Dormagen "Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen..."

Dormagen · Nachtwächter und Türmer aus sechs europäischen Ländern trafen sich bis Sonntag in Zons. Die 110 Teilnehmer lassen Anekdoten, Gesänge und Klänge hören. Am Samstag ab 16 Uhr standen ein Umzug durch Zons und ein Fest im Schlosshof an.

Nachtwächter treffen sich in Dormagen
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Nachtwächter treffen sich in Dormagen

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Die Nachtwächter sind meist dunkel gekleidet, in Schwarz, Braun, Blau oder Grün. Ihre Hellebarden und mit "Morgenstern" bestückten Lanzen blinken in der Sonne, nach dem Einmarsch in die Kulturhalle stoßen sie kraftvoll und laut ins Horn: Ganz mittelalterlich war den Gästen des 29. Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunfttreffens zumute.Am Samstag begrüßte Bürgermeister und Schirmherr Peter-Olaf Hoffmann die "Sicherheitsfachleute" aus sechs Nationen, die "auch heute noch viele Diebe und Verbrecher abschrecken" würden. Hoffmann bedankte sich beim Organisationsteam um den Zonser Hermann Kienle, der die Tradition der Nachtwächter vor zehn Jahren in Zons wiederbelebt hatte: "Er ist die gute Seele und treibende Kraft." Bis Sonntag ist in der Tourist-Info die Nachtwächter-Schau zu sehen.

Trotz "ihrer wichtigen Funktion für das Gemeinwesen" seien die Nachtwächter "in der sozialen Hierarchie früher eher unten angesiedelt" gewesen - "wahrscheinlich wie heute die Politiker", sagte Hoffmann. Für die Nachtwächter jedenfalls habe es einen Imagewandel gegeben. Zunftmeister Johannes Thier konterte: "Das kann sich ändern: Vielleicht ist ja in Zons noch ein Nachtwächterposten frei, um den Sie sich bewerben können."

Schon die Sprachfetzen in der "Kulle" verraten, dass sich auch Sachsen, Schwaben, Franken, Niederländer und Dänen unter den Nachtwächtern befinden. "Wir sind sehr gut hier aufgenommen worden, unser Dank gilt Hermann Kienle, mit dem ich in die Zunft aufgenommen worden bin", sagt der imposante Nachtwächter Winfried Böhm, "Winie vor der Stadt", aus Markdorf am Bodensee, der seinen Lieblingsspruch zu seiner Herkunft zum Besten gibt: "O weh, o weh - was tut mein Herz mir weh, wenn ich vom Glas den Boden seh."

Auch eine Gruppe aus Dänemark ist begeistert über die Gastfreundschaft. Der königliche Nachtwächter Klaus Thormann aus Faaborg, wo 2016 das Zunfttreffen stattfindet, erklärt: "Wir haben auf dem Klostergelände Knechtsteden eine tolle Unterkunft." Sein Kollege Torben Bo Harder ergänzt: "Wir freuen uns das ganze Jahr darauf, unsere europäischen Kollegen zu treffen."

Reich beschenkt wurde Bürgermeister Hoffmann: Eine Zonser Nachtwächter-Laterne ("So geht mir noch ein Licht auf!") gab es ebenso wie Rotwein "Burkheimer Nachtwächter", Siegel der Bürger zu Weil und Etuis aus Ebern. Hoffmann überreichte seinem Amtskollegen Ralf Krewinkel aus der niederländischen Stadt Beek, dem Gastgeber für 2015, ein Stadt-Präsent.

Mit der Sonne um die Wette strahlte Organisator Hermann Kienle: "Und was habe ich vorher ums Wetter gebangt, jetzt bin ich glücklich." Von Zeremonienmeister Niels Steenfeldt aus Odense angeleitet, schwärmten die Nachtwächter aus Husum und Überlingen, aus Xanten und Wernigerode zu vier Stellen in der Innenstadt aus, wo sie Anekdoten, Gesänge und Rufe hören ließen. Nach der Zunftsitzung gestern Nachmittag geht das Programm des Treffens heute mit Turmbläsern, dem Festzug und dem Bürgerfest in Zons weiter.

(NGZ)
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