Kultur Kunsthistorikerin ist Dormagener Kunstschätzen auf der Spur

Dormagen · Denise Trump entstaubt, katalogisiert, bewertet und sichert die Kunstwerke der Stadt Dormagen. Rund 1000 Exponate hat sie im Neuen Rathaus schon inventarisiert. Demnächst folgt die Kunst in den Stadtteilen.

 Kunsthistorikerin Denise Trump inventarisiert die Kunstbestände der Stadt Dormagen. Eines ihrer Lieblingswerke ist wegen seiner surrealen Formensprache das Bild von Olga Domanova von 1995, das eine Wüstenlandschaft mit Kamel und Reiter und einen riesigen Nagel zeigt.   Foto: Stadt

Kunsthistorikerin Denise Trump inventarisiert die Kunstbestände der Stadt Dormagen. Eines ihrer Lieblingswerke ist wegen seiner surrealen Formensprache das Bild von Olga Domanova von 1995, das eine Wüstenlandschaft mit Kamel und Reiter und einen riesigen Nagel zeigt. Foto: Stadt

Foto: Stadt Dormagen

Es ist mit etwa 20 Grad angenehm kühl. In der Luft liegt ein Papier-Geruch, der an eine Bibliothek erinnert. Beim Betreten des Kunstlagers im Keller des Neuen Rathauses fällt der Blick zuerst auf Metallregale und hohe, so genannte Planschränke. In schmalen Schubladen lagern mehrere tausend Bilder und Skizzen, die alle einzeln in Seidenpapier verpackt werden. An verschiedenen Stellplätzen befinden sich zudem große Gemälde. Wie viele Kunstwerke und Kulturschätze Dormagen insgesamt besitzt, das findet Kunsthistorikerin Denise Trump gerade heraus. Seit mehr als vier Monaten säubert, katalogisiert und verpackt die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kulturamtes jedes einzelne Exponat. In einer Woche digitalisiert sie rund 80 bis 100 Werke, insgesamt rund 1000 Exponate bisher. Bis zum Winter hofft die 31-Jährige, das Kunstlager weitestgehend inventarisiert zu haben. „Danach reise ich durch die Stadtteile und katalogisiere die Kunststücke in städtischen Gebäuden und die Kunst im öffentlichen Raum wie etwa Skulpturen und Brunnen“, sagt sie.

„Die digitale Inventarisierung der städtischen Kunstwerke ist eine wichtige Aufgabe, die wir dank des Expertenwissens von Denise Trump jetzt umfassend angegangen sind“, betont Kulturdezernentin Tanja Gaspers. Bisher fehlte eine Komplett-Liste aller Kunstwerke.

„Mithilfe der Bilder und Grafiken begebe ich mich auf eine Art Zeitreise durch die künstlerische Vergangenheit der Stadt“, sagt Trump über ihre spannende Aufgabe. „Mein Ziel ist es, das künstlerische Gedächtnis der Stadt zu strukturieren und so die Grundlage für eine künftige Handhabung sowie einen angemessenen Schutz der Arbeiten zu schaffen.“ Dafür muss erst der Bestand gesichtet werden.

Die 31-Jährige trägt weiße Baumwollhandschuhe, während sie die Werke mit einem Pinsel entstaubt. Beim Katalogisieren gibt sie den Künstler, die Maße, den Zustand, einen Schätzwert und eine Beschreibung des Bildes in die Datenbank ein. Anschließend werden die Kunstwerke fotografiert, verschlagwortet und mit einer Inventarnummer versehen. Grafiken legt Trump vorsichtig und von Seidenpapier getrennt übereinander. In einigen Schubladen lagern bis zu 100 Stück. Die Sammlung ist sehr vielfältig, wie Trump ausführt: „Sie reicht von Werken von Menschen, die in Dormagen geboren wurden oder hier lebten bis hin zu Künstlern, die lediglich eine Ausstellung in der Stadt hatten“, berichtet die 31-Jährige.

Der Großteil der Skizzen und Zeichnungen stammt aus dem Nachlass von Theodor Blum. Der begnadete Kölner Landschaftsmaler war unter anderem Kriegsmaler und hat beide Weltkriege an der Front miterlebt. Rund 3000 Grafiken von ihm lagern heute in der Kunstsammlung der Stadt Dormagen. „Bereits zu Lebzeiten zog es Blum immer wieder nach Zons“, sagt Trump. Deshalb verfügte er in seinem Testament, dass die damals eigenständige Stadt sein Lebenswerk erhalten sollte. 1968 starb der Künstler. „Es ist ein sehr spannender Nachlass. Er umfasst nicht nur die fertigen Bilder, sondern auch zahlreiche Probedrucke sowie zweite, dritte oder auch vierte Fassungen, teils mit Anmerkungen des Künstlers“, berichtet die Kunsthistorikerin. „Das ist sehr selten und gewährt einen hochinteressanten Einblick, wie Theo Blum als Künstler gearbeitet hat. Sein Schaffensprozess ist dadurch sehr schön zu erkennen.“

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