Dormagen Imker ist Herr über eine Million Bienen

Dormagen · Im Garten von Wilfried Schomberg surren 22 Bienenvölker, die jeweils bis zu 30 Kilo Honig produzieren. Bei einer Führung gab er Einblicke.

Unter den Imkern gilt Wilfried Schomberg als ein echtes Original. Seit mehr als 20 Jahren ist der 76-Jährige Herr über mehrere Bienenvölker. Derzeit sind es 22 mit jeweils etwa 60.000 Bienen. Im Umgang mit den surrenden Tierchen, die er als "handzahm" bezeichnet, ist er nicht gerade zimperlich: Auf einen Schutzanzug verzichtet er getrost. "Sowas brauche ich nicht. Mich können die Bienen 20 Mal am Tag stechen, da passiert mir nichts", sagt das Mitglied des Imkervereins Bayer-Dormagen, der beim Öffnen eines der Völker lediglich eine Pfeife im Mund hat, deren Qualm die Insekten ein wenig von seinem Gesicht fernhält. "Nach so vielen Jahren bin ich da abgehärtet."

Mit bloßen Händen greift er eines der Rähmchen aus einem Magazin, darauf tummeln sich unzählige Bienen, die wild umherkrabbeln. "Hier ist die Königin", sagt er und zeigt nach kurzem Suchen mit seinem Finger auf eine etwas dickere Biene, die er mit einem kleinen roten Punkt auf dem Rücken markiert hat. Die Königin legt pro Tag bis zu 3000 Eier und gilt als "Legemaschine". Sie sorgt für den Nachwuchs im jeweiligen Bienenvolk. Die meisten der 15 Besucher, die bei der Imker-Tour der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Dormagen neben Schomberg stehen, haben so etwas noch nie gesehen. "Wahnsinn", sagt ein Kind staunend, während es auf den Bienen-Haufen um die Königin blickt. Dann reicht Schomberg eine Drohne umher - eine männliche Biene, die nicht stechen kann und daher im Gegensatz zu den Arbeiterinnen im Volk ungefährlich ist.

Seit einiger Zeit macht das "Bienensterben" Schlagzeilen. In Deutschland gibt es immer weniger der Insekten. Das ist ein Problem, denn Bienen produzieren nicht nur Honig, sondern bestäuben auch Pflanzen - ihre größte Leistung. "Solange es Imker gibt, gibt es auch Honigbienen", betont Schomberg, der um die Bedeutung seines Hobbys weiß. Wildbienen hingegen sind aus seiner Sicht stark gefährdet. "Wir brauchen mehr junge Imker", sagt er. Der 39-jährige Dormagener SDW-Vorsitzende Marc Pellekoorne ist einer, den man zu den "Jüngeren" unter den Imkern zählen kann. Er betreibt das Imkern seit drei Jahren und hat elf Bienenvölker im Tannenbusch. "Der größte Feind der Bienen ist der Mensch", sagt er. Gerade Stoffe wie Glyphosat seien schädlich für Bienen, sie würden dadurch orientierungslos.

Bei der SDW-Führung geht auch Wolfgang Tylus näher auf die Honigbiene ein: Anhand eines Modells erklärt der Fachmann die Anatomie der Honigbiene. Sie produzieren Honig, indem sie dem Nektar Wasser entziehen und ihn verdicken. "Außerdem reichern sie den Nektar mit Enzymen an", sagt Pellekoorne, der für frischen Wabenhonig schwärmt: "Der ist richtig lecker."

Die Besucher der Imker-Tour sehen das genauso: Viele genießen den Honig aus einer Wabe, den Imker Schomberg gerade erst geerntet und von der Wachsschicht, mit denen die Bienen den süß-klebrigen Stoff überzogen haben, befreit hat. "Ich rechne damit, dass ich dieses Jahr pro Volk etwa 30 Kilo Honig ernten kann", sagt Schomberg.

(cka)
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