Dormagen Die Zeitung der Kästner-Schüler ist spitze
Dormagen · Die Redaktion der „Fliegenden Schülerzeitung“ mit lauter Dritt- und Viertklässlern holte sich Platz 1 in Nordrhein-Westfalen mit einer Ausgabe, die komplett Menschen mit Handicap gewidmet war.
Vor dem Fototermin hatte Moritz einen Wunsch geäußert. „Malt ein Plakat mit meinem Namen und feuert mich an. Das hat noch keiner für mich gemacht“, sagte der junge Zonser. Der Leichtathlet des TSV Bayer hat das Down Syndrom und trat im vergangenen Sommer bei einem Integrativen Sportfest in Leverkusen an. Und er war einer der Interviewpartner für die Redaktion von „Die Fliegende Schülerzeitung“ an der Dormagener Erich-Kästner-Grundschule, die in der Ausgabe „Wir haben besondere Menschen kennengelernt“ porträtiert wurden. Die Publikation vom Juli 2017, die ausschließlich Menschen mit Handicap und ihrem Alltag gewidmet war, hat jetzt den ersten Preis im Schülerzeitungswettbewerb 2017/2018 in Nordrhein-Westfalen gewonnen. Die Schule erhält dafür eine Prämie in Höhe von 700 Euro. Der Wettbewerb wird vom Rheinischen Sparkassen- und Giroverband gemeinsam mit zehn regionalen Tageszeitungen veranstaltet, darunter auch die Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher Zeitung.
Moritz, damals 17 Jahre alt, hatte es letztendlich sogar auf die Titelseite der gut 40 Seiten starken „Fliegenden Schülerzeitung“ geschafft. Strahlend schaut er in die Kamera, umringt von vier Erich-Kästner-Schülern, die ein Plakat in den Händen halten: „Moritz go!“ steht in blauen und roten Buchstaben darauf – Beleg dafür, dass die Redakteure dem jungen Sportler den Wunsch erfüllt hatten. Für ihre Recherchen wagten die Dritt- und Viertklässler auch Experimente. Sie testeten, wie es sich anfühlt, im Rollstuhl in der Stadt unterwegs zu sein und wie man ohne Hände malen kann – zum Beispiel mit dem Mund oder mit Hilfe der Zehen. Auch Besuche an verschiedenen Förderschule, darunter die am Chorbusch in Hackenbroich, standen auf dem Programm und wurden in der jetzt ausgezeichneten Ausgabe beleuchtet.
Thematische Schwerpunkte gehören bei den Nachwuchsredakteuren der Erich-Kästner-Schule seit einigen Jahren zum Konzept. So gab es zum Beispiel bereits komplette Zeitungen zu „Menschen auf der Flucht“ und zu „Respekt“. Die Idee, ein ganzes Blatt über Behinderte zu machen, sei anlässlich einer anderen Preisverleihung in Düsseldorf entstanden, berichtet Schulleiterin Monika Scholz (die Redaktion der Kästner-Schule ist in der Vergangenheit schon mehrfach ausgezeichnet worden). Dort sei auch ein Förderschulpreis übergeben worden. Und als die Redakteure aus dieser Schulform nach vorne gingen, hätten sich ihre Zeitungskollegen von der Kästner-Schule gewundert. „Die Kinder sehen doch aus wie wir. Wieso sind die behindert?“ hätten sie sich gefragt, erzählt Scholz. Und damit habe festgestanden, dass Menschen mit Einschränkungen Thema einer umfangreichen Berichterstattung werden sollten.
Um den Grundschülern das Erstellen einer Zeitung zu erleichtern, hatte Scholz gemeinsam mit der engagierten Mutter und langjährigen Schulpflegschaftsvorsitzenden Alexandra Meltzow-Altmeyer die „Chefredaktion“ der „Fliegenden Schülerzeitung“ übernommen und als fachliche Begleitung und Ideengeberin fungiert. Die Redakteure wiederum sammelten Informationen und Originaltöne mit einem Diktiergerät ein und hielten darauf auch ihre eigenen Eindrücke und Beobachtungen fest. Scholz und Meltzow-Altmeyer gestalteten daraus die Beiträge. „Die Endfassungen in der Zeitung waren aber immer ganz dicht am Original“, betont Monika Scholz.