Dormagen Erinnerung an polnische Zwangsarbeiter

Dormagen · Mit einer Gedenkfeier an Allerheiligen erinnerten Bürgermeister Erik Lierenfeld und die polnische Vizekonsulin Barbara Koziol an Zwangsarbeiter, die in Dormagen auf dem Ehrenfriedhof an der Nettergasse begraben liegen. An den Gräbern wurden zwei Kränze niedergelegt, die Vertreterin des Generalkonsuls zündete Kerzen an.

 An Allerheiligen legten Bürgermeister Erik Lierenfeld und die polnische Vizekonsulin Barbara Koziol in Gedenken an Zwangsarbeiter auf dem Ehrenfriedhof in Dormagen zwei Kränze nieder.

An Allerheiligen legten Bürgermeister Erik Lierenfeld und die polnische Vizekonsulin Barbara Koziol in Gedenken an Zwangsarbeiter auf dem Ehrenfriedhof in Dormagen zwei Kränze nieder.

Foto: Linda Hammer

In seiner Ansprache hatte Bürgermeister Lierenfeld betont: "Kriegsgräber und auch Zwangsarbeitergräber sind Monumente des Friedens." Denn sie erinnern an das Unrecht des Krieges und mahnen zu Frieden und Verständigung. 75 Jahre nach dem Kriegsbeginn und dem deutschen Überfall auf Polen bestehe besonderer Anlass, "uns dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte in Erinnerung zu rufen", so Lierenfeld.

Dass sich Polen und Deutsche in einem geeinten Europa inzwischen wieder die Hände reichen, sei vielen Engagierten, auch auf lokaler Ebene wie dem Initiativkreis "Brücke zwischen Dormagen und Krakau", zu verdanken. Lierenfeld mahnte dennoch: "Wir dürfen jedoch die Vergangenheit nicht vergessen und müssen wachsam sein, wenn rassistische Vorurteile wieder wachsen. Allzu gern versuchen rechtsextremistische Gruppierungen, daraus politische Nahrung zu saugen."

Wie Barbara Koziol, Vizekonsulin des polnischen Generalkonsulats in Köln, erklärte, bleibe es eine wichtige Aufgabe, "Vertrauen und Frieden zwischen Ländern und Völkern zu schaffen". Sie freue sich, dass Polen und Deutschland, trotz der grausamen Schatten der Geschichte, heutzutage im Stande sind, die Vergangenheit zu überbrücken und enge, nicht nur politische Partnerschaft zu entwickeln.

"Wir sind auf einem sehr guten Weg, die gemeinsame Zukunft und ein friedliches Miteinander zu schaffen. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Vergangenheit vergessen wollen", sagte Koziol und bedankte sich bei Bürgermeister und der Stadt für die Pflege der Gräber der polnischen Opfer in Dormagen.

Nach Schätzungen gab es im Gebiet des früheren Amtes Dormagen etwa 6000 Zwangsarbeiter. Wie viele Tote es unter ihnen gab, ist nicht abschließend geklärt. Die Liste der nichtdeutschen Staatsangehörigen, die von 1939 bis 1945 auf dem Friedhof an der Nettergasse bestattetet wurden, umfasst 21 Russen, 37 Polen, sieben Belgier, vier Italiener, zwei Holländer und 16 Verstorbene unbekannter Nationalität. Ein Verzeichnis der dort beigesetzten 26 ausländischen Kinder in den Kriegsjahren zeigt, dass sie alle kaum älter als ein Jahr waren.

Bereits 2011 legten ein Vertreter des Generalkonsulats und der Bürgermeister dort Kränze nieder. "Ich möchte dazu mehr Öffentlichkeit einladen und die Gedenkfeier gern wiederholen", sagte Lierenfeld. Am Samstag waren seine Stellvertreter Hans Sturm und Andreas Behncke sowie die Fraktionsvorsitzenden von SPD und Grünen, Bernhard Schmitt und Tim Wallraff, aus der Politik dabei.

(RP)
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