Dormagen Ich tröte, also bin ich

Dormagen · Seit der Fußball-Weltmeisterschaft weiß jeder, was eine Vuvuzela ist – und wie sie "klingt". Beim Musikschulfest gab's Gratis-Unterricht von einer Trompeterin. Auch die NGZ-Redaktion hat versucht, der Tröte Töne zu entlocken.

 An die Tröte, fertig los! Trompeten-Lehrerin Susanne Knoop (2.v.l.) schaffte es auf dem Musikschulfest an der Kulturhalle sogar, NGZ-Redakteur Heiko Schmitz (li.) die Trötentöne beizubringen.

An die Tröte, fertig los! Trompeten-Lehrerin Susanne Knoop (2.v.l.) schaffte es auf dem Musikschulfest an der Kulturhalle sogar, NGZ-Redakteur Heiko Schmitz (li.) die Trötentöne beizubringen.

Foto: H. Jazyk

Seit der Fußball-Weltmeisterschaft weiß jeder, was eine Vuvuzela ist — und wie sie "klingt". Beim Musikschulfest gab's Gratis-Unterricht von einer Trompeterin. Auch die NGZ-Redaktion hat versucht, der Tröte Töne zu entlocken.

Das kann doch nicht so schwer sein! Millionenfach pumpen Fußballfans rund um den Globus in diesen Tagen Atemluft in ihre Vuvuzelas. Über den Fernsehton klingen sie ein Schwarm wild gewordener Insekten. Alternativ wird der Klang einer Vuvuzela auch mit dem Trompeten eines Elefanten verglichen. Trompeten sind ein gutes Stichwort. "Im Grunde funktioniert die Vuvuzela wie eine Naturtrompete, wobei die natürlich viel länger ist", sagt Susanne Knoop.

Die 32-jährige Trompeten-Lehrerin an der Dormagener Musikschule hatte sich bereit erklärt, während des Musikschulfests am Sonntag an der Kulturhalle einen kleinen Vuvuzela-Workshop anzubieten, den viele kleine und große Fans nutzten, um mit der Blechbläserin und einem Schlagzeuger als Vuvuzela-Band aufzutreten. Auch für mich war klar: Ich hole mir den letzten Schliff und versuche mit professioneller Unterstützung, meiner Vuvuzela mehr als geräuschlastiges Getröte zu entlocken.

Worauf muss ich achten beim Vuvuzela-Spiel? "Erst einmal darauf, niemandem direkt ins Ohr zu blasen", sagt Susanne Knoop und lacht. Als Trompeterin weiß sie nur zu gut, wovon sie spricht. Auch Vuvuzelas sind vor allem eines: laut. Gut, wir wollen ja keine Hörschäden hinterlassen. Es geht los. Moment! Nicht einfach reinpusten und erst recht nicht reinsabbern. Wichtig: Ruhig einatmen, Mund anspannen und dem geöffneten, ins Mundstück gepressten Lippen ein trocken-präzises "pff" entweichen lassen. "Die Vibration wird von dem Trichter einfach nur verstärkt", sagt Knoop.

Stimmen Ansatz und Lungenvolumen, sollte ein langgezogenes "A" erklingen — im Vergleich zu Susanne Knoops moderner Ventiltrompete klingt meine Vuvuzela ungefähr einen halben Ton tiefer. Die Profi-Trompeterin schafft es auch, das "A" eine Oktave höher zu blasen, ein Glissando hinzubekommen und fetzige Rhythmen zu blasen — "darum geht's ja beim Anfeuern im Stadion", sagt sie. Donnerwetter!

Immerhin gelingen danach auch meine Versuche, der deutschen Elf wegen ihrer Niederlage am Freitag nachträglich den Marsch zu blasen, immer besser. "Es ist ein Riesenvorteil, wenn man Trompete spielen kann", höre ich eine junge Vuvuzela-Künstlerin neben mir sagen — wofür Musikunterricht nicht alles gut ist. Also nochmal: Luft holen, Mund und Lippen spannen und "pffff". Geht doch! Warum keiner klatscht auf dem Platz vor der Kulturhalle, während ich mich in alle Richtungen verbeuge, kann ich mir nicht erklären. Susanne Knoop jedenfalls schaut mich dankbar an, als ich die Vuvuzela zur Seite lege. "Irgendwann, sagt sie, ist das Thema erschöpft." Ich hole wieder tief Luft.

(NGZ)
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