Dormagen Energie-Sanierung ist zu teuer

Dormagen · Solaranlagen, Pelletheizung, Wärmedämmung: Nach Angaben der Handwerkskammer Düsseldorf steckt in der energetischen Gebäudesanierung großes Potenzial. Dormagener Betriebe profitieren davon bislang kaum.

 Hätte gern mehr Aufträge: Elektroinstallateur Friedhelm Schneider montiert Solaranlagen auf Dächern. "Derzeit ist es eher ruhig", sagt er.

Hätte gern mehr Aufträge: Elektroinstallateur Friedhelm Schneider montiert Solaranlagen auf Dächern. "Derzeit ist es eher ruhig", sagt er.

Foto: Hans Jazyk

Friedhelm Schneider ist sauer. Sauer auf die Politik. "Die Energiewende wird nicht richtig durchgezogen", sagt er. Beruflich bedingt ist sein Interesse daran groß. Der Elektroinstallateur hat sich auf die Montage von Photovoltaikanlagen, Solar- und Pelletheizung spezialisiert. Vier Solaranlagen habe er in diesem Jahr installiert. Nach dem 31. März sei die Nachfrage aber drastisch gesunken. Grund: Zum Stichtag hat die Bundesregierung die Einspeisevergütung für Solarstrom gekürzt. Hauseigentümer, die ihre Solaranlage nach dem 31. März in Betrieb genommen haben, erhalten pro Kilowattstunde, die sie ins öffentliche Netz einspeisen, nur noch 19,5 Cent vom Netzbetreiber. Vorher waren es 24,43 Cent.

Der für Dormagen zuständigen Handwerkskammer Düsseldorf ist das Dilemma bekannt. In einer bisher unveröffentlichten Studie der Kammer wird das sogenannte erschließbare Sanierungspotenzial bundesweit auf rund 98,3 Milliarden Euro beziffert. Konkrete Zahlen für die Stadt Dormagen oder den Rhein-Kreis Neuss liegen nicht vor. "Der Markt ist riesig", sagt Volker Becker, stellvertretender Leiter des Zentrums für Umwelt und Energie der Handwerkskammer. Doch: "Die Bereitschaft der Gebäudeeigentümer ist limitiert. Die Sanierungsquote liegt bei unter einem Prozent."

Die hohen Kosten (ab 25 000 Euro aufwärts) schrecken offenbar viele Eigentümer ab. Auch die Handwerkskammer sieht die Politik in der Pflicht. "Die Anreize müssen größer werden", fordert Beck. Der Klimaschutzbonus sei derzeit "völlig ungeregelt". Konkret geht es um die steuerliche Absetzbarkeit für Gebäudesanierungen. Bund und Länder streiten seit Monaten darüber, wer die Steuerausfälle übernehmen soll.

"Da muss sich endlich was tun", klagt Hans Schlagenwerth. Der Dormagener Maler- und Lackierermeister macht etwa die Hälfte seines Umsatzes mit Wärmedämmung. Derzeit arbeitet er am Raphaelshaus. "Private Kunden habe ich fast überhaupt nicht", sagt Schlagenwerth. Zwar gebe es immer wieder Anfragen. Aber letztendlich winken die meisten Interessenten aus Kostengründen doch ab. "Unter dem Strich ist die energetische Sanierung relativ teuer", stellt Elektroinstallateur Schneider fest. Für die Montage einer Photovoltaikanlage auf dem Dach eines normalen Einfamilienhauses berechnet er zwischen 8000 und 12 000 Euro. "Das dauert dann schon einige Jahre, bis sich das rechnet", sagt Schneider. Und fügt hinzu: "Aber die Energiepreise steigen auch weiter."

(NGZ)
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