

Isabella von Ohlen ist seit 1982 Hebamme im Kreiskrankenhaus und übt ihren Beruf nach wie vor mit Herz und Leidenschaft aus: „Es ist jedes Mal ein kleines Wunder“, wenn ein Kind zur Welt kommt.“ Ihre Ausbildung absolvierte sie in Wuppertal. Im Hackenbroicher Krankenhaus erblicken jährlich rund 620 Kinder das Licht der Welt. Bei etlichen dieser Geburten war die leitende Hebamme selbst dabei. An die genaue Zahl an Kindern, die sie auf die Welt gebracht hat, kann sie sich zwar nicht erinnern, jedoch ist es mittlerweile die zweite Generation. Da Isabella von Ohlen selbst drei Kinder hat – und mittlerweile sogar Großmutter ist – bringt sie viel Verständnis und Empathie für die werdenden Mütter und jungen Eltern auf.

Dass beinahe 40 Jahre Berufserfahrung aber nicht ohne größere Veränderungen auskommen, hat die Hebamme auf vielfältige Weise in Erfahrung gebracht. Da sich immer mehr Hebammen für die Freiberuflichkeit entscheiden, sinkt deren Anzahl in Krankenhäusern kontinuierlich. „Wir kriegen unsere Geburtenzahlen zwar noch gestemmt, aber wir freuen uns immer über Bewerbungen“, berichtet sie. Eine andere Veränderung in ihrem Beruf geht auf ein Umdenken in der Gesellschaft zurück: Mit der „familienorientierten Geburtshilfe“ wird auf die zunehmende Bereitschaft der Väter reagiert, von ihrer klassischen Rolle als Versorger und Ernährer abzukommen und sich auch in anderer Form um die Familie zu sorgen. Mit dem neuen Modell der „familienorientierten Geburtshilfe“ werden die Väter von der Geburt an miteingebunden. Die Nabelpflege und das Wickeln wird ihnen genauso erklärt wie der Mutter auch. Ebenso lernen sie, ihr Kind mit der Flasche zu füttern, sollte es von der Mutter nicht gestillt werden. Daneben seien Männer mittlerweile in deutlich höherem Maße dazu bereit, bei der Geburt ihres Kindes im Kreißsaal mit dabei zu sein. In den sogenannten „Familienzimmern“ können sich Eltern und Neugeborenes schließlich gegenseitig in aller Ruhe näher kennenlernen. „Beide Elternteile müssen die Geburt zusammen erleben und gemeinsam verarbeiten“, so Isabella von Ohlen.

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