Heimatgeschichte Die alte Windmühle von Dormagen

Dormagen · An der Ecke „An der Windmühle“/Goethestraße in der Innenstadt soll eine Tafel an die mittlerweile abgerissene Mühle aus dem 18. Jahrhundert erinnern. Die Stadtverwaltung prüft die Anbringung.

Wer von einer Mühle im Dormagener Stadtgebiet redet, denkt meist an die noch intakte, stadtbildprägende Windmühle, die in die Zonser Stadtmauer integriert ist. Sie kann auch im Innern besichtigt werden, wo die Besucher über ihre Entstehung und das Müllerhandwerk anschauliche Infos erhalten. Wohl nur ältere Dormagener denken bei einer Mühle an die Turmwindmühle in der Innenstadt – oder an die Mühlen in Hackenbroich und Horrem.

 Das Ölgemälde von Wilhelm Langenberg von 1900 zeigt die ehemalige Dormagener Windmühle in der Innenstadt.

Das Ölgemälde von Wilhelm Langenberg von 1900 zeigt die ehemalige Dormagener Windmühle in der Innenstadt.

Foto: Archiv im Rhein-Kreis Neuss

Im Jahr 1783 wurde die ehemalige Windmühle in Dormagen westlich des Ortes kurz vor der Bahnlinie in Betrieb genommen. 1950 wurde der Mühlenberg abgetragen und  die heutige Goethestraße, neben dem Eckgrundstück „An der Windmühle 1“, darüber hinweggeführt. Dort in der Nähe soll jetzt auf Betreiben des CDU-Ratsherrn Hermann Harig eine Infotafel auf die längst abgerissene Mühle aufmerksam machen. „Die Windmühle von Dormagen hat es verdient, dass sie weiter im Gedächtnis bleibt“, sagte Harig am Rande des Kulturausschusses im August. Einstimmig votierten die Kulturausschussmitglieder auf CDU-Antrag dafür, dass die Verwaltung die Möglichkeit prüft, eine Infotafel zur Sichtbarmachung der früheren „Dormagener Windmühle“ aufzustellen.

Zu sehen sein soll auf der Tafel ein Gemälde der Dormagener Turmwindmühle, das der 1933 verstorbene Dormagener Stellmachermeister Wilhelm Langenberg 1900 gefertigt hat. Es hing jahrelang im Dormagener Ratskeller. Hermann Harig weist auf weitere Darstellungen der Windmühle auf drei alten Postkarten hin, die etwa zwischen 1901 und 1906 verschickt bzw. abgestempelt wurden. „Diese Abbildungen zeigen, dass die Windmühle als ein wichtiger Bestandteil unter den Dormagener Bauten angesehen wurde“, so Harig. Vor der Mühle stand ein dem Heiligen Herzen Jesu geweihtes Heiligenhäuschen.

Die Mühle wurde wissenschaftlich betrachtet: Im Historischen Jahrbuch der Stadt Dormagen von 1985 schreibt Dietrich Becker über „Die Dormagener Windmühle“. Auch die Schriftenreihe „Windmühlen im Kreis Neuss“ des Kreisheimatbundes Neuss widmet sich der Mühle. So fasste auch der Geschichtskenner Eduard Breimann im November 2019 ihre Geschichte zusammen, wobei er auf die große Bedeutung der Mühlen für die heimische Wirtschaft eingeht: „Die von Pferden gezogenen schweren Wagen mit dem Getreide sollten ja nicht stundenlang unterwegs sein.“ Nachdem dann die hölzerne Bockwundmühle an den „Kuhbenden“ durch einen Sturz von der Höhe des ehemaligen Rheinufers etwa gegenüber dem heutigen Raphaelshaus so stark beschädigt gewesen war, dass sie als Mahlwerk ausfiel, wurde die Turmwindmühle nach neuester Technik „im Dorf“ geplant: „Die Zeit drängte, die nächste Getreideernte musste natürlich an Ort und Stelle verarbeitet werden.“ Trotzdem entschied man sich für einen steinernen und stabileren Bau.

 In der Nähe der Kreuzung der Straße „An der Windmühle“ mit der  Goethestraße könnte die Hinweis-Tafel auf die Dormagener Windmühle stehen.

In der Nähe der Kreuzung der Straße „An der Windmühle“ mit der Goethestraße könnte die Hinweis-Tafel auf die Dormagener Windmühle stehen.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Nach 15 Monaten Bauzeit war im Juni 1783 die neue kurfürstliche Mühle fertig, der Chronist Johann Peter Delhoven bemerkte Anfang 1784 zur Auseinandersetzung mit dem ersten Pächter: „Jacob Cremerius als Müller beschwerte sich bey der Hofkammer, dass die Mühle nicht im Stand wäre, für hiesige Gemeinde hinlänglich zu mahlen.“

Wie Breimann schreibt, führte zur Mühle nach alten Flurkarten der „Mühlenweg“, der etwa zwischen der heutigen Fridrich-Ebert-Straße und der Langemarkstraße von der Nettergasse abzweigte, und der sich von der Mühle ab in nordwestlicher Richtung nach Horrem als „Leichweg“ fortsetzte. Als weitere Zufahrt diente der „Oberste Helbügels Weg“, der seinen Anfang im nördlichen teil der Römerstraße nahm, etwa dort, wo heute die vom-Stein-Straße einmündet. Er führte direkt südlich am Mühlengrundstück vorbei und ihne Namensänderung weiter nach Delhoven, wobei er sich vor der Mühle mit dem nach Horrem führenden Weg kreuzte.

„Noch heute erinnert die Helbüchelstraße an die alte Wegbezeichnung, und die ,Mühlenstraße’, die jetzige Ubierstraße tat es vor ihrer Umbenennung ebenfalls“, so Breimann. „Mehr als ein Jahrhundert lang diente diese Windmühle den Bäckern und Bauern aus Dormagen und Umgebung als notwendiger und willkommener Mehl- und Kleie-Lieferant“, erinnert er. Wahrscheinlich habe die Mühle bis etwa 1921 ihren Betrieb aufrecht erhalten, dann verfiel sie, die Ziegelsteine wurden verkauft. 1950 wurde der Mühlenberg abgetragen und das Gelände eingeebnet.

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