Dormagen Einwohner: Wer ist die Nummer zwei im Kreis?

Dormagen · Ist Dormagen vielleicht doch nicht die zweitgrößte Kommune im Rhein-Kreis? Hundertprozentig verlässliche Daten gibt es nicht.

 Welche Stadt hat denn nun mehr Einwohner? Die Zahlen zum Stichtag 31. Dezember 2014 sind verwirrend.

Welche Stadt hat denn nun mehr Einwohner? Die Zahlen zum Stichtag 31. Dezember 2014 sind verwirrend.

Foto: Endermann

Eine Zahl stimmt auf jeden Fall nicht mehr. 63.035 Einwohner weist die Internetseite der Stadt für Dormagen aus - Stand 31. Dezember 2011. "Das sollten wir wohl mal aktualisieren", räumt Carsten Wienberg vom Fachbereich Städtebau auf NGZ-Anfrage unumwunden ein. Doch selbst neues Datenmaterial verspricht offensichtlich keine Gewissheit, wieviele Menschen wirklich in Dormagen leben. Denn das statistische Landesamt Information und Technik (IT) NRW kommt zu anderen Ergebnissen als Stadt und Kreis. Demnach ist sogar unsicher, ob Dormagen tatsächlich den Rang als zweitgrößte Kommune im Rhein-Kreis Neuss hält, den es 2013 Grevenbroich abgelaufen zu haben schien.

Damals hatte IT NRW die Ergebnisse der Volkszählung Zensus aus dem Jahre 2011 bekannt gegeben. Danach hatte Dormagen zum Stichtag 9. Mai 2011 62.208 Einwohner, Grevenbroich zum selben Zeitpunkt aber nur 61.741. Nach IT NRW-Rechnung lag Dormagen auch zum 31. Dezember 2014 vor der Nachbarstadt: mit 62.773 gegenüber 62.124 Bürgern. Aber zum gleichen Zeitpunkt liegt Grevenbroich nach den Zahlen der Melderegister der Städte deutlich vorne: 65.347 zu 63.600 Bürger. Die zurzeit aktuellsten veröffentlichten Zahlen stammen von der Internetseite des Rhein-Kreises Neuss, der sich auf den Einwohnerstand vom 31. März dieses Jahres bezieht. Und immer noch liegt Grevenbroich deutlich vor Dormagen: mit 65.431 gegenüber 63.708 in Dormagen.

Wie passt das zusammen? Städte und der Kreis auf der einen Seite sowie das Land auf der anderen schöpfen offenbar aus unterschiedlichem Datenmaterial. Der Rhein-Kreis und die ihm zugehörigen Städte und Gemeinden ziehen ihre Erkenntnisse aus ihren Melderegistern; die Zahlen wertet ein Rechenzentrum (ITK Rheinland) aus und übermittle die aktuellen Werte jeden Monat an seine Kunden. Bei IT NRW basieren die Zahlen auf dem Zensus 2011. Diese Zahlen wurden dann monatlich fortgeschrieben - mit Geburten, Verstorbenen, Zu- und Fortzügen. Der Hintergrund: 1987 gab es die letzte echte Volkszählung in Deutschland. Sie wurde von vielen Protesten und einem Boykott begleitet. Nach einer Klage verbot das Bundesverfassungsgericht einen Registerabgleich, erläutert Leo Krüll von IT NRW: "Aus Datenschutzgründen durften die kommunalen Meldeämter die Daten von IT NRW nicht übernehmen." Dieses Verbot gelte bis heute. Zum Stichtag 9. Mai 2011 wurde zwar jeder Immobilien-Eigentümer, aber nur jeder zehnte Haushalt befragt - und die Ergebnisse wurden dann mit einem anerkannten Verfahren hochgerechnet. Deshalb glaubt Krüll: "So falsch können unsere Zahlen nicht sein."

Aber eben auch nicht hundertprozentig richtig, weil Hochrechnungen stets Unsicherheiten enthalten. Und auch in Melderegister der Kommunen können sich Fehler einschleichen. Dormagener und Grevenbroicher können also weiter trefflich darüber streiten, welche Stadt zahlenmäßig größer ist.

(NGZ)
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