Dormagen "Intensivtäter bereut Flucht"

Dormagen · Raphaelshaus-Direktor Hans Scholten sprach im Wuppertaler Gefängnis mit dem gefassten Intensivtäter, der vor acht Wochen aus dem Raphaelshaus geflüchtet war. "Er bereut diese Kurzschlussreaktion", berichtet Scholten.

 Raphaelshaus-Direktor Hans Scholten vor dem verwaisten Anbau, in dem das

Raphaelshaus-Direktor Hans Scholten vor dem verwaisten Anbau, in dem das

Foto: H. Jazyk

Abgemagert sieht der 17-Jährige aus, verhärmt nach acht Wochen Flucht. Mit diesem Eindruck des jugendlichen Intensivtäters kommt Raphaelshaus-Direktor Hans Scholten Mittwochnachmittag zurück nach Dormagen.

"Er bereut diese Kurzschlussreaktion und schämt sich sehr vor seinen Eltern, die auf das Modellprojekt gesetzt hatten", berichtet Scholten. Im Gefängnis in Wuppertal konnte er kurz mit dem 17-Jährigen sprechen, der am Sonntag in Siegen festgenommen wurde, nachdem er am 19. August gemeinsam mit einem anderen 17-Jährigen, nach dem noch gefahndet wird, aus der Horst-Wackerbarth-Gruppe des Raphaelshauses geflüchtet war.

Wie der 17 Jahre alte Intensivtäter, der wegen mehrmaligem Diebstahl verurteilt worden war, in Siegen verhaftet wurde, konnte Peter Marchlewski, Sprecher des NRW-Justizministeriums, nicht sagen: "Die Einzelheiten der Festnahme sind für uns zunächst unerheblich", sagte der Sprecher, der bestätigte, dass durch eine Flucht die Chance auf eine Teilnahme am Modellprojekt "Jugendvollzug in freien Formen" verwirkt wird: "Der Festgenommene befindet sich in Wuppertal in geschlossenem Vollzug."

Im Auftrag des NRW-Justizministeriums wurden ab 1. August im Dormagener Jugendhilfezentrum sechs jugendliche Intensivtäter nach strengen Regeln auf das Leben nach der Strafe vorbereitet. "Damit soll die Rückfallquote von bis zu 60 Prozent bei jugendlichen Straftätern verbessert werden", erklärte Marchlewski. Das Aussetzen des Projektes am 28. September nach dem Bekanntwerden der Flucht von insgesamt drei der sechs Teilnehmer soll nicht endgültig sein, betonte der Justizsprecher: "Wir hoffen auf einen Konsens aller Parteien, um das Projekt so schnell wie möglich weiterzuführen." Am 23. Oktober treffen sich dazu die rechtspolitischen Sprecher der Parteien im Landtag.

Die drei verbliebenen Jugendlichen wurden vor knapp drei Wochen ins Gefängnis nach Iserlohn gebracht, wo sie weiterhin auch von Pädagogen aus dem Raphaelshaus betreut werden. Raphaelshaus-Direktor Hans Scholten hofft, dass das Projekt bald wieder weitergehen kann: "Wir müssen den Jugendlichen eine Perspektive bieten, so dass sie nicht mehr straffällig werden." Denn ansonsten würden sie nach der Verbüßung ihrer Strafe wieder entlassen, ohne ihr Verhalten geändert zu haben. Beim jetzt Festgenommenen hat Scholten großes Bedauern festgestellt: "Es ist ihm bewusst, was er verloren hat."

(NGZ/rl/top)
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