Wie viele Kilometer er bereits laufend zurückgelegt hat, kann er nicht sagen. Dass die Strecke aber noch lange nicht zu Ende ist, das wünscht er sich sehr. Eins weiß Karl-Heinz Buß allerdings ganz sicher, denn das hat er jetzt schwarz auf weiß und eingerahmt: Der 76 Jahre alte Hackenbroicher hat 2013 zum 56. Mal das deutsche Sportabzeichen gemacht und hat damit so viele wie kein anderer im Rhein-Kreis. Eine Urkunde, die ihm Landrat Hans-Jürgen Petrauschke vor kurzem überreichte, bestätigt das.

Für seinen sportlichen Einsatz geehrt zu werden, ist dem ehemaligen Bundeswehr-Hauptmann keinesfalls wichtig. Denn das, was er macht, macht ihm einfach Spaß. "Außerdem", sagt Buß, "regt Bewegung die kleinen grauen Zellen an." Denn einfach in den Tag hineinleben, das liegt dem gebürtigen Oldenburger so gar nicht. "Der Tag muss eine Struktur haben", sagt er. Und die haben seine Tage zweifelsohne.

So betreut Buß, der seit 1980 Mitglied des TSV Bayer Dormagen ist, dort die Senioren, die auch bei Leichtathletik-Wettkämpfen in Mannschafts- und Einzelwettbewerben starten. Das macht er jeden Montag und jeden Mittwoch. Dienstags und donnerstags ist er als Übungsleiter von Herzsportgruppen in Worringen und Pulheim unterwegs, und "nebenbei" bereitet er sich auf Wettkämpfe vor, wie zurzeit auf die Westdeutschen Meisterschaften am 12. Januar in Düsseldorf. Dort will er an einem 200-Meter-Lauf teilnehmen.

Im März stehen dann in Spanien die Europameisterschaften an. Und er freut sich, dass er noch ziemlich am Anfang seiner Altersklasse, der "75er" , steht. "Zu Beginn hat man natürlich immer die besten Chancen auf die vorderen Plätze", sagt der Sportler, immer noch ehrgeizig. Auch in der nächten Altersklasse, der ab 80, will er dabei sein. "Da muss der liebe Gott auch ein wenig mithelfen", meint Karl-Heinz Buß, der als Soldat mehrmals bei den Militärweltmeisterschaften — "dafür gab es Sonderurlaub" — gestartet ist. Mit dem Gewehr auf ein 200 Meter entferntes Ziel schießen, Handgranatenwerfen, Hindernisbahn laufen, Hindernisschwimmen und ein acht Kilometer langer Crosslauf gehörten dabei zu den Disziplinen. Da hören sich die des Soldatensportwettkampfs, den Buß vier Mal in Folge als Heeresbester abschloss, beinahe zahm an: 100-Meter- und 5000-Meter-Lauf, Weitsprung und Kugelstoßen.

Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft und Koordination sind die vier Disziplingruppen, die für das deutsche Sportabzeichen erfüllt werden müssen. Dafür suchte sich der 76-Jährige den 3000- und 30-Meter-Lauf, Kugelstoßen und den Weitsprung aus. Als Sportler achtet er natürlich auch auf sein Gewicht, denn "jedes Gramm, das man mehr drauf hat, ist zusätzlicher Ballast". Dennoch nascht er gern Süßes — "wie fast jeder Sportler", meint er.

Legt er denn wenigstens im Urlaub mal die Beine mehr hoch als sie zu belasten? Mitnichten! 160 Kilometer des Jakobswegs sind er und seine Frau im vergangenen Jahr gepilgert, jeder mit zehn Kilogramm Sturmgepäck auf dem Rücken durch die Pyrenäen. "Und übernachtet haben wir natürlich in den Pilgerherbergen", erzählt er. Dass er im kommenden Jahr sein 57. Sportabzeichen machen wird, ist da ja kaum der Rede wert.