Gute Geschäftsergebnisse im Gassektor Gewinner sind die Produzenten

Gute Geschäftsergebnisse im Gassektor · Von Chris Stoffels Die Gaspreis-Schraube dreht sich gewaltig. Und macht auch vor Dormagen nicht halt. Um satte 18 Prozent erhöhte die Ernergieversorgung Dormagen (evd) zum Jahresbeginn den Gasbezug für die Privatkunden. Manche Familie kommt dabei finanziell ins Schleudern - zumal auch an die übrige Energie zum Teil kräftig teurer wurde.

Von Chris Stoffels Die Gaspreis-Schraube dreht sich gewaltig. Und macht auch vor Dormagen nicht halt. Um satte 18 Prozent erhöhte die Ernergieversorgung Dormagen (evd) zum Jahresbeginn den Gasbezug für die Privatkunden. Manche Familie kommt dabei finanziell ins Schleudern - zumal auch an die übrige Energie zum Teil kräftig teurer wurde.

Manch einer staunte über seine Wasser- und Stromrechnung, erst recht reibt er sich seit einigen Tagen wieder die Augen an der Tankstelle. Die evd begründet die krasse Preisanhebung mit der Kopplung des Gaspreises an den Ölpreis. Doch was haben Gas und Öl miteinander zu tun? Und vor allem: Wer profitiert von der Preisanhebung?

Rudolf Esser, Geschäftsführer der evd, nennt naturgemäß vor allem die Vorteile der Öl- und Gaspreisbindung: "Das Öl ist eine Art Leitwährung auf dem Energiesektor, an der sich der Gaspreis auszurichten hat." Vor 40 Jahren mit der Entdeckung der Gasfelder bei Groningen in den Niederlanden sei diese Regelung eingeführt worden - zum Schutz des Verbrauchers. Beide Energieformen sollten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, das saubere Gas war damals unverhältnismäßig teuer.

Eine Regelung, die ihre Berechtigung in den sechziger Jahren gehabt haben mag. Doch heute sieht die Energie- und Wettbewerbswelt anders aus:. Nicht von ungefähr schallt von der Europäischen Union und den Kartellbehörden der Ruf nach Deutschland hinüber, endlich auch den Gasmarkt zu liberalisieren. Entsprechende Gesetze sind längst verabschiedet, im Sommer werden sie voraussichtlich in Kraft treten.

Mit weit reichenden Konsequenzen: Laut Esser werden die Laufzeiten der Verträge - bei der evd sind es 20 Jahre - erheblich verkürzt, der Wettbewerb wird sich verstärken, mehr Spielraum in der Preisgestaltung ermöglichen. Noch nicht entschieden ist allerdings, ob das Gas vom Ölpreis abgekoppelt wird. Zumindest einige Wirtschaftler und Kartellbehörden sprechen sich deutlich für diese Abkopplung aus.

Mit der Liberalisierung ohne Ölpreisbindung könnten sich die Marktpreise deutlich nach unten bewegen, zumindest, wenn die langfristigen Verträge auslaufen. Esser: "Wir haben noch einige Jahre vor uns." Jetzt ist übrigens nur der Bürger und Kleinverbraucher der Dumme. Für Großabnehmer wie die Industrie ist die Liberalisierung des Gasmarktes längst gang und gäbe. Sie handeln günstige Einzelverträge mit den Gaslieferanten aus.

Auch die evd kann 20 Prozent ihres Gasabsatzes unter liberalisierten Verbindungen und damit möglicherweise billiger anbieten. Esser gegenüber der NGZ: "Wir haben über diese 20 Prozent mit anderen Anbietern verhandelt, aber kein günstigeres Angebot wie die Ruhrgas AG bekommen." Die Ruhrgas ist seit langem Lieferant der evd. Manche Bürger, Bezieher und auch Kartellbehörden haben den Verdacht, dass möglicherweise im Hintergrund die Preise abgesprochen sind, zumal bei anderen Versorgern die Situation ähnlich ist.

Der Preis ist erhöht, doch wohin fließt der satte Aufpreis? Den großen Reibach machen nach den Worten des evd-Geschäftsführers offenbar die Gasproduzenten: Ihre Abgabepreise sind laut Esser an den Ölpreis gebunden. Ihre Bohrlöcher sind derzeit wahre Goldgruben. Das Dormagener Gas kommt zu 35 Prozent aus Russland und zu 24 Prozent aus Norwegen, nur zu 16 Prozent aus dem deutschen Teil der Nordsee.

Allerdings weist Esser darauf hin, dass bei niedrigen Ölpreisen die Risiken bei den Produzenten liegen. Doch dieses Risiko dürfte gering sein: Mit so genannten Take for Pay-Verträgen sind sie abgesichert, dass die Weiterverkäufer die bestellten Mengen ohne Abstriche auch tatsächlich abgenommen werden müssen.

Aber es ist auch kein Geheimnis, dass dank der Preiserhöhung auch Ruhrgas und die evd auf gute Geschäftsergebnisse im Gassektor kommen. Mit einer Entspannung des Gaspreises rechnet Esser so bald nicht: Er geht davon aus, dass er seine Jahresbestellung im Sommer noch kräftig zahlen muss.

(NGZ)
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