Mehrwegsystem in Dormagen Gastronomie lehnt Mehrweg-Becher ab

Dormagen · Nicht der Umwelt zuliebe, sondern aus Marketinggründen sollen jetzt 500 Becher für 4000 Euro gekauft werden.

 Diese drei Kaffeebecher-Varianten hat die Stadt angeboten. Wie die „Dorma-Tasse“ am Ende aussehen wird, ist noch nicht klar.

Diese drei Kaffeebecher-Varianten hat die Stadt angeboten. Wie die „Dorma-Tasse“ am Ende aussehen wird, ist noch nicht klar.

Foto: Stadt Dormagen

Was in anderen Städten etabliert ist, ist in Dormagen gescheitert: die Idee eines Mehrwegsystems für Kaffeebecher. Der Hauptgrund dafür ist das mangelnde Interesse von Dormagener Gastronomen, die sich trotz etlicher Gespräche mit der Wirtschaftsförderung nicht für dieses System erwärmen konnten. Einen „Dormagen-Becher“ wird es dennoch geben: Alternativ beschloss der Stadt, in Abkehr vom ursprünglichen reinen Umweltgedanken 500 Becher für einen Gesamtpreis von 4000 Euro als Marketinginstrument zu kaufen. Immerhin: Die Verteilung der Becher soll an eine „Sensibilisierungs-Kampagne“ gekoppelt werden.

Es ist fast zwei Jahr, seit die Fraktionen von Piraten, Linke und Grüne den Antrag für ein solches Mehrwegsystem gestellt haben. Die Verwaltung identifizierte in der Folge – auch mit Blick auf die gute Akzeptanz in Köln und Düsseldorf – das Mehrwegbecherpfandsystem „reCup“ als potenzielles System für Dormagen. Dabei handelt es sich um ein Mehrweg-Pfandbechersystem mit einem Mehrwegdeckel. Obwohl dieses Mehrwegsystem über ein einfaches An- und Abmeldeprocedere verfügt, konnten sich die Dormagener Gastronomen diesem System nicht öffnen. Große Ketten, wie McDonald’s oder Backwerk, haben ihre eigenen Produkte, die deutschlandweit eingesetzt werden. Große Bäckereiketten, wie Voosen und Kraus, die viele Filialen in Dormagen haben, verfolgen ihre eigenen Strategien. Das Mehrwegbecher-Pfandsystem „reCup“ wird dennoch in Dormagen angeboten. Im Cateringbereich der Esso-Tankstelle in Nievenheim wird ein reCupMehrwegpfandbecher mit einem Mehrwegdeckel angeboten. Der Betreiber des Kioskes am Dormagener Bahnhof hat das Thema „Mehrwegbecher“ aufgegriffen und beabsichtigt, 2019 einen eigenen Mehrwegbecher, der mit seinem Logo und Kontaktdaten gebrandet wird, auf den Markt zu bringen.

Das Bedauern bei den Ratspolitikern über das nicht vorhandene Interesse bei den Gastronomen war hörbar. Aber: „Wir müssen den Mehrwegbecher jetzt als Marketinginstrument für die Stadt ansehen“, sah es Grünen-Fraktionschef Tim Wallraff pragmatisch. Das fand Rüdiger Westerheide (CDU) zwar gut, kritisierte aber den Preis von acht Euro für einen Becher als sehr hoch. Für Martin Voigt (SPD) ist der Kaffeebecher jetzt ein „Mittel zum Zweck“ und sieht darin einen „Kick off“, um damit für Nachhaltigkeit zu werben, wenn es mit einem Konzept verbunden ist. Karlheinz Meyer (FDP) will entsprechende Informationen über das Mehrwegsystem bei städtischen Veranstaltungen. Für Marcus Glöder (Linke) ist der mögliche Effekt angesichts von nur 500 Bechern zu gering. Bürgermeister Erik Lierenfeld regte an, mit Gastronomen darüber zu verhandeln, dass sie einen Rabatt gewähren, wenn der Kunde mit einem eigenen Kaffeebecher vorbeikommt.

Klar ist, das betonte Stadtsprecher Max Laufer, dass die 500 „Dorma-Becher“ nicht als Give-away beliebig unter die Leute verteilt werden soll: „Es wird ein dazu gehöriges Konzept geben.“ Denkbar wäre aus Sicht des Umweltteams der Stadt eine Verteilaktion am 12. Mai zum Auftakt der Tannenbuschwoche und am 30. September in Zusammenhang mit dem Projekt „Weltbaustellen“ Veranstaltung zum Thema „Nachhaltiges Essen“, wo es auch um Klimaschutz geht.

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