Dormagen Glocken läuten zum Brandopfer-Gedenken

Dormagen · Zum Jahrestag des Brandanschlags von Solingen, bei dem vor 20 Jahren fünf Menschen getötet wurden, läuten die Kirchenglocken in der Dormagener Innenstadt am Mittwochmittag zur Erinnerung an die Opfer. Mit dieser Aktion begleiten die katholische Pfarre St. Michael Dormagen-Süd und die Evangelische Kirchengemeinde Dormagen die Gedenkveranstaltung der Stadt Dormagen und des Integrationsrates auf dem Rathausvorplatz, mit der ein Zeichen für Völkerverständigung und Frieden gesetzt werden soll.

Gemeinsam haben Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann und der Integrationsratsvorsitzende Mehmet Güneysu alle Dormagener aufgerufen, sich in der Mittagspause an dieser Kundgebung zu beteiligen. Das Gedenken mündet in einer Schweigeminute. In der Innenstadt herrscht Stille als Protest gegen Hass und Gewalt. "Wir wollen uns für ein friedliches Miteinander aller Völker einsetzen", erklärt Integrationsratsvorsitzender Mehmet Güneysu.

Vor 20 Jahren kamen fünf türkische Frauen und Mädchen durch den von Neonazis verübten Brandanschlag ums Leben. "Auch heute noch sind Menschen in unserem Land bedroht, weil sie eine andere ethnische Zugehörigkeit besitzen. In trauriger Regelmäßigkeit kommt es nach wie vor zu rechtsextremistischen Gewalttaten gegen Flüchtlinge und Migranten — bis hin zu Tötungsdelikten", schreiben Hoffmann und Güneysu in ihrem Aufruf. So seien seit 1990 mehr als 150 Menschen in Deutschland durch Angriffe rechtsextremistischer Täter ums Leben gekommen. Mit einer Menschenkette und einer Schweigeminute wollen die Initiatoren dagegen Symbole des Friedens und der gegenseitigen Wertschätzung setzen.

Mehrere Dormagener Schulen haben ihre Teilnahme an der Gedenkveranstaltung bereits zugesagt, dazu auch Vertreter des Dormagener Vereinslebens. "Die rassistischen Morde des NSU sind hier nur die Spitze eines dunklen Eisberges", schreiben Hoffmann und Güneysu. Mit diesem "schreienden Unrecht" wollen sich Stadt und Integrationsrat nicht abfinden: Alle Dormagener werden gebeten, die Mittagspause am 29. Mai zu nutzen, um sich gegen Fremdenfeindlichkeit und für ein respektvolles Miteinander einzusetzen. An alle Arbeitgeber in der Innenstadt richten Peter-Olaf Hoffmann und Mehmet Güneysu die Bitte, ihren Mitarbeitern den Besuch der Kundgebung zu ermöglichen.

Bericht Seite A 3

(cw-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort