Dormagen Fracking zwingt Ineos zum Sparen

Dormagen · In der Belegschaft des Chemieunternehmens Ineos herrscht Besorgnis. Bei einer ordentlichen Betriebsversammlung wurden Einsparungen thematisiert. Hintergrund ist die Entwicklung bei der Schiefergasförderung in den USA.

 Die Beschäftigten von Ineos, unter denen auch viele Dormagener sind, blicken mit Unruhe in die Zukunft. Die Konzernleitung in der Schweiz sieht den Zwang zum Sparen. Das könnte auch Arbeitsplätze betreffen.

Die Beschäftigten von Ineos, unter denen auch viele Dormagener sind, blicken mit Unruhe in die Zukunft. Die Konzernleitung in der Schweiz sieht den Zwang zum Sparen. Das könnte auch Arbeitsplätze betreffen.

Foto: HANS JAZYK

Rainer Müller ist erst seit dem 31. März Betriebsratsvorsitzender am Kölner Standort des Chemieunternehmens Ineos. Doch möglicherweise müssen er und sein 19-köpfiges Team in den nächsten Monaten gleich eine große Herausforderung meistern. Denn bei Ineos muss gespart werden. Dem Betriebsrat wird dabei die Aufgabe zukommen, die Interessen der Beschäftigten so gut wie möglich zu vertreten. Bei einer ordentlichen Betriebsversammlung ist die Belegschaft über den Sparzwang informiert worden. Müller gibt sich aber vorerst zurückhaltend. "Bei der Versammlung ist ergebnisoffen über Einsparziele gesprochen worden", sagte Müller auf Anfrage unserer Zeitung. "Die Diskussionen über das Thema fangen gerade erst an. Ich kann noch nicht einschätzen, wo die Reise hingeht."

Nach NGZ-Informationen sieht sich die Konzernleitung in der Schweiz um den Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Gerd Franken, massiv konfrontiert mit der Entwicklung in den USA. Die dortige Schiefergasförderung mithilfe der umstrittenen Fracking-Technologie wird von der Konzernleitung offenbar als erhebliche Bedrohung für die Grundlagenchemie in Europa betrachtet. Die europäischen Unternehmen sehen große Wettbewerbsnachteile. Experten schätzen, dass die Rohstoffkosten in Europa vier Mal so hoch sind wie in den USA, die Energiekosten doppelt so hoch. Bei Ineos in Köln stünden für dieses und für nächstes Jahr eine Verringerung der Fixkosten in Höhe von jeweils fünf Prozent auf der Tagesordnung, erfuhr unsere Zeitung aus Belegschaftskreisen. Einsparpotenziale werden wohl beim Personal gesehen, der größere Anteil indes bei der Instandhaltung. Ob es zu Tariföffnungen, Ausgliederungen und Arbeitsplatzverlusten kommt, ist bisher ungewiss.

Auf dem Prüfstand stünden jedenfalls eine Reihe von Betriebsvereinbarungen, verlautete aus dem Kreis der Beschäftigten. Dabei soll es unter anderem um Betriebsvereinbarungen zu finanziellen Zuwendungen bei Dienstjubiläen gehen, um Zeiterfassung und -bewertung, um Urlaubsdauer, -planung und die Berechnung des Urlaubsentgeltes und die Vergütung von Rufbereitschaft. Auch die Führungs- und Entgeltstruktur in Produktion und Technik soll beleuchtet werden, ebenso Betriebsvereinbarungen zur Zuschussregelung zum Krankengeld für Tarifmitarbeiter, Eingruppierung der Wirtschaftsbetriebe und Bewirtung bei Arbeitnehmerjubiläen. Mitarbeiter sprechen in diesem Zusammenhang schon sorgenvoll von "Sozialabbau" und "großem Schlachten". Solange die Verhandlungen über das Sparkonzept laufen, sollen die Standortvereinbarungen aber weiterlaufen; nach NGZ-Informationen mindestens bis 30. September dieses Jahres, eventuell noch etwas länger.

Hannelore Kraft informiert sich in Kanada über Fracking
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Hannelore Kraft informiert sich in Kanada über Fracking

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Ineos ist nach eigenen Angaben der drittgrößte industrielle Arbeitgeber in Köln. Von den rund 2000 Beschäftigten in den fünf hier ansässigen Geschäftsbereichen kommt auch eine beachtliche Zahl aus Dormagen.

(NGZ)
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