Grenzwertüberschreitungen bei Blei und Arsen Hohe Werte - keine Gefahr

Dormagen · Von Chris Stoffels

Blei und Arsen im Boden - das weckt bei vielen Bürgern Erinnerungen und Ängste. Auch auf Dormagener Stadtgebiet gibt es einige Stellen, die mit diesen Stoffen erheblich belastet sind, wo die Grenzwerte zum Teil deutlich überschritten werden. Karl-Heinz Olk mit dem Raseneisenstein , der auf einem Gelände westlich des Knechtstedener Buschs gefunden wurde. Dort wurden zwar erhöhte Arsenwerte festgestellt, die Pflanzen dort aber waren nicht verseucht. NGZ-Foto: M. Reuter

Das ist die schlechte Nachricht. Die Gute: Blei und Arsen bleiben im Boden, werden nicht von den Gräsern und Kräutern aufgenommen, gelangen mithin nicht in den Nahrungskreislauf. Karl-Heinz Olk vom Rhein-Kreis Neuss und Dr. Martin Hütter vom Institut für Stadtökologie und Bodenordnung in Bochum informierten jetzt den Planungs- und Umweltausschuss über die Bodenbelastungen auf freien Flächen im Stadtgebiet Dormagen.

Sie haben eine Flächendeckende Bodenkarte mit der Stärke der Belastungen erstellt. Ihre Aufgabe dabei: die Nutzer der Flächen, vor allem die Landwirte, auf mögliche Gefahren hinzuweisen, die auf dem Boden lauern. Ihre Schwachstelle: Gemessen wird nur an der Erdoberfläche - mithin werden keine Altlasten wie die Arsen-Blase auf dem ehemaligen Zinkhütten-Gelände bei Delrath erfasst - und versiegelte Areale bleiben außen vor - mittlerweile fast ein Viertel aller Flächen in Dormagen.

Bleiansammlungen fanden die Bodenforscher vor allem im Bereich der diversen Flussbette des Rhein. im Stadtgebiet. "Erhöhte Blei- und Arsenvorkommen im Bereich der Bäche und Flüsse sind normal", so Martin Hütter. Erhöhte Bleiwerte wurden auch in Zons im Bereich des Baugebiets Zons-West gefunden, die vor einiger Zeit für Aufsehen gesorgt hatten, die aber beherrschbar sind und keine Auswirkungen auf den Fortgang des Baugebietes haben. Hohe Blei- und Arsenwerte fanden die Experten auch im Bereich der Zinkhütte - auch das ist seit Jahren bekannt.

Der am schwersten betroffene Bereich ist eingezäunt - dort wächst kein grüner Grashalm mehr. Genutzt werden könnte dieses Areal nur nach einer kompletten Versiegelung, die alle Gefärdungspotenziale überdeckt. Zwei Flächen westlich des Knechtstedener Busches weckten das besondere Interesse von Olk und Hütter. Dort fanden sie deutlich erhöhte Arsenwerte im Boden. Der Grenzwert von 50 Milligramm pro Kilogramm war überschritten. Die Ursache: Dort fand sich ein Vorkommen an Raseneisensteinen. Das sind eisenhaltig verklumpte Gräser. Sie wurden früher sogar verhüttet.

Offensichtlich haben unsere Vorfahren dieses Vorkommen übersehen. Diese Klumpen mit rund 30 Prozent Eisenanteil, waren früher in heimischen Bachbetten und in Sumpfgebieten weit verbreitet. Diese Klumpen haben auch erhöhte Arsenbelastungen zur Folge. Für die Bodenforscher stellte sich dann die Frage, wie gefährlich diese Vorkommen sind. Gradmesser dafür ist, ob die Stoffe bereits in die dort wachsenden Kräuter und Gräser eingedrungen sind und damit durch Weidewirtschaft indirekt in die menschliche Nahrungskette gelangen könnte, mithin die Grenzwerte, die die der Futtermittelverordnung vorgibt, überschritten sind.

Olk: "Zu unserer Überraschung ist das nicht geschehen." Selbst intensive Nachmessungen haben keinen Arsengehalt in den Pflanzen ergeben. Die Flächen können - unter weiterer Beobachtung - weiter bewirtschaftet werden. Die Raseneisensteine aber hütet Olk in einem Glas in seinem Büro als Relikte einer längst vergangenen Epoche in der heimatlichen Region

(NGZ)
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