Dormagen Einzelkämpfer ohne Partei

Dormagen · Knut Freitag, einziger Vertreter der Linken im Stadtrat, hat die Partei verlassen. Ein Grund sei das Kokettieren der Bundesvorsitzenden mit dem Kommunismus. Seinen Sitz im Rat will er behalten – und weiter für die Bürger kämpfen.

 Knut Freitag hat die Linke verlassen, sitzt aber weiterhin im Stadtrat. Der 69-Jährige will sich künftig verstärkt um das Thema Gaspreise kümmern.

Knut Freitag hat die Linke verlassen, sitzt aber weiterhin im Stadtrat. Der 69-Jährige will sich künftig verstärkt um das Thema Gaspreise kümmern.

Foto: h. jazyk

Ausgerechnet New York. Ausgerechnet Betriebswirtschaftslehre. Knut Freitag (69), Vertreter der Linken im Stadtrat, hat seine ersten beruflichen Schritte in der Metropole des Kapitalismus gemacht – und das in einem Job, der für Geld und Gier steht wie kaum ein anderer: Als studierter Diplom-Kaufmann für Marketing.

Nun hat der 69-Jährige, der sich gerne in der Rolle des Einzelkämpfers sieht, die Partei verlassen. Ein Grund sind die Personalrochaden auf Bundesebene, die Ideologie der Bundesvorsitzenden ist seine nicht. "Was Frau Lötzsch zuletzt über den Kommunismus verkündet hat, ist dummes Zeug", meint Freitag – "und das in einer Zeit, in der es nicht mal mehr in Russland Kommunismus gibt".

Technische Themen im Blick

Abgenabelt hat er sich von seiner Partei, nachdem Oskar Lafontaine seinen Rücktritt verkündet hatte. Da habe es einen Knacks gegeben. Doch was heißt schon seine Partei. Erst vor drei Jahren war er der Linken beigetreten, nachdem er vorher politisch für die UWG gestritten hat. Seinen Sitz im (räumlich) rechten Flügel des Ratssaales will Freitag auch in Zukunft behalten, um künftig mit Verve für seine Sache zu streiten. "80 Prozent der Ratsmitglieder sind Juristen, dagegen kann man sich kaum wehren", sagt Freitag. Doch genau das wolle er künftig verstärkt tun. Einen Maulkorb werde er sich jedenfalls nicht mehr anlegen lassen.

Insbesondere stürzt sich der 69-Jährige auf die technischen Themen: Er will die Bürger in ihrem Kampf gegen die Gaspreise unterstützen, er regt an, das Funknetz von Polizei und Feuerwehr auszubauen und würde Forschungsinvestitionen ins Kreiskrankenhaus Hackenbroich begrüßen. Auch das Thema Bildung will Knut Freitag vorantreiben. So könnte er sich die Einrichtung einer Fachhochschule vorstellen.

Wo das Geld für all diese Ideen herkommen soll angesichts knapper Kassen? "Geld gibt es genug", meint Freitag, "die Frage ist, durch welche Kanäle es fließt." Sein Faible für Technik verwundert nicht. Neben seinem Wirtschaftsabschluss hat Freitag, der Vater eines Sohns und einer Tochter ist, Elektrotechnik in Siegen studiert.

In Dormagen wohnt der gebürtige Wuppertaler erst seit 2001. Nach seiner Station in New York – dort hat er immerhin acht Jahre verbracht – zog es ihn nach Düsseldorf. Geschäftlich hatte er immer wieder in Japan, China und Hongkong zu tun. Freitag hat für IBM gearbeitet, für Lufthansa, später für Mitsubishi. Freitag sagt, er verstehe seit dieser Zeit wie Energieanlagen funktionieren, und dass das Erdgas 40 bis 50 Prozent zu teuer sei.

Zeit zum Kämpfen bleibt. Die nächste Kommunalwahl ist 2014.

(NGZ)
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