Corona in Dormagen Fahren lernen ohne Abstand

Dormagen · Die Verkehrsregeln sind grundlegend gleich, und doch läuft in Fahrschulen seit Kurzem vieles anders. Lehrer und Schüler sind stundenlang mit Masken unterwegs, das Abholen vor der eigenen Haustür fällt aus.

 Fahrlehrer Martin Velickov ist täglich mehrere Stunden mit Mundschutz unterwegs. Richtig „angezogen“ ist auch Fahrschüler Tim Faltin (r.).

Fahrlehrer Martin Velickov ist täglich mehrere Stunden mit Mundschutz unterwegs. Richtig „angezogen“ ist auch Fahrschüler Tim Faltin (r.).

Foto: Melanie van Schyndel

Seit gut zwei Wochen dürfen Fahrlehrer ihre Schüler wieder unterrichten, nachdem sie sechs Wochen eine coronabedingte Zwangspause einlegen mussten. Die Verkehrsregeln haben sich in dieser Zeit zwar nicht geändert, aber wie überall gibt es für die Fahrschulen eine Menge Auflagen zu beachten. Das ist auch bei der Fahrschule CityDrive an der Römerstraße so.

Für Inhaber Martin Velickov bedeutet das, einige Arbeitsschritte mehr zu machen, bevor er mit seinen Fahrschülern ins Auto steigen kann. „Lenkrad, Schalthebel, Handbremse und alle Griffe werden vor und nach jeder Fahrt desinfiziert“, erklärt er. „Ich bin froh, dass die Apotheke mir rechtzeitig Desinfektionsmittel besorgen konnte, denn in den Drogeriemärkten ist ja alles nach wie vor ausverkauft.“ Auch die Hände werden vor Beginn der Fahrt desinfiziert. Im Auto müssen Lehrer und Schüler dann eine Maske tragen, denn der Mindestabstand von 1,50 Meter kann da ja schlecht eingehalten werden.

Das ist für alle etwas gewöhnungsbedürftig. „Das war am Anfang schon seltsam, weil es auch neu war“, erzählt FahrsSchüler Tim Faltin. „Nach einer Zeit merkt man die Maske aber nicht mehr, weil man sich dann auf das Fahren und den Verkehr konzentriert.“ Für die Fahrlehrer sieht die Situation etwas anders aus, da sie am Tag deutlich mehr als eine Doppelstunde mit Maske hinter dem Steuer verbringen müssen. „Für uns ist das schon sehr anstrengend. Wir müssen ja die ganze Zeit über viel reden und anleiten, dadurch atmet man auch schneller, das Gesicht erwärmt sich schneller und mehr, da ist man nach 90 Minuten etwas erschöpft“, berichtet Martin Velickov. „Ich denke, dass sich der Körper mit der Zeit umstellt, dann wird das schon gehen“.

Im Moment hat der Fahrlehrer den praktischen Unterricht deshalb leicht reduziert und fährt nur vier Mal 90 Minuten am Tag, um  zwischendurch buchstäblich ein bisschen zu Atem zu kommen. Auch die Vorgehensweise hat sich verändert. Während sonst ein Fahrschüler bis zum Haus des nächsten gefahren ist, dort der Fahrersitz getauscht wurde, um den ersten Schüler nach Hause zu fahren, müssen die Führerscheinanwärter nun alle zu Beginn der Fahrstunde direkt zur Fahrschule kommen. Denn mehr als zwei Personen dürfen im Auto nicht mitfahren – mit Ausnahme der Fahrprüfung.

Auch der Theorieunterricht findet anders als sonst statt. Weil jedem Schüler im Unterrichtsraum fünf Quadratmeter Fläche eingeräumt werden muss, können nur sieben Fahrschüler gleichzeitig kommen. „Wir haben die Kurse gesplittet, ich unterrichte jetzt zwei hintereinander. Das verlängert zwar meine Arbeitszeit, funktioniert aber ganz gut“, meint Martin Velickov. Die Schüler können zwei Mal pro Woche einen Kurs von 18.30 Uhr bis 20 Uhr oder von 20 Uhr bis 21.30 Uhr besuchen. Dafür müssen sie vorher anrufen und sich anmelden, damit nicht mehr Schüler kommen als erlaubt.

Im Unterrichtsraum müssen sie eine Maske tragen und bei Betreten die Hände desinfizieren. „Das klappt alles gut, die Schüler sind sehr verantwortungsbewusst“, lobt Velickov. „Ich war froh, als es endlich wieder losgehen konnte.“ Seine berufliche Zukunft sah er noch nicht wirklich bedroht. „Die Existenz kann man immer irgendwie wieder aufbauen. Natürlich macht man sich Gedanken, aber die Gesundheit geht in so einem Fall einfach vor“, findet der Vater zweier Töchter.

Fahrschüler Tim Faltin ist auch froh, dass er wieder hinter das Lenkrad darf. Vor Corona hatte er zehn Fahrstunden, dann kam die plötzliche Pause. „Bei der ersten Stunde danach war es ungewohnt und ich hatte ein bisschen Schwierigkeiten mit der Kupplung und Schaltung, aber nach zehn Minuten war wieder alles wie vorher“, erzählt der 17jährige.

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