Rommerskirchen Zwei Männer und tausende Gänse

Neuss · Beim "Gänsepeter" Eßer in Rommerskirchen leben die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Sie fressen Weizen und Gerste aus eigenem Anbau.

 Foto: Rosenbaum

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Foto: Gänsepeter Peter Eßer (l.) mit Sohn Sebastian.

Ganz schön gut geht es dem weißen Federvieh auf dem Hof von Peter Eßer, bevor die Tiere unweigerlich unters Messer kommen. Eßer, in der Region besser als "Gänsepeter" bekannt, legt großen Wert darauf, dass seine Gänse sich wohl fühlen. So können sich die Tiere ganz nach Belieben draußen aufhalten, wo Gras- und Maiswiesen auf sie warten, oder im Stall, wo es geschützt und warm ist.

Auch das Maisfeld bietet den Tieren neben einem natürlichen Schutzraum Nahrung und Beschäftigung. Zu fressen bekommen sie zusätzlich Weizen und Gerste aus eigenem Anbau. Nur wenn die Tiere noch ganz jung sind, erhalten sie zusätzlich ein eigens für sie gemischtes Ergänzungsmittel. "Uns ist sehr wichtig, dass alle Komponenten darin gentechnikfrei und rein pflanzlich sind", betont der gelernte Landwirt, der vor 25 Jahren - eher als Hobby - mit der Aufzucht junger Gänse begonnen hat. Etwa 30 Tiere waren es damals, heute sind es mehrere tausend. Gentechnik freie Futterkomponenten zu bekommen, sei heute gar nicht mehr einfach, da Genmais zum Standard geworden sei. Früher habe er mit einer regionalen Mühle zusammengearbeitet, seit einigen Jahren aber muss er seine Spezialmischung in einer Futtermühle im saarländischen Kehl zubereiten lassen, eine der wenigen, die noch ausschließlich gentechnikfreie Erzeugnisse verarbeitet.

Auf dem Hof am Gillbach spendiert Peter Eßer seinen Gänsen ein vergleichsweise langes Leben. Statt wie üblich nur drei Monate gibt er seinen Tieren 16 Wochen Zeit, sich zu entwickeln. So entsteht ein besonders günstiges Fleisch-Fett-Verhältnis und sie bekommen sehr aromatisches Fleisch. Damit seine Gänse keinem unnötigen Stress ausgesetzt werden, indem sie gefangen und in engen Kisten zur Schlachterei gefahren werden, schlachten der "Gänsepeter" und seine Mitarbeiter die Tiere selbst. Auch für Eßers Sohn Sebastian (21) ist das längst nichts Ungewöhnliches mehr. Ein paar Gänse allerdings dürfen auf dem Hof am Gillbach noch länger leben. Sie liefern von etwa November bis Juni frische Eier - nicht nur in der Region eine Delikatesse. "Gänseeier sind geschmacksintensiver, das Eiweiß ist etwas gröber und nicht ganz so klar, der Dotteranteil ist deutlich größer", beschreibt Peter Eßer die Unterschiede zum klassischen Hühnerei. Besonders beim Backen seien Gänseeier beliebt. Doch die Produktion von Gänseeiern ist aufwändig. Eine Gans lege nur etwa 30 bis 40 Eier, ein Huhn hingegen weit über 300. So begehrt allerdings sind die Gänseeier, dass Eßer sie in die ganze Republik verschickt.

Wie seine Eltern isst Sohn Sebastian oft und gerne Geflügel, allerdings verschmäht er auch ein gutes Steak nicht. Die Zubereitung der Gerichte überlässt Peter Eßer vorzugsweise seiner Frau Renate. Einen Tipp hat er für alle, die zu St. Martin oder zu Weihnachten eine leckere Gans zubereiten wollen: Seit kurzem bietet der "Gänsepeter" Bratschläuche an, in denen der Garvorgang fast wie von selbst ablaufen soll. Wer es klassischer mag, für den hält Eßer ein Rezept von Ira Schneider bereit (siehe Kasten). Es stammt aus ihrem Kochbuch "Bergische Küchenklassiker", das auch im Hofladen in Ramrath erhältlich ist.

(NGZ)
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