Dormagen Fabrik zu nah an Gastank?

Dormagen · Seit Juni baut das Schweizer Unternehmen Misapor eine Dämmstofffabrik an der Ecke Edisonstraße / B9. Die Delrather Bürger fürchten die räumliche Nähe zum Flüssiggastank von RWE. Der Widerstand wächst.

 Gefährliche Nachbarn? Derzeit wird das Dämmstoffwerk von Misapor in unmittelbarer Nähe zum Flüssiggastank gebaut.

Gefährliche Nachbarn? Derzeit wird das Dämmstoffwerk von Misapor in unmittelbarer Nähe zum Flüssiggastank gebaut.

Foto: h. jazyk

Johann Wilhelm Groß, Projektleiter der Firma Misapor, reicht das Produkt herum, das er an diesem Abend in Delrath erklären soll. Federleicht sind die staubgrauen Brocken aus Glasschaumschotter, die aussehen wie versteinerte Schwämme. "Greifen Sie zu", sagt Groß, "ich will die nachher nicht wieder in den Kofferraum packen."

Rund 60 Bürger sind ins Johanneshaus gekommen. Die SPD-Fraktion hatte zur offenen Fraktionssitzung geladen, doch wegen der Partei ist kaum einer gekommen. Es geht um den Bau des Werks der Firmen Rhenus Logistics und Misapor, das an der Ecke Edisonstraße / B9 entsteht. Rund 18 Millionen Euro investiert das Schweizer Unternehmen, 25 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Aus 50 000 Tonnen Glasmehl sollen ab dem Frühjahr jährlich 250 000 Kubikmeter Glasschaumschotter hergestellt werden. Das Problem: In unmittelbarer Nähe steht der 1974 von Thyssengas erbaute Flüssiggastank, der heute von RWE betrieben wird. Die Angst ist verständlich: Die Firma Thyssengas schreibt in einer 1993 aufgelegten Broschüre: "Gefahren bei einem Störfall: Austretendes Flüssigerdgas verdampft und bildet dabei eine kalte Nebelwolke. Am Rande der Wolke entsteht eine Zone mit zündfähigem Gas-Luft-Gemisch. Zündquellen wie offenes Feuer, Zigarettenglut, Betrieb elektrischer Maschinen, Schweißarbeiten, laufende Kfz-Motoren usw. sind unbedingt zu vermeiden!"

Und genau dort setzt die Skepsis der Bürger an. Der Glasschaumschotter soll in so genannten elektrisch betriebenen Bandlauföfen hergestellt werden. Über ein Förderband aus Edelstahl wird Glasmehl bei Temperaturen bis zu 950 Grad zu Glasschaumschotter verarbeitet. Was also, wenn eine Gaswolke vom RWE-Tank zum Misapor-Gelände rüberziehen sollte? Brandschutzgutachten, Emissionsmessungen, einen ganzen Ordner hätte Misapor beibringen müssen, sagt Groß. Später berichtet auch Hans-Jürgen Horn, Betriebsleiter des Flüssiggastanks, über die Sicherheitsvorkehrungen von RWE: "Sie wollen wissen, was passiert, wenn es peng macht?" Von einem Wall, der das auslaufende, auf minus 165 gekühlte Gas auffangen würde, bevor es nach oben hin verdampft, berichtete Horn.

Eine Stellungnahme der Unteren Immissionsschutzbehörde des Rhein-Kreis-Neuss, die verlesen wurde, bestätigt das. Eine Gefährdung der Bevölkerung durch die Koexistenz der beiden Unternehmen sei ausgeschlossen. Beide Unternehmen boten an, im nächsten Jahr einen "Tag der Offenen Tür" durchzuführen. Außerdem werden alle Delrather Haushalte demnächst mit einem RWE-Infoblatt beliefert. Völlig sicher, das wurde deutlich, fühlen sich die Delrather dennoch nicht. Kommentar

(NGZ)
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