Wohnhaus diente einst vermutlich als Kapelle Inschrift weist auf Gotteshaus hin

Wohnhaus diente einst vermutlich als Kapelle · Von Carsten Sommerfeld

Von Carsten Sommerfeld

Im Verborgenen schlummert am Kapellenberg ein Stück Stürzelberger Kirchengeschichte. Das meint Archäologe und Historiker Jost Auler. Für ihn steht fest, dass dort, wo ein leerstehendes Wohnhaus steht, bis 1838 in einer Kapelle Messen gefeiert wurden. Das Schicksal des Hauses ist wohl besiegelt, es soll einem Neubau weichen. Dieses Wohnhaus war nach den Erkenntnissen des Stürzelbergers Archäologen Jost Auler bis 1838 eine kleine Kapelle - natürlich mit einem ganz anderen Aussehen. Zwar ist das Schicksal des leerstehenden Gebäudes besiegelt, der Abriss genehmigt - doch zumindest eine archäologische Untersuchung des Bodens ist vorgesehen. NGZ-Foto: M. Reuter

Die Stadt erteilte die Abrissgehmigung unter der Auflage einer archäologischen Untersuchung des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes. Ein zweistöckiges, nicht mehr bewohntes Haus mit der Hausnummer acht, fast nichts weist darauf hin, dass es sich früher um eine Kapelle gehandelt haben soll - mit Ausnahme einer Inschrift über der Tür: "Im Gotteshaus 1774". Der Stürzelberger Jost Auler stieß auf einen urkundlichen Nachweis aus den Jahren 1665/66 zur Existenz der zur Pfarre Zons gehörenden Kapelle aus dem 17. Jahrhundert.

Mehr noch: "In einer Karte von 1751 ist die Kapelle verzeichnet." Laut Auler handelte es sich um ein Bauwerk mit Apsis zum Rhein hin und einem Schieferdach. "Das war ungewöhnlich, die meisten Häuser im Ort waren mit Reet oder Stroh gedeckt." Gemäß kaiserlichen Dekret" 1806 sollte es sich um eine Hilfskapelle handeln. Nach dem Bau der Kirche an der Oberstraße habe die Kapelle 1838 als sakrales Gebäude ausgedient. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Gebäude mehrfach umgebaut, um eine Etage aufgestockt.

"Das war bis 1961 eine Schule, später eine mechanische Schuhfabrik", weiß Jakob Justenhofen, der die Diskussion um die Kapelle angestoßen hatte. Auch der Zonser Architekt Alois Bauers kann sich an eine frühere Nutzung erinnern. "Dort war eine Bäckerei, da bin ich selbst als Kind einkaufen gegangen." Nun plant er auf dem Grundstück ein zweistöckiges Mehrfamilienhaus; eine Bauvoranfrage an die Stadt ist gestellt. Die Abrissgenehmigung für den Altbau liegt bereits vor. Ob es sich dabei wirklich um das frühere Gotteshaus handelt, hält Bauers nicht für belegt.

"Wir haben das Gebäude von oben bis unten durchleuchtet und sind auf keine sakrale Bausubstanz gestoßen." Als Denkmal erhaltenswert ist das Haus wohl nicht: "Den einzigen Hinweis auf eine Kapelle bietet diese Inschrift", heißt es im Schreiben des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege an die Stadt. Für ein Denkmal sei eine Bausubstanz vonnöten, die einen "historischen Sachverhalt anschaulich vermitteln kann. Ein bis zur Unkenntlichkeit überformtes Gebäude wird dem nicht gerecht."

"Irgendwo stecken in dem Haus die alten Mauern drin", meint dagegen Jost Auler. Auch wenn der Abriss genehmigt ist, so wurde doch in der Genehmigung eine archäologische Untersuchung des Erdreichs durch das Amt für Bodendenkmalpflege festgelegt. Auler verweist auf Folgen eines Unfalls 1998, bei dem ein Lastwagen eine Mauer gerammt habe. "Damals wurden Fundamente frei, die vielleicht auf einen Vorgängerbau schließen lassen." Ebenfalls sieht die Genehmigung vor, dass der Stein mit der Inschrift erhalten bleibt. Justenhoven stellt sich vor, dass dieser in der Kirche einen neuen Platz findet.

(NGZ)
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