Dormagen Grundschullehrerin spielt Gott

Dormagen · Es ist die zweite Produktion des Zonser Galerietheaters, bei der Kristina Hoff dabei ist - nach einer Prostituierten spielt sie nun Gott.

Grundschullehrerin wollte sie eigentlich nie werden, schon allein deshalb, weil das auch der Beruf ihrer Mutter ist. Doch ein Aupair-Aufenthalt nach dem Abitur in Frankreich brachte die Wende. "Danach konnte ich mir doch gut vorstellen, als Lehrerin zu arbeiten", erzählt die Mönchengladbacherin. Seit zehn Jahren unterrichtet sie nun an der Neusser Friedrich-von- Bodelschwingh-Schule. Am Donnerstag wird sie nach einigen Jahren mal wieder ein erstes Schuljahr übernehmen, und dafür ist sie schon seit Tagen dabei, den Klassenraum mit Sitzecke herzurichten, einen Geburtstagskalender zu basteln und Fächer für die 24 i-Dötzchen anzulegen.

Doch wenn sie Klassenzimmer und Schulgebäude hinter sich lässt, ist Kristina Hoffs große Leidenschaft das Theaterspielen - sei es schon immer gewesen, sagt sie. "Ich habe mich aber nie so richtig getraut." Und das, obwohl sie in der Grundschule, wie sie erzählt, die "Theatertante" sei. Weihnachts- und Abschiedsaufführungen, Theater oder Musicals, dafür ist die 36-Jährige zuständig. "Es ist immer toll zu sehen, wie sehr die Schüler aus sich herausgehen", sagt die Pädagogin. Auf der Bühne aus sich herausgehen, das ist auch ihr Ding. Vor zwei Jahren wagte sie den Schritt, sprach eine Bekannte, Antje Gooßes, an, die zum Ensemble des Zonser Galerietheaters gehört. Und schwups hatte Kristina Hoff ihre erste Rolle als Prostituierte in dem Stück "Die Western-Schwestern". "Ich war die Auszubildende der Puffmutter", sagt sie und lacht. Das war noch eine Nebenrolle, im aktuellen Stück "Die Erziehung der Engel", das beim Theatersommer im Juli Premiere hatte, spielt sie gleich mal Gott. "Und das in weiblich", sagt sie. Nicht ganz so einfach, denn Vorbilder fehlen. Von ihrem "Nebenjob" ist die Mönchengladbacherin begeistert, von den Kollegen sowieso. "Tolle Truppe", lobt sie. Wenn's bei den Proben mal nicht so klappt, gibt's immer aufbauende Worte und viel Zuspruch. Die Stücke suchen die Schauspieler selbst aus, nachdem Regisseur Stefan Filipiak bereits eine Vorauswahl getroffen hat. Es folgen Leseproben und schließlich die Entscheidung, wer welche Rolle übernimmt. Ein Dreivierteljahr vor dem Premierentermin beginnen die Proben, erst einmal pro Woche, dann zwei Mal, und in der letzten Woche wird täglich geprobt. Beim Texte lernen hat Kristina Hoff so ihre eigene Methode: "Ich spreche meinen Text aufs Handy und höre ihn immer wieder beim Autofahren", sagt sie.

 Bei der Premiere in der Knechtstedener Theaterscheune: Kristina Hoff spielt in dem Stück Gott.

Bei der Premiere in der Knechtstedener Theaterscheune: Kristina Hoff spielt in dem Stück Gott.

Foto: Kulturbüro

Lampenfieber? "Am Tag der Premiere schon beim Aufstehen. Dann wird es im Laufe des Tages weniger, bis ich dann am Abend hinter der Bühne das Publikum höre", erzählt sie. Der Lohn für viel Arbeit und Schweiß sei der Applaus. Gesucht würde übrigens immer Nachwuchs, egal welchen Alters oder Geschlechts (www.galerietheater.de). Die nächsten Aufführungen des Stücks "Die Erziehung der Engel" sind am 30. September in der "Kulle" (Karten unter 02133 257338, in der City-Buchhandlung und an der Abendkasse) und am 13. Januar in der Nordhalle Zons (Karten unter 02133 53020 oder in der City-Buchhandlung). Jetzt steht für Kristina Hoff erst einmal der erste Schultag an, sie hat die Drachenklasse - Zähmung sicher kein Problem.

(NGZ)
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