Dormagen In Zons gehört Singen zum guten Ton
Dormagen · Die Friedrich-von-Saarwerden-Grundschule wird am Mittwoch als "Singende Grundschule" ausgezeichnet.
Alle Grundschulkinder singen zusammen — unabhängig von ihrer Herkunft, von ihrem finanziellen oder familiären Hintergrund: Dieses Modell unter dem Titel "Jedem Kind seine Stimme" (JEKISS) hat die Westfälische Schule für Musik entwickelt und ist Vorbild für die Chor-Initiative der Friedrich-von-Saarwerden-Grundschule in Zons. Seit anderthalb Jahren läuft dort unter Federführung der Musiklehrerin Susanne Fiegert die Chor-AG, in der Kinder der ersten und zweiten sowie dritten und vierten Klassen gemeinsam singen. Aufgrund ihres erfolgreichen Engagements bekommt die Schule am kommenden Mittwoch das Zertifikat "Singende Grundschule" der Westfälischen Schule überreicht.
"Angefangen habe ich mit elf Kindern", erzählt die Musiklehrerin, die selbst im Dormagener "Da Capo"-Chor singt, "heute ist ein Viertel aller Kinder der Schule mit dabei." Gesungen wird mit den Kindern fast alles: von "Alle Vögel sind schon da" über die "Pommesbuden-Polonaise" bis hin zu Liedern aus Israel, Afrika oder Spanien. "Die Kinder lernen die Lieder auswendig, wir arbeiten nicht mit schriftlichen Texten", sagt Fiegert. Die Zonser Kinder sind mit großem Spaß dabei. Das Singen beschränkt sich inzwischen nicht auf die wöchentliche Chor-AG: "Auch in den anderen Unterrichtsstunden wird einfach mal spontan zusammen gesungen. Zum Beispiel zur Entspannung nach einer Klassenarbeit. Dann stellen sich die Chorkinder nach vorne, beginnen zu singen und die anderen machen mit." Das gemeinsame Singen bekommt dadurch eine besondere Qualität, es verbindet die Schulgemeinschaft. Ihre Lust am Singen und ihr gestiegenes Können demonstrieren die Grundschulkinder bei vielen Anlässen wie an Karneval, zu Ostern oder im Advent. "Für viele Kinder ist der Chor auch der Einstieg in die Musik mit einem Instrument."
Mit JEKISS können hundert Prozent aller Grundschulkinder erreicht werden. "Das ist der große Vorteil. Singen ist die elementarste Form des Musizierens", so Fiegert. Singen kommt ohne Instrument aus und braucht keinen kostenintensiven Unterricht. Der Einstieg in die Welt der Musik wird vielmehr leicht gemacht. Regelmäßig singende Kinder entwickeln, so sagen es die Verantwortlichen der Westfälischen Schule für Musik, ein Gefühl für Form und Rhythmus und sie lernen dabei, sich auf der Bühne zu präsentieren.
Neu ist das Münsteraner Projekt, wo Fiegert und Kolleginnen der Dormagener Musikschule sich fortbilden, nicht. 2007 rief die Musikschule der Stadt Neuss das namentlich gleiche Modell unter der Abkürzung "JeKi-Sti" ins Leben. Alle Neusser Grundschulen mit über 4500 Kindern nahmen in der Folge daran teil. Auch in Dormagen ist, sagt Musiklehrerin Fiegert, geplant, JEKISS auf möglich viele Grundschulen auszuweiten. Dafür zeichnet in erster Linie die städtische Musikschule mit ihrer Leiterin Bärbel Hölzing verantwortlich. Eingebunden ist auch das Chorhaus mit Kantor Horst Herbertz. Weil nicht in allen Grundschulen ausgebildete Musiklehrerinnen arbeiten, könnte die Musikschule mit ihren Fachkräften aushelfen. Das kostet Geld. Daher werden für die Umsetzung dieses Plans noch Sponsoren gesucht.