Dormagen Experten beleuchten die Einwanderung im Kreis

Dormagen · Interessanter Vortragsabend in der Zonser Nordhalle.

Wenn die Begriffe Migration, Integration und Flüchtlingswelle fallen, werden sie meist mit der jüngsten Einwanderungswelle seit 2015 infolge des Syrienkonfliktes verbunden. Doch solche Migrationsbewegungen hat es schon früher gegeben, ebenso die Probleme und Aufgaben, die daraus resultieren. Am Freitagabend wurde dies in der Nordhalle des Kreiskulturzentrums Zons deutlich. Das Archiv im Rhein-Kreis und der Kreisheimatbund hatten zu der Veranstaltung "Vertriebene - Gastarbeiter - Flüchtlinge: Migrationsbewegungen und -schicksale im Rhein-Kreis Neuss nach 1945" eingeladen.

Peter Ströher vom Kreisarchiv führte in den Themenblock "Flucht und Vertreibung in Folge des Zweiten Weltkriegs" ein. Als Zeitzeuge war Hans-Jürgen Krause eingeladen. 1930 in Stettin geboren, kam er über Umwege nach NRW. Er schilderte die Schrecken der Flucht zum Teil in Viehwaggons, bei der seine dreijährige Nichte, die seine Mutter und ihn begleitete, starb. Archivmitarbeiter Martin Lambertz eröffnete den Block "Arbeitsmigration in der Zeit des Wirtschaftswunders" ab Mitte der 50er Jahre. Johannes Georgi, 1938 in Istanbul als Sohn griechischer Eltern geboren, kam mit dieser Welle nach Deutschland. Er verliebte sich in die Enkelin seines Friseurs, heiratete sie, machte 1973 seinen Facharbeiter als Maschinenschlosser und wurde deutscher Staatsbürger. Er wechselte zur Firma Pierburg nach Neuss und zog nach Reuschenberg, wo er nun seit 43 Jahren lebt. "Ich muss sagen, ich habe nie etwas Negatives hier erlebt. Aber wichtig ist, dass man die Sprache lernt, denn nur, wenn man miteinander spricht, kann man den Anderen verstehen", meinte er.

Archivleiter Stephen Schröder griff schließlich die aktuelle Flüchtlingswelle auf. Die hohe Zahl der Schutzsuchenden stelle Land und Gemeinden zwar vor eine große Herausforderung, man könne aber aus den Erfahrungen früherer Flüchtlingswellen viel lernen, urteilte er.

Ein gutes Beispiel für gelungene Integration ist Durra Aziz. Die aus al-Hasaka im Norden Syriens stammende Kunstlehrerin floh 2015 über die Türkei und den Irak nach Deutschland. Zurück möchte die junge Frau nicht. "Deutschland ist wie ein zweiter Vater für mich. Mein Vater ist in Syrien gestorben, aber ich habe mit Deutschland einen neuen gefunden."

(NGZ)
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