Dormagen Ineos will 45 Millionen Euro

Dormagen · Petrochemisches Unternehmen ist wieder mit 70 Prozent ausgelastet. Nach dem Großbrand am 17. März 2008 wird nun über Schadensersatz mit dem Pipeline-Betreiber ARG gesprochen.

Dormagen/Worringen Ineos will weg von den negativen Schlagzeilen. Die gab es zuhauf nach dem Großbrand am 17. März vergangenen Jahres. Hinzu kommt, dass es immer wieder Gerüchte um wirtschaftliche Schwierigkeiten des petrochemischen Unternehmens mit rund 2200 Beschäftigten gab. "Alles Gerüchte", wiegelt Geschäftsführer Dr. Patrick Giefers ab. Ineos wird von Analysten in einem Atemzug mit jener amerikanischen Chemiegruppe genannt, die den Standort Köln Wesseling betreibt und Insolvenz anmelden musste. "Auch Ineos ist weitgehend fremdfinanziert", gesteht Giefers zu. Aber es gäbe gravierende Unterschiede zu Wesseling: "Bei Ineos ist das Wirtschaftskonzept mit 230 Banken weltweit abgestimmt", so Giefers. Dabei seien auch der Rahmen für die Krise festgelegt worden. Die hat laut Giefers auch Ineos erwischt. Aber nicht so scharf wie andere in der Branche. Immerhin liegt Ineos an dritter Stelle der weltweiten Petrochemie. Die Verluste summierten sich auf 200 Millionen Euro 2008 und 420 Millionen Euro 2009 bei 2,6 Milliarden Euro Umsatz im Chempark. Dennoch schaffte es das Unternehmen, fast ohne Kurzarbeit durch das Krisenjahr zu kommen. Giefers: "Wir sind wieder bei 70 Prozent Auslastung, die Nachfrage zieht langsam wieder an." In Spitzenzeiten liegt die Auslastung bei rund 80 Prozent. "Wir haben zurzeit einige routinemäßige Stillstände, die sich in dieser Statistik wiederfinden", relativiert der Sicherheitsbeauftragte des Unternehmens, Dr. Carsten Schuster, diese Zahlen. Als wirtschaftliche Sicherheit für den Standort nennt Giefers auch, dass rund 60 Prozent der Kunden im Umkreis von 50 Kilometern liegen, zu einem großen Teil in den Curenta-Chemparks Dormagen, Leverkusen und Krefeld-Uerdingen.

"Der Großbrand vom 17. März 2008 ist immer noch in den Köpfen der Mitarbeiter und Nachbarn", sagt Giefers. Die Aufarbeitung ist noch nicht abgeschlossen. Aber für Giefers steht der Verursacher des Unglücks jetzt fest: "Nach dem Gutachten des TÜV gehen wir davon aus, dass der Rohrleitungsbetreiber als Verursacher feststeht." Zurzeit versucht Ineos in außergerichtlichen Verhandlungen zu einer Lösung bei den Schadensersatzforderungen zu kommen. Die geforderte Summe: 45 Millionen Euro direkte Schäden und Produktionsausfall nach dem Schadensereignis.

Wie berichtet war damals nach einer Stichflamme aus einer Ethylen-Pipeline ein mit Acrylnitril gefüllter Tank in Brand geraten. Es kam zu dem größten Feuerwehr-Einsatz der Kölner Feuerwehr nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Einsatz waren damals rund 1000 Einsatzkräfte. Ernsthaft verletzt wurde wie durch ein Wunder niemand.

"Sicherheit", so Schuster, "ist eines der wichtigsten und größten Güter im Unternehmen. Dabei liegt Ineos in der Unfall-Statistik deutlich unter der weltweiten Richtlinie von 0,25 meldepflichtigen Unfällen pro 100 000 Arbeitsstunden. Auch das soll beim regelmäßigen Gespräch mit den Bürgern vor allem in Worringen vermittelt werden. Wie das Unternehmen überhaupt um Imageverbesserung bemüht ist. Das ist nicht ganz einfach, da die Produkte zwar in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens wie in vielen Kunststoffen enthalten sind, aber eben nur als Vorprodukt.

Als größte Herausforderung in den kommenden Monaten sieht Giefers vor allem die Bewältigung der Krise. "Ich hoffe, dass sich die Nachfrage weiter stabilisiert." Auf der anderen Seite stellt sich das Unternehmen darauf ein, dass es in der Produktpalette Akzente setzt. "Das Massengeschäft in der Chemie wird immer schwieriger." Sorgen bereiten Giefers auch die Energiekosten: "Im Zuge des Emissionshandels werden die Preise steigen."

Zur Sache Vertrauen verdient

(RP)
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