Dormagen Flugblatt gegen Moschee-Bau

Dormagen · Dormagen Es war ruhig geworden um den Bau einer Moschee im Gewerbegebiet an der Roseller Straße in Dormagen. Eine Ruhe, die Mitglieder der rechtsgerichteten "Bürgerbewegung pro Deutschland" genutzt haben. Sie haben ein Flugblatt entworfen, das zurzeit an viele Haushalte im Stadtgebiet verteilt wird.

 Zurzeit beten die Mitglieder des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Dyianet Dormagen in einer ehemaligen Fabrikhalle im Gewerbegebiet an der Roseller Straße. Dort soll nach ihren Vorstellungen ein Gebetshaus entstehen, das auchals solches zu erkennen ist: Deshalb wollen sie eine Moschee mit einer Kuppel und einem Minarett bauen.

Zurzeit beten die Mitglieder des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Dyianet Dormagen in einer ehemaligen Fabrikhalle im Gewerbegebiet an der Roseller Straße. Dort soll nach ihren Vorstellungen ein Gebetshaus entstehen, das auchals solches zu erkennen ist: Deshalb wollen sie eine Moschee mit einer Kuppel und einem Minarett bauen.

Foto: NGZ

Dormagen Es war ruhig geworden um den Bau einer Moschee im Gewerbegebiet an der Roseller Straße in Dormagen. Eine Ruhe, die Mitglieder der rechtsgerichteten "Bürgerbewegung pro Deutschland" genutzt haben. Sie haben ein Flugblatt entworfen, das zurzeit an viele Haushalte im Stadtgebiet verteilt wird.

In dem Flyer fordern sie die Bürger auf, gegen den Bau mit ihrer Unterschrift zu protestieren. Der Verein will die Aktion offenbar nutzen, um in Dormagen politisch Fuß zu fassen. Noch im Herbst dieses Jahres wolle "pro Deutschland" einen Kreisverband gründen und sich bei der nächsten Kommunalwahl im Jahr 2009 dem Votum der Wähler stellen, heißt es auf der Internetseite der selbst ernannten Bürgerbewegung.

Der Verein war unter dem Namen "pro Köln" bei der Kommunalwahl 2004 in Köln angetreten. Auch dort spielte der Protest gegen eine geplante Moschee eine zentrale Rolle. "pro Köln" erhielt 4,7 Prozent und zog mit Fraktionsstärke in den Rat ein. Um "überall im Land" politisch aktiv zu werden, haben die pro-Köln-Mitglieder die Bürgerbewegung "pro Deutschland" ins Leben gerufen.

"pro Köln" wird vom Verfassungsschutz beobachtet. In ihrem Bericht von März 2006 kommen die Verfassungsschützer zu dem Ergebnis, dass "aktuelle tatsächliche Anhaltspunkte vorliegen, die in ihrer Gesamtbetrachtung den Verdacht einer rechtsextremistischen Bestrebung bei pro Köln begründen." Gegen diese Einschätzung und die Beobachtung hatte sich der Verein im vergangenen Jahr gerichtlich gewehrt - und verloren.

Wörtlich heißt es in der Entscheidung des Verwaltungsgerichts: "Gerade bei einer Gesamtbetrachtung der Äußerungen stellt die Klägerin Ausländer allgemein und pauschal als Ursache für Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Absenkung des Bildungsniveaus etc. dar und beschreibt sie als grundsätzlich nicht integrierbar." Außerdem arbeite "pro Köln" mit "anderen rechtsextremistischen Organisationen" zusammen.

Im Dormagener Flugblatt schreibt die "Bürgerbewegung", im Gewerbegebiet solle eine "repräsentative Groß-Moschee" gebaut werden. Dazu ist ein Bild der blauen Moschee in Instanbul zu sehen. "Das ist lächerlich, diese Moschee ist größer als der Petersdom, von diesen Dimensionen kann hier gar keine Rede sein", sagt Bürgermeister Heinz Hilgers.

Die Initiatoren nutzten berechtigte Sorgen und Ängste der Menschen, um sie auf ihre Seite zu ziehen. "Wir werden nicht alle Kritiker mit Rechtsradikalen in einen Topf werfen", betont Hilgers. Deshalb sei der Dialog über das Vorhaben sehr wichtig. Er hoffe, dass jetzt schnell ein Bauantrag eingereicht werde, um wirklich konkret über das Projekt sprechen zu können.

Das hält auch CDU-Fraktionschef Wiljo Wimmer für den richtigen Weg. "Es ist schlimm, dass sich eine solche Gruppierung als Trittbrettfahrer ein Thema herauspickt, um hier politisch in Erscheinung zu treten", sagt er. Für braunes Gedankengut sehe er in Dormagen aber keinen Nährboden. Nur mit "Information und Dialog" könne dieser "plumpen Rattenfängerei" entgegen getreten werden, meint SPD-Parteichef Christian Thiel-Briesen.

Außerdem müsse man ganz deutlich darauf aufmerksam machen, welche Akteure und welches Gedankengut hinter dieser Aktion stecken, meinen FDP-Parteichefin Beate Brebeck und Grünen-Fraktionvorsitzender Ingo Kolmorgen. "In Köln hat das auch so angefangen, deshalb sehe ich durchaus eine Gefahr für Dormagen", sagt Kolmorgen. Die Geschlossenheit der demokratischen Parteien gegen die Initiative fordert Hans-Joachim Woitzik, Vorsitzender der Zentrumsfraktion.

Ganz klar auf Distanz zur Flugblattaktion gehen auch die bisherigen Kritiker des Moschee-Baus. "Es ist nicht richtig, dass die Bürger bislang keine Gelegenheit hatten, sich zu der Sache zu äußern", sagt CDU-Ratsfrau Margret Steiner. "Aber mit dieser Bewegung wollen wir nichts zu tun haben."

Diese Position nimmt auch Anneli Drexler ein. Die Vorsitzende der Pfarrgemeinderates in Straberg hatte sich im Namen mehrerer Bürger gegen den Bau eines 20 Meter hohen Minaretts ausgesprochen. "Das heißt aber nicht, dass wir gegen die Moschee sind, und es heißt erst recht nicht, dass wir für diese neue Aktion sind."

Entsetzt über die Entwicklung ist Nurettin Öztürk, Sprecher des Vereins Dyianet, der die Moschee bauen will. "Wir legen Wert auf ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn", betont er.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort