Fahrschulen in Dormagen Fahrlehrer fürchten neue Regeln

Dormagen · Ab dem 1. Januar werden Verordnungen in Kraft treten, die insbesondere bei den lokalen Fahrschulen zu neuen Herausforderungen führen werden. Dormagener Fahrlehrer stellen sich auf mögliche finanzielle Verluste und einen „Prüfungsstau“ ein.

 Fahrlehrer Kai Eichstädt von der Fahrschule „Fun“  in Dormagen ist nicht begeistert von dem, was auf ihn zukommt.   Foto: J. Kessner

Fahrlehrer Kai Eichstädt von der Fahrschule „Fun“ in Dormagen ist nicht begeistert von dem, was auf ihn zukommt. Foto: J. Kessner

Foto: Jasmin Kessner

Die bereits bekannte „Automatik-Regelung“, die bis zum 31. März 1986 in Deutschland galt, wird am 1. April 2021 erneut eingeführt werden. Hierbei handelt es sich um eine Erweiterung des Automatikführerscheins, die mit dem Eintrag der nationalen Schlüsselzahl „197“ im Führerschein gekennzeichnet sein wird. Fahrschülern wird damit die Möglichkeit geboten, ihre Fahrprüfung auf einem Automatikwagen zu absolvieren und trotzdem ein Schaltfahrzeug fahren zu dürfen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt werden: „Fahrschüler müssen mindestens zehn Fahrstunden auf einem Schaltfahrzeug absolvieren und sich einer 15-minütigen Überprüfung des Fahrlehrers unterziehen“, erklärt Christiane  Ill, Fahrlehrerin und Inhaberin der Fahrschule „ToTo77“ in Dormagen. „Daraufhin bescheinigt der Fahrlehrer, dass der Bewerber in der Lage ist, ebenfalls ein Fahrzeug mit Schaltgetriebe verantwortungsvoll fahren zu können.“ Torsten Zur, ebenfalls Fahrlehrer und Mit-Inhaber der Fahrschule „ToTo77“, sieht diese Regelung eher kritisch: „In Deutschland ist die Fahrausbildung auf einem Schaltwagen noch Standard, weshalb wir nicht einschätzen können, wie groß die Nachfrage nach einem Automatikführerschein überhaupt sein wird. Die  Investition in ein Automatikfahrzeug birgt also ein Risiko, da mit finanziellen Verlusten zu rechnen ist, wenn das Fahrzeug aufgrund der geringen Nachfrage kaum in Benutzung sein wird“. Laut dem Fahrlehrer sei dieses Konzept noch nicht ausgereift und er äußert die Sorge, dass eine mangelnde Schaltkompetenz der jungen Fahranfänger die Verkehrssicherheit gefährden könnte.

Fahrlehrer Kai Eichstädt, Inhaber der Fahrschule „Fun“ in Dormagen, sieht darüber hinaus eine weitere Problematik: „Der Kauf eines Automatikfahrzeuges geht mit der Frage nach der Investition in ein Elektroauto einher. Jedoch gibt die Infrastruktur in Dormagen diese Möglichkeit nur bedingt her, da bislang zu wenige Ladestationen zur Verfügung stehen. Ich würde mir wünschen, dass sich das zukünftig ändert, um den Umstieg zu erleichtern“. Hinzu kommt, dass jedem Fahrlehrer, abgesehen von dem Fahrzeug mit Schaltgetriebe, ein Automatikwagen zur Verfügung gestellt werden müsste. Die Fahrschulen hätten mit höheren Ausgaben zu kämpfen, die sich schließlich im Anstieg der Preise für Fahrstunden bemerkbar machen würden.

Eine weitere Veränderung wird das sogenannte „elektronische Prüfprotokoll“ sein, das offiziell ab dem 1. Januar zum Einsatz kommen wird. „Die gesamte Prüfungsfahrt wird mithilfe eines Tablets dokumentiert, um dem Prüfling eine detaillierte Rückmeldung zu ermöglichen und die Prüfungsfahrten zu vereinheitlichen“, erklärt Arne Böhne, Führerscheinexperte vom TÜV Rheinland. „Die Prüfungsfahrten aller Klassen werden dadurch teurer und dauern länger, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen“.

Die Dormagener Fahrlehrer haben aus diesem Grund Bedenken: „Die Fahrprüfer sind momentan in der Lage elf Prüfungen am Tag abnehmen zu können. Ab dem nächsten Jahr wird die Anzahl der Fahrprüfungen durch die längere Prüfungsdauer auf acht bis neun reduziert, was zumindest am Anfang, einen ,Prüfungsstau’ zur Folge haben wird“, befürchtet Kai Eichstätt. „Für Fahrschüler im Ort bedeutet das, dass sie sich zunächst auf längere Wartezeiten für Prüfungstermine einstellen müssen.“ Die Dormagener Fahrlehrer sind aber zuversichtlich, dass sich die Prüfer schnell an das digitale System gewöhnen werden. Der TÜV Rheinland versucht entgegenzuwirken, indem sie Prüfer aus anderen Tätigkeitsbereichen einstellen, sodass sich die Belegschaft verjüngt und mehr Personal zur Verfügung steht. Zudem werden ab nächster Woche Fortbildungen für die Prüfer stattfinden und eine Einweisung in das moderne System erfolgen, um einen reibungslosen Einstieg zu ermöglichen.

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