Dormagen Fotos mit außergewöhnlicher Strahlkraft in der Glasgalerie

Dormagen · Reinhard Hauschild euphorisch, Peter-Olaf Hoffmann mit undurchdringlicher Miene, Erik Lierenfeld, das Kinn in höchster Anspannung in die Hand gestützt: Jene Schwarz-Weiß-Aufnahmen im Moment der Ergebnisverkündung bei der Bürgermeisterwahl zeigen, wie meisterlich Sigrid Scheuss die Kunst der Fotografin beherrscht: Jene, sich als unaufdringlicher Beobachter unsichtbar zu machen und dadurch authentische Aufnahmen zu ermöglichen.

Die Kommunalpolitik ist nur ein kleiner Teil der Werkschau, die unter dem Titel "Motive aus Stadt und Kreis. Fotoimpressionen und -dokumentationen von Sigrid Scheuss" bis zum 9. Juni im Kulturhaus gezeigt wird. Neben dokumentarischen Aufnahmen etwa vom Umbau der Kölner Straße zur Fußgängerzone im Jahr 1988 oder dem Abriss der Zuckersilos 20 Jahre darauf, geht es um Natur, Architektur, Brauchtum und Alltagsgeschehen.

Seit über 30 Jahren fotografiert Sigrid Scheuss als Chronistin wichtiger Ereignisse und des Lebensgefühls der Menschen am Rhein, dazu mit liebevollem Blick für die sehenswerten Ecken der Region. Schönes zu zeigen, wo es nicht augenfällig ist, in einer Stadt, die mit dem Image als Industriestandort kämpft, das war Scheuss ein Anliegen.

"Ihr Verdienst um die Stadt Dormagen ist hoch und ihre Bilder von prägenden Ereignissen der Stadtgeschichte schon heute unendlich wertvoll", sagte Kulturdezernentin Tanja Gaspers. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke dankte Scheuss dafür, "dass Sie den Menschen im Rhein-Kreis gezeigt haben, wie schön ihre Heimat ist." Unter den rund 70 Gästen: Familie, enge Wegbegleiter und Kulturpolitiker.

Es war ein kleines Fest bei Fingerfood und Pianomusik von Peter Pick - und ein würdiger Rahmen für einen wichtigen Schritt: Nach der Ausstellung übereignet die Fotochronistin den Großteil ihrer Bestände dem Archiv im Rhein-Kreis Neuss. Dessen Leiter Stephen Schröder wird mit seinem Team knapp 3000 Digitalaufnahmen, dazu an die 8000 Papierbilder und Negative katalogisieren und sichern. Die Fotos seien "Zeugnisse ganz eigener Art, deren Aussagewert und Strahlkraft ihresgleichen suchen", so Schröder: "Sie werden an Wert gewinnen, je weiter das Geschehene in die Vergangenheit rückt." Monatelang hatte Scheuss die Werkschau mit Kreisarchiv und Kulturbüro vorbereitet. "Es war eine ganz fantastische Zusammenarbeit", lobt sie, ein Kraftakt nichtsdestotrotz. Am Abend der Vernissage ist "Siggi", wie sie eigentlich jeder, der sie gut kennt, anspricht, "happy" und lächelt zufrieden. "Dieser Abend", sagt die Fotokünstlerin, "gibt mir das Gefühl, doch etwas Sinnvolles gemacht zu haben."

(-fg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort