Dormagen Epos von großer Dramatik

Dormagen · Der Geschlechterkampf um die Geschichte einer Liebe vor dem Hochaltar in der Klosterbasilika war an Dramatik kaum zu überbieten. Der Kreuzritter Tancredi kämpft mit der edlen Sarazenin Clorinda, in männlicher Rüstung Nachfahrin legendärer Amazonen: "Krieg oder Tod".

 Höchste Klangkultur entfaltete das Ensemble "La Dolcezza", das die erstklassigen Sänger formidabel begleitete.

Höchste Klangkultur entfaltete das Ensemble "La Dolcezza", das die erstklassigen Sänger formidabel begleitete.

Das Versepos von Torquato Tasso erhielt durch die Vertonung "Il Combattimento di Tancredi e Clorinda" von Claudio Monteverdi Weltruhm. In einem Madrigalbuch von 1638 veröffentlicht ist das Werk zugleich dramatisches Musiktheater. Monteverdi experimentiert mit neuen Techniken, lässt Streicher erstmals Pizzicato spielen, fordert Crescendi und ordnet die Rolle der Instrumente je nach Dramatik des Geschehens neu.

Garant für unter die Haut gehende Erfahrungen war der britische Tenor James Gilchrist mit höchst vitaler Körpersprache. Sein "Tancredi" durchlief im großartig angelegten Monolog alle Nuancen von wildem Zorn bis resignierender Demut.

Sein goldener Heldentenor ließ "in der Dunkelheit der Wut die Schwerter klirren" und nahm sich sanft zurück, als er unter der Rüstung die Frau erkennt: "O welche Erkenntnis!" Clorinda verliert den Kampf, die Heidin lässt sich taufen und sagt sterbend: "Ich gehe in Frieden".

Diesen letzten Satz des zum christlichen Epos gewendeten Dramas singt die junge Bethany Seymour. Sie hatte zuvor in Monteverdis Liebesmadrigal "O come sei gentile" mit feinen Koloraturen brilliert. Dritter im Bunde war Jan Kobow, dessen lyrischer Tenor besonders bei "Incassum, Lesbia" von Henry Purcell zur Geltung kam.

In dessen "If Love's a Sweet Passion" fanden sich die drei Vokalisten zu einem homogenen Terzett zusammen. Das Bremer Barockensemble "La Dolcezza" war zuverlässiger Begleiter, bei Monteverdi mitreißender Partner und glänzte mit Ricercaren von Giovanni Maria Trabaci.

Abwechslungsreich und doch mit haargenauer Übereinstimmung war die "Sturm-Sinfonie" aus "The Tempest" von Matthew Locke instrumentaler Höhepunkt. "La Dolcezza"-Gründerin und Konzertmeisterin Veronika Skuplik gab mit "The Airy Violin" von Henry Purcell auf ihrer Barockgeige ein überzeugendes Intermezzo.

(NGZ)
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