Neue Regelung bei Grundstückskauf Boni für Dormagener

Dormagen · Stadtrat beschließt neue Vergaberichtlinien, die auch Familien mit Kindern bevorzugt.

Was manche geahnt hatten, wurde durch Zahlen der Stadtverwaltung Wirklichkeit: Mehr als die Hälfte der städtischen Grundstücke (55 Prozent) im aktuell größten Baugebiet von Dormagen, Nievenheim IV, ging an auswärtige Interessenten. Und einkommensschwächere Familien hatten es trotz des bis dato bestehenden Kinderbonus schwer, ein Grundstück zu erwerben. Nach intensiver Diskussion hat die Politik jetzt die Modifizierung der Verkaufsgrundsätze beschlossen. Im Mittelpunkt stehen dabei Familien, pflegebedürftige Angehörige und Dormagener – sie sollen durch Boni in die Lage versetzt werden, einen Vorteil in den künftigen Bieterverfahren zu haben.

Es hat Kritik gegeben daran, dass viele Dormagener, die ein Interesse daran gehabt haben, innerhalb des Stadtgebiets Eigentum zu erwerben, beim Bieterverfahren das Nachsehen hatten und dass die Transparenz bezüglich der Kaufpreishöhe für die Bieter fehlte, weil eine Bekanntgabe der Gebote nicht erfolgte. Das Verfahren wurde für Nievenheim IV das erste Mal eingesetzt und wird nach den Erfahrungen modifiziert. Denn in den nächste Jahren stehen mit dem Beethovenquartier ein kleineres, aber vor allem mit dem Malerviertel ein viel größeres Wohnquartier als das in Nievenheim vor der Entwicklung. Die Verwaltung nennt die Zahlen. Demnach wurden in Nievenheim von den 51 städtischen Grundstücken für den Bau von Doppelhaushälften 40 an Familien mit Kindern verkauft (davon 20 unter Berücksichtigung des Kinderbonus). 26 der 51 Grundstücke wurden an auswärtige Bieter vergeben. Von den 23 Grundstücken für die freistehende Bebauung wurden 17 an Familien mit Kindern verkauft (sechs davon unter Berücksichtigung des Kinderbonus). 15 der 23 Grundstücke wurden an auswärtige Bieter vergeben. Insgesamt 77 Prozent dieser 74 Grundstücke wurden an Familien mit Kindern verkauft und lediglich 23 Prozent an Käufer ohne Kinder.

Künftig läuft es so, dass Familien mit minderjährigen Kindern folgende Boni in einem Bieterverfahren erhalten: 20 Euro pro Quadratmeter für das erste Kind, 40 Euro für das zweite Kind, 60 Euro für das dritte Kind usw. Beispiel: Beträgt das Mindestgebot der Familie 295 Euro für den Quadratmeter Grundstück, so erhöht sich das Angebot auf 315 Euro für Familien mit einem Kind, auf 355 Euro (zwei Kinder), auf 415 Euro (drei Kinder) und 495 Euro mit vier Kindern. „Damit soll die Familienfreundlichkeit von Dormagen nochmals deutlich hervorgehoben werden“, sagt Bürgermeister Erik Lierenfeld, „und den Belastungen größerer Familien Rechnung getragen werden“. Ferner gibt es einen Bonus für pflegebedürftige Angehörige im Haushalt von 20 Euro mit Pflegegrad eins, 30 Euro für Pflegegrad zwei usw.

Eine wichtige Rolle spielte für die Politik die stärkere Berücksichtigung von Dormagenern in den Bieterverfahren. Sie erhalten einen Bonus von 20 Euro pro Quadratmeter. Lierenfeld erklärt: „Sollten für ein Baugrundstück gleiche Höchstgebote sowohl von Dormagenern als auch von auswärtigen Bietern ermittelt werden, ist den Dormagener Bietern der Vorzug zu geben.“ Für die städtische Finanzchefin Tanja Gaspers ist das modifizierte Verfahren positiv: „Mit dem Verkauf von Baugrundstücken und Immobilien nach diesen Grundsätzen im Bieterverfahren wird eine optimale Einnahmeerzielung erreicht.“

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