Positive Bilanz für das Modell "Tagespflege für Kinder" Hilfen für Eltern und Tagesmütter

Positive Bilanz für das Modell "Tagespflege für Kinder" · Von Carsten Sommerfeld

Von Carsten Sommerfeld

Spielzeug liegt auf dem Tisch, die Mädchen und Jungen haben den Raum in der Schwangerschaftsberatungsstelle "esperanza" in Beschlag genommen, während die Erwachsenen über Trotz-Phasen bei Kindern, Weiterbildung oder auch Steuerfragen reden. Der Gesprächskreis für Tagesmütter - bei Tagesvätern herrscht Fehlanzeige - tagt im Caritashaus Unter den Hecken. Ebenfalls zur Runde gehört Gabriele Schwieters, die vor zwei Jahren mit dem Dormagener Kooperationsmodell "Tagespflege für Kinder" in Zusammenarbeit mit der Stadt startete.

War sie damals insbesondere auf der Suche nach Tagesmüttern, sieht die Situation heute ganz anders aus. "Ich kann für die Vermittlung auf etwa 25 Tagesmütter zurück greifen", zieht sie zufrieden Bilanz. Rund 35 Kinder hat sie 2003 an Tageseltern vermittelt, etwa 75 Mütter oder Väter fragten nach einer Betreuungsmöglichkeit oder informierten sich über die Tagespflege. "Der Bedarf ist gestiegen", beobachtet sie. Die wirtschaftliche Lage mache sich bemerkbar, Mütter müssten häufiger aus finanziellen Gründen arbeiten. Auch künftig erwartet sie großen Bedarf, etwa wenn im Zuge der Offenen Ganztagsschule tatsächlich Hortplätze abgebaut werden müssten.

Und für manches Kind sei der überschaubare Kreis bei der Tagesmutter mit individueller Förderung die bessere Lösung als die Nachmittags-Betreuung in der Schule. Gabriele Schwieters ist für Eltern und Tagesmütter gleichermaßen da, sieht sich in der Mittlerrolle. Viele Eltern kämen mit Bedenken, auch Gewissensbissen zu ihr, suchten Sicherheit. "Kann ich Beruf und Familie vereinbaren?" und "Wie teuer ist eine Tagesmutter?" seien oft gestellte Fragen. "Je nach Situation schwankt die Bezahlung zwischen drei und sieben Euro die Stunde", sagt Gabriele Schwieters.

Auch finanzielle Hilfen der Stadt seien möglich. Eine andere Sorge: "Mütter haben manchmal Angst, ihr Kind könne zur Tagesmutter ,Mama" sagen. Das Loslassen fällt Eltern schwer, aber erfahrene Tagesmütter können mit solchen Situationen umgehen." Ein schönes Erlebnis sei beispielsweise, wenn der Zögling mit einem selbst gebastelten Geschenk am Nachmittag die Mutter erwartet. "Wichtig ist, für das Kind die richtige Tagesmutter zu finden. Die Chemie muss stimmen, etwa wenn es um die Essgewohnheiten geht", erläutert Gabriele Schwieters.

Sie hört sich die Wünsche an, wählt aus ihrem "Pool" eine ihrer Ansicht nach geeignete Tagespflegemutter aus, stellt den Kontakt her. "Frau Schwieters zeigt bei der Vermittlung viel Fingerspitzengefühl", erklärt Martina Wolff, eine Tagesmütter im Gesprächskreis. Die 40-Jährige betreut seit acht Jahren Kinder, mit einer Bereitschaftspflegestelle fing es an. Das Haus ihrer Familie ist ganz auf diese Aufgabe ausgerichtet: "Unser Wohnzimmer ist eine Spieloase, und wo andere im Keller ihren Partyraum haben, ist bei uns der Bastelkeller für die Kinder."

"Eltern sollten sich für die Wahl der Tagesmutter Zeit nehmen und lieber weitersuchen, wenn sie meinen, es sei nicht die richtige", erläutert Schwieters. "Eltern und Tagespflegeltern müssen schließlich eng zusammen arbeiten." Auch an Einzelheiten wie Urlaubszeiten sollte gedacht werden. Auf jeden Fall rät sie zu einem detaillierten Vertrag, hält dafür Formblätter bereit. Auf der anderen Seite berät sie Tagesmütter, informiert über den Tagesmütterpass und Weiterbildungsmöglichkeiten, um eine hohe Betreuungsqualität zu gewährleisten. Auch Tagesmütter kommen mit Sorgen zu ihr, "etwa wenn Eltern nicht mehr zahlen können, oder wenn sie Kinder häufig nicht zur verabredeten Zeit abholen".

Ein wichtiges Forum für den Erfahrungsaustausch ist der monatliche Gesprächskreis für Tageseltern mit den betreuten Kindern, schließlich sind Tagesmütter im Alltag auf sich allein gestellt. Dabei ist auch Ria Thielen, die zwei Kinder - anderthalb und zweieinhalb Jahre alt - betreut. Früher war sie im Tagesmütterverein aktiv, doch der löste sich vor einigen Jahren auf, weil sich kein neuer Vorstand fand. Sie wünscht sich bessere Rahmenbedingungen für Tageseltern, mehr Anerkennung für den Beruf und stärkere staatliche Unterstützung. Schließlich müssten sich Tagesmütter auch für den Ruhestand absichern. Für Fragen zur Tageseltern-Vermittlung steht Gabriele Schwieters im Caritas-Haus Unter den Hecken und unter der Rufnummer 02133/250025 zur Verfügung.

(NGZ)
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