Industriebahn Zons-Nievenheim Eine Million Tonnen im Verkaufspoker

Industriebahn Zons-Nievenheim · Erstmals hat die Industriebahn Zons-Nievenheim die Jahrestonnage von einer Million überschritten. Ein gutes Argument im Verkaufspoker um die Bahn. Verantwortlich für die Industriebahn Zons-Nievenheim: Mattias Winzen, Bürgermeister Reinhard Hauschild, Aufsichtsratsvorsitzender erner Endres und Geschäftsführer Ulrich Pfister (von links). NGZ-Foto: Hans Jazyk

Erstmals hat die Industriebahn Zons-Nievenheim die Jahrestonnage von einer Million überschritten. Ein gutes Argument im Verkaufspoker um die Bahn. Verantwortlich für die Industriebahn Zons-Nievenheim: Mattias Winzen, Bürgermeister Reinhard Hauschild, Aufsichtsratsvorsitzender erner Endres und Geschäftsführer Ulrich Pfister (von links). NGZ-Foto: Hans Jazyk

Der Verkaufspoker um die Industriebahn Zons-Nievenheim ist im vollen Gange. Am Freitag lieferte die Bahngesellschaft ein Argument, dass die Preisvorstellungen zumindest festigen, wenn nicht steigern dürfte: Die Dormagener Bahn transportierte am Freitag (12. Dezember) die Millionste Tonne (Netto) in diesem Jahr. Damit wurde zum ersten Mal in der 92-jährigen Geschichte der Bahn diese magische Marke erreicht.

Werner Endres, Aufsichtsratsvorsitzender der Verkehrsgesellschaft Dormagen GmbH (VGD), unter deren Dach die Industriebahn fährt, freute sich: "Damit wird unser Wirtschaftsplan deutlich übertroffen." Und das Ende der Fahnenstange ist damit noch nicht erreicht. Geschäftsführer Ulrich Pfister: "Wir haben noch Kapazitäten frei."

Der Container-Waggon, der am Freitag um 15.30 Uhr das Industriebahn-Gleis in Nievenheim Richtung Alcan-Werk in Göttingen verließ, ist mit Aluminium-Coiles beladen. Er wird von zwei Loks (MAK und Henschel) gezogen bis zur Bahnschnittstelle in Nievenheim mit zusammen 2.700 Pferdestärken.

Diese Aluminium-Transporte machen nach Angaben von Geschäftsführer Ulrich Pfister und Prokurist Matthias Winzen, der guten Seele der Industriebahn, rund 80 Prozent der Transporte aus. Aber auch die Vertreter der übrigen Industriebahn-Kunden, die zu einem kleinen Umtrunk an die Strecke gekommen sind, sprechen voll des Lobes über die kleine, aber feine Industriebahn.

Mit sechs Bediensteten plus Geschäftsführer werden insgesamt 9,6 Kilometer eigene Gleise bedient, hinzu kommen noch einmal rund 20 Kilometer Anschlüsse bei den Kunden. Die heimische Aluminium-Industrie ist der größte, aber beileibe nicht der einzige Kunde der Bahn. AEG mit einem der beiden Zentrallager in der Bundesrepublik sowie mit Electrolux, heute unter AEG-Flagge, der Logistiker Lehnkering sind weitere klangvolle Namen in der Kundenkartei.

"Bahn-Logistik ist heute weitaus mehr als nur das Anliefern der Güter", ist sich Winzen mit dem Chef der Logistik des Aluminium-Verarbeiters Alcan, Theo Lotz, einig. "Just in Time" heißt das Zauberwort nicht nur für den Lastwagen, sondern auch für den Bahnverkehr: Die punktgenaue Lieferung erspart Lagerkapazität, erhöht die Planbarkeit der Produktion, erspart Kosten.

Genaue Anlieferung, so betonen die Vertreter der Kunden, ist eine der große Stärken der Zons-Nievenheimer Industriebahn. Regelmäßig werden Züge in Nievenheim zu den Aluminiumwerken in Göttingen und in Nachterstädt bei Magdeburg auf die Reise geschickt, ein weiterer gemischter Zug wird für den Bahnumschlag in Neuss zusammen gestellt; von dort aus wird dann halb Europa beliefert. Nach Göttingen sind die Aluminium-Coils etwa sieben Stunden unterwegs.

Die Coils (Bänder) werden von Hydro Norsk übernommen und dann über die Schnittstelle Nievenheim zur Verarbeitung weiter transportiert. Zum anderen übernimmt die Industriebahn Zons-Nievenheim von der Neusser Eisenbahn aus dem Hafen angelieferte Aluminium-Barren und bringt sie in die Alu-Werke. Winzen und Lotz: "Hier zeigt sich die optimale Verbindung von Schiff und Bahn." Der immer wieder aufkeimenden Diskussion um Streckenstilllegungen im lokalen Bereich setzen sie das klare Argument ihrer Leistungsfähigkeit entgegen.

Angesichts der "sinn- und wertvollen Alternative Schiene" bringen Winzen und Lotz auch weitere Überlegungen ins Spiel. Denkbar wäre langfristig eine Freigabe des Deutsche Bahn-Schienennetzes für die lokalen Bahn-Betreiber. Ganz konkret könnte überlegt werden, auch die Aluminiumlieferungen zwischen Neuss und Grevenbroich auf die Schiene zu verlagern.

Die VGD-Industriebahn wäre trotz der Umwege über Neuss oder Köln bereit. Ob die nächste Million Jahrestonnage noch unter der Flagge der VGD und damit der Stadt Dormagen als Gesellschafterin transportiert wird ist höchst fraglich. Die Stadt will die Bahn verkaufen. Die Gespräche mit potenziellen Käufern laufen, noch vor dem Jahreswechsel sind weitere Termine geplant.

Mit einem Ergebnis rechnet Aufsichtsratsvorsitzender Werner Endres allerdings nicht vor Mitte Februar. Nach wie vor im Gespräch sind offenbar auch die benachbarten Eisenbahngesellschaft in Köln und Neuss und möglicherweise die Bayer-Gesellschaft Chemion.

(NGZ)
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