Dormagen Feuerwehr wirbt bei Chefs um Unterstützung

Dormagen · Die 280 Helfer der Feuerwehr müssen Ehrenamt mit Job vereinen. Das ist nicht immer einfach. Viele befürchten berufliche Nachteile.

Dormagen: Das ist die Feuerwehrchefin Sabine Voss
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Bei einem Großbrand rückt in Dormagen die Freiwillige Feuerwehr aus. Innerhalb von acht Minuten sollen ihre Mitglieder den Einsatzort erreichen und das Feuer löschen. Das machen die Brandbekämpfer ehrenamtlich. Doch bei der Personalausstattung steht es tagsüber Spitz auf Knopf. Das ergab der neue Brandschutzbedarfsplan (die NGZ berichtete). Das Problem: Für viele Wehrleute bedeutet ein Einsatz, bei ihrem eigentlichen Job alles stehen und liegen zu lassen. Arbeitgeber sehen das nicht immer gerne — auch wenn die Brandschützer das Gesetz auf ihrer Seite haben. Dort heißt es, dass den Helfern "keine Nachteile im Arbeits- oder Dienstverhältnis entstehen dürfen".

Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Das weiß auch Sabine Voss, seit 2007 Leiterin der Dormagener Wehr. "Kein Chef verzichtet gerne auf einen Mitarbeiter." Fast neun Mal im Monat rückt die Wehr zu einem Brand aus. Für die freiwilligen Mitglieder — zurzeit sind rund 280 Ehrenamtliche in acht Löschzügen aktiv — bedeutet ein Einsatz oft einen Konflikt: Können sie mitfahren oder werden sie im Job gebraucht? "Schließlich kann man nicht jeden Arbeitsprozess von jetzt auf gleich anhalten", erklärt Voss.

Außerdem schaffe die wachsende Mobilität Probleme. Voss: "Viele pendeln heute zum Arbeiten nach Düsseldorf oder Köln." Die achtminütige Hilfsfrist — also die Zeitspanne, die zwischen einer Alarmierung und dem Eintreffen der Wehrleute maximal verstreichen darf — werde da schnell zur "unlösbaren Aufgabe". Besonders alarmierend ist die Personalsituation zurzeit in Delhoven und Stürzelberg. Dort sind tagsüber zwischen 6 und 18 Uhr gerade einmal drei (in Delhoven) beziehungsweise ein (in Stürzelberg) Ehrenamtler im Stadtgebiet verfügbar. "Ein Wert, an dem wir unbedingt arbeiten müssen", erklärt die Wehr-Chefin.

Nur wie? Denn selbst wenn die Ehrenamtler in der Nähe des Gerätehauses arbeiten: Loszueilen, sobald der Feuermelder piept, ist laut Stefan Meuter keine Selbstverständlichkeit. In der Praxis, erzählt der stellvertretende Kreisbrandmeister, sorgen sich viele Helfer um berufliche Nachteile, weil sie mehr Fehlstunden haben und weniger flexibel sind als ihre Kollegen. Meuter: "Viel zu wenige Firmen unterstützen zudem den ehrenamtlichen Einsatz der Wehrleute."

Schon bei Bewerbungsgesprächen werde die Mitwirkung in einer Feuerwehr von den Arbeitgebern meist mit einem Nasenrümpfen zur Kenntnis genommen, weiß Meuter. "Die freiwilligen Helfer sollten deshalb offensiver mit ihrem Engagement umgehen und sich besser verkaufen", fordert er.

Auch Voss findet, dass die Ehrenamtler mehr Unterstützung von den Betrieben brauchen. "Wenn es beim Chef brennt, will er ja auch, dass wir löschen kommen." Sie plant deshalb, verstärkt auf die Arbeitgeber zuzugehen — und schriftlich um Unterstützung zu bitten. Bei Stellenausschreibungen der Stadtverwaltung sollen künftig zudem freiwillige Wehrleute bevorzugt werden. Und auch die Politik sieht Voss in der Pflicht. "Sinnvoll wäre es, Arbeitnehmern, die sich engagieren, steuerliche Vorteile zu gewähren." Schließlich würden "ihre Leute" bei jedem Einsatz ihr Leben riskieren.

(NGZ/rl)
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