Wohnen in Dormagen Neues Malerviertel zum Teil autofrei planen

Der neue Stadtplaner Robert Ullrich will Dormagen mit frischen Konzepten weiterbringen. Der „Strabi“ habe überragende Bedeutung.

In Nievenheim stehen im aktuell größten Wohnbaugebiet noch längst nicht alle Häuser. Im Rathaus laufen derweil die Planungen für ein viel größeres Baugebiet: Malerviertel III. Das soll moderner, kreativer, lebendiger ausfallen, wenn es nach Robert Ullrich geht. Der neue Chef der Stadtplanung will neue Gedanken einbringen, Veränderung. Eine Idee: Einen Teil der kommenden Baufläche frei von Autoverkehr halten. Der Vorbehalt: Die Politik muss bereit sein, dem neuen Denker und Lenker im Planungsbereich des Rathauses auch zu folgen. Ullrich fordert „mehr Zukunftsoptimismus“.

Zur Einordnung: In Nievenheim werden etwa 170 Wohneinheiten entstehen, im kommenden Beethovenquartier in der Stadtmitte könnten es rund 450 werden. Das ist nichts im Vergleich zu dem Superareal, das im Rathaus offiziell unter dem sperrigen Titel „Nördlich der Rubensstraße“ läuft, aber als „Malerviertel III“ bekannt ist: Auf der 15 Hektar großen Fläche könnten es bis zu 800 Wohneinheiten werden. Die Vorplanungen laufen, sagt Ullrich, mit der Öffentlichkeitsbeteiligung könnte es in der zweiten Jahreshälfte, aber spätestens Anfang 2020, etwas werden. Der gebürtige Nürnberger, der Gregor Nachtwey ablöste, möchte kein 08/15-Wohngebiet planen. „Varianten sind möglich bei der Erschließung, beim Zuschnitt der Baufelder oder auch bei innovativen Wohnkonzepten. Ullrich kann sich gut vorstellen, einen Teilbereich auch autofrei zu halten. Das Thema Mobilität werde immer wichtiger, ist er überzeugt. Ebenso von seiner Einschätzung: „Dormagen ist ein Autofahrer-Standort, alleine schon wegen den beachtlichen Entfernungen zwischen den Ortsteilen.“ Wenn es um Entlastungen von Ortsteilen oder dort von bestimmten Bereiche gehe, „dann gibt es andere, die mehr belastet werden, das ist nicht weg zu diskutieren.“ Ullrich hält es für sinnvoll, die Taktfrequenzen im ÖPNV zu erhöhen, ebenso über kleinere, vielleicht bald autonom fahrende Busse nachzudenken. In Dormagen könnte es mehr Stellplätze geben – in Parkhäusern, die deutlich in die Höhe gehen.

Ullrich, den viele Jahre als Planer in kleinen und großen privaten Büros prägten, studierte zwar Architektur mit der Fachrichtung Stadtplanung, er ließ sich aber auch an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee von Top-Architekt Daniel Libeskind beeindrucken und beeinflussen, „der von seinen Studenten einforderte, auf eigene Ansätze zu setzen“.

Den entscheidenden Pflock müssen Stadt und Politik mit dem neuen Flächennutzungsplan (FNP) einschlagen. Darin ist das Seveso-Gutachten der Knackpunkt, wie Ullrich sagt. „Es fehlt der abschließende Bericht des TÜV, weil noch nicht alle Anlagen des Chemparks berechnet worden sind.“

Zu seinen kommenden Arbeitsschwerpunkten gehört neben der Entwicklung der Baugebiete und des FNP auch das Thema Wasser: Der Straberg-Nievenheimer See hat für ihn eine überragende Bedeutung und Entwicklungsmöglichkeit und kann „identitätsstiftend für die gesamte Stadt werden“. Seine Idee samt Frage: „Kann der Badesee verlängert werden?“ Dormagen verfüge über einen hohen Anteil an zentral gelegenen Wasserflächen, „die nutzbar, zugänglich und erlebbar zu machen, ist auch ein Ziel“.

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