Evangelisches Sozialwerk in Dormagen „Bereicherungs“-Vorwurf gegen Kita-Träger

Dormagen · Es ist ein schwerer Vorwurf, der seit Freitag gegen das Evangelische Sozialwerk Dormagen erhoben wird.Das wehrt sich und erhält Unterstützung aus den eigenen Kitas.

 Eine unbekannte Zahl an Erzieherinnen erhebt schwere Vorwürfe gegen ihren Träger.

Eine unbekannte Zahl an Erzieherinnen erhebt schwere Vorwürfe gegen ihren Träger.

Foto: dpa/Jens Büttner

Es ist ein schwerer Vorwurf, der seit Freitag gegen das Evangelische Sozialwerk Dormagen erhoben wird. In einer anonym gehaltenen E-Mail behaupten „Erzieherinnen“ des Trägers, dass dieser sich an der aktuellen Situation mit der Corona-Krise „bereichert“. „KiBiz-Gelder fließen weiter, während unser Träger durch unbezahlten Urlaub Lohnkosten einspart oder geldwerte Leistungen bekommt“, heißt es in der Nachricht. Die ging am Freitag  in einem weiten Verteiler unter anderem an Fraktionen im NRW-Landtag, den Rhein-Kreis Neuss oder die Bezirksregierung Düsseldorf. Das Sozialwerk weist diese Vorwürfe entschieden zurück.

Der Absender der E-Mail nennt sich „dominus“, wer dahinter steckt, in unklar, ebenso wie viele Erzieherinnen die Vorwürfe erheben. Das Evangelische Sozialwerk Dormagen betriebt in der Stadt acht Kitas und beschäftigt ca. hundert Mitarbeiter. Ein Vorwurf lautet: „Erzieherinnen, die nicht zur Notbetreuung gebraucht werden, werden nicht nach Hause geschickt. Wer will, kann unbezahlten Urlaub nehmen oder muss Minusstunden aufbauen.“ Ein anderer: Erzieherinnen aus dem gefährdeten Personenkreis werde geraten, sich krankschreiben zu lassen.

Hans-Werner Wenzel, zusammen mit Pfarrer Frank Picht Vorstand des Sozialwerks, zeigte sich „erschüttert“ von den Vorwürfen. „Die Behauptungen sind schlichtweg falsch. Niemand soll weniger Geld haben wie bisher. Auf den Abrechnungen wird das volle Gehalt stehen“, versichert er.  Wenzel erklärt, dass man am vergangenen Montag von der Stadt über die aktuelle Situation informiert worden sei. „Mit dabei waren auch zwei Leitungskräfte. Die Kommunikation wurde über die Leistungskräfte an die Mitarbeiterinnen weitergegeben. Alle Maßnahmen würden auch mit der Mitarbeitervertretung besprochen.“ Die sei, so Wenzel, ebenso von der Mail überrascht worden wie er. „Wenn es Unklarheiten oder Kritik gibt, kann man sich beispielsweise an die Mitarbeitervertretung wenden. Das ist leider nicht geschehen.“ Repressionen gegenüber Mitarbeitern habe es „noch nie gegeben“.

Unterstützung erhält der Vorstand von der „Mehrheit der Mitarbeiterinnen des Evangelischen Sozialwerks“. Sie distanzieren sich in einer umfassenden Stellungnahme, die am Freitag Nachmittag verschickt wurde, von der anonymen E-Mail. „Wir können nicht nachvollziehen, dass Mitarbeiterinnen unserem Träger in der jetzigen Krisensituation, die alle betrifft, Bereicherung unterstellen.“ In der Leiterrunde am Dienstag wurden die Leitungen und die Mitarbeitervertretung darüber informiert, „dass diese die Mitarbeiter/innen zu unterrichten haben, wie wir in dieser schweren Situation fürsorglich miteinander umzugehen haben“, heißt es. So wurden die Leitungen aufgefordert, schnellstmöglich nicht benötigtes Personal freizustellen und gleichzeitig Notfallpläne für die Kitas zu erstellen. „Auf dieser Sitzung betonte der Träger, dass kein Mitarbeiter unbezahlten Urlaub nehmen muss.“ Ferner sei in dieser Sitzung auch der Hinweis erfolgt, dass „natürlich Mehrarbeitsstunden, Überstunden, alter Urlaub vorrangig in dieser Krisensituation abgebaut werden sollen.“

„Hiermit möchten wir nochmal erklären, dass unser Träger zu hundert Prozent seiner Fürsorgepflicht für uns Mitarbeiter nachgekommen ist und dieses nicht nur in dieser jetzigen schweren Zeit.“ Als Absender der Unterstützungs-Mail sind diese Einrichtung genannt: Familienzentrum am Chorbusch Villa Kunterbunt & Die kleinen Strolche; Familienzentrum Starke Kinder Ostpreußenallee & Abenteuerland; Sonnenblume, Schatzkiste, Arche Noah und Am Märchenwald.

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