Dormagen Gas: Sicherheit geht vor

Dormagen · Der Autobahnanschlusses Delrath steht auf der Kippe, weil das an der Siemensstraße ansässige Unternehmen GHC mit giftigen Gasen operiert. Doch wie gefährlich ist die Firma? Die NGZ hat sich beim Gasspezialisten umgeschaut.

GHC-Mitarbeiter Helmut Donath (l.) zeigt, wie das Gas in die Flaschen abgefüllt wird. Peter Stampe erklärt dazu: "Wir füllen hier emissionsfrei ab, die Sicherheitsanforderungen sind hoch."

GHC-Mitarbeiter Helmut Donath (l.) zeigt, wie das Gas in die Flaschen abgefüllt wird. Peter Stampe erklärt dazu: "Wir füllen hier emissionsfrei ab, die Sicherheitsanforderungen sind hoch."

Foto: h. jazyk

Hunderte Gasflaschen, aufgereiht wie abschussbereite Raketen, stehen auf dem Firmengelände von "Gerling, Holz + Co" (GHC) an der Siemensstraße in Delrath. Daneben: Aluminiumbehälter, Metallfässer und riesige 60-Tonnen-Tanks. Peter Stampe (49), Niederlassungsleiter und Prokurist bei GHC, marschiert mit festem Schritt über das 12 000 Quadratmeter große Areal. Er wirkt in diesem Szenario wie der General eines verlassenen Militärstützpunktes, der verteidigt werden muss. Und ein wenig ist das auch so.

GHC ist das Unternehmen, wegen dem die Realisierung des Autobahnanschlusses Delrath auf der Kippe steht. Zu nah würde das GHC-Gelände, auf dem gefährliche Gase lagern, an die A 57 rücken. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens. Seit Monaten schwelt ein Streit zwischen GHC und dem Rhein-Kreis Neuss, der mittels eines neuen Gutachtens den Anschluss doch noch auf den Weg bringen möchte. Doch wie gefährlich ist GHC wirklich? GHC hat der NGZ das Betriebsgelände gezeigt.

"Wir füllen hier emissionsfrei ab", betont Peter Stampe. Die von uns abgefüllten Kältegase werden zur Raumklimatisierung, bei der Transportkühlung und zur Kühlung der Ladentheke im Supermarkt eingesetzt. Glykole werden unter anderem als Wärmeträger in der Geothermie oder Solarthermie verwendet. Ammoniak zur Härtung von Metallteilen, die in der Automotive-Industrie zum Einsatz kommen, und Chlor, das für die Aufbereitung von Trink- und Schwimmbadwasser oder bei der Aluminiumschmelze eingesetzt wird. Das riecht man. Wer die Augen schließt, könnte meinen, im Hallenbad zu stehen. Die GHC-Gründung geht auf das Jahr 1904 in Hamburg zurück. Inzwischen unterhält das Unternehmen, das insgesamt 200 Mitarbeiter beschäftigt, sechs Niederlassungen in Deutschland und eine in Prag. Der Standort Rheinland, der auch die Benelux-Länder bedient, ist 1978 vom Düsseldorfer Hafen an die Siemensstraße gezogen. 30 Mitarbeiter, im Büro und Chemikanten, arbeiten in Dormagen. Das Gas wird auf dem Schienenweg als so genannte Bulkware in 60 Tonnen fassenden Eisenbahnkesseln angeliefert. Über die Zwischentanks wird es mittels einer Rohrbrücke konfektioniert: in Behälter, die vom 1000-Liter-Fass bis zur 0,385-Liter-Flasche fürs Labor reichen. Zwischen 0 und 22 Bar beträgt der Druck in diesen Flaschen, je nach Inhalt. Die meisten Behälter haben eine gelbe Markierung. Das bedeutet: giftig. Daraus macht der Prokurist keinen Hehl. "Die Sicherheitsanforderungen sind hoch", sagt Stampe. Bauamt, Amt für Arbeitsschutz und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) prüfen. Es gibt etliche Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände: Trichter, die austretendes Gas absaugen können, einen Wäscher, der das Gas neutralisieren kann, Bergebehälter, in die undichte Fässer verstaut werden könnten, einen 24-Stunden-Dienst.

Das Gasgeschäft ist ein flüchtiges mit unsichtbaren Produkten – vielleicht schürt das die Angst.

(NGZ)
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