Festival in Knechtsteden Szenen einer Ehe bei „Alte Musik“ im Kreismuseum

Knechtsteden · Schauspieler Rainer Iwersen las aus Lew Tolstois Novelle „Die Kreutzersonate“ – Midori Seiler und Kristian Bezuidenhout spielten Beethovens Werk.

 Geigerin Midori Seiler spielte die Kreutzersonate.

Geigerin Midori Seiler spielte die Kreutzersonate.

Foto: Maike Helbig

Das Publikumsinteresse am musikalisch-literarischen Abend innerhalb der „Festival Alte Musik Knechtsteden“ war enorm – im Vortragssaal des Kreismuseums Zons mussten einige Besucher den Abend stehend erleben. Alle hingen an den Lippen des Schauspielers und Rezitators Rainer Iwersen, der, fantasiereich seine reiche Palette an Ausdrucksmöglichkeiten einsetzend, die Geschichte eines krankhaft eifersüchtigen Egomanen lebendig werden ließ. Trotz eines in der Jugend exzessiven Lebens sucht dieser eine „reine, keusche Frau“ zum Heiraten, findet sie schließlich auch und bekommt mit ihr fünf Kinder. Doch die Ehe ist geprägt von ständigem Streit und der übergroßen Eifersucht des Gatten. Ein Geiger wird ins Haus eingeladen und musiziert mit der das Klavierspiel liebenden Frau die „Kreutzersonate“ von Ludwig van Beethoven. Nun nimmt die Eifersucht überhand, und als der Mann von einer Geschäftsreise – Böses ahnend – verfrüht zurückkehrt und den vermeintlichen Nebenbuhler in seinem Haus trifft, ersticht er seine Frau.

Passend zu dieser schaurigen Geschichte spielten die Geigerin Midori Seiler und der niederländische Pianist Kristian Bezuidenhout die letzte Sonate, die Beethoven schrieb (Nr. 9 A-Dur op.47) und dem französischen Virtuosen Rodolphe Kreutzer widmete. Das als Beethovens anspruchsvollstes Werk dieser Gattung geltende Opus erklang dreigeteilt, jeweils an passenden Stellen des literarischen Vortrags.

Midori Seiler wählte einen Geigenbogen aus der Entstehungszeit der Komposition, hier sind die Bogenhaare viel straffer gespannt als bei modernen Bögen. Dadurch wird der Ton spitzer und schmäler, was – bei aller technischen Versiertheit und Brillanz – dazu führte, dass der aus der Instrumentensammlung des WDR stammende historische Graf-Flügel stellenweise noch mehr dominierte, als es die Vorgabe Beethovens „Sonate für Klavier und Violine“ verlangt.

Kristian Bezuidenhout, der sich auf historische Tasteninstrumente spezialisiert hat, meisterte seinen hoch virtuosen Part stilsicher und mit vorbildlicher Spielkultur. Die abwechslungsreichen Variationen des Mittelsatzes und vor allem das kapriziöse Presto, bei dem die Künstler noch einmal alle Register ihres großen Könnens ziehen konnten, rissen die Zuhörer ebenso zu begeistertem Beifall hin wie die faszinierende Lesung von Rainer Iwersen.

Das Festival Alte Musik wird am Donnerstag um 19.30 Uhr mit dem Orgelkonzert „Verborgene Wirklichkeiten“ in der Christuskirche Dormagen fortgeführt – mit Beate Rux-Voss an der Orgel sowie Karl-Heinz Göttert und Hermann Max im Gespräch mit Moderator Bernd Heyder. Am 28. September beginnt um 20 Uhr die Gregorianische Nacht in der Basilika, am 29. September um 20 Uhr das Abschlusskonzert Buxtehudes „Jüngstes Gericht“.

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