Dormagen Ein Leben im Galopp

Dormagen · Wie sich die leidenschaftliche Reiterin Sandra Keller ihren langjährigen Traum vom eigenen Reitstall erfüllt hat und wie sie die viele Arbeit mit Kindern, Müttern und Tieren auf ihrem Hof in der Blechhofsiedlung stemmt.

 Ihr Traum wurde wahr: Reitlehrerin Sandra Keller zeigt stolz die in mühsamer Kleinarbeit eigens errichteten Paddocks auf ihrem Hof in Delhoven. Immer mit dabei ist ihr Lieblingspferd "Eddi".

Ihr Traum wurde wahr: Reitlehrerin Sandra Keller zeigt stolz die in mühsamer Kleinarbeit eigens errichteten Paddocks auf ihrem Hof in Delhoven. Immer mit dabei ist ihr Lieblingspferd "Eddi".

Foto: H. Jazyk

Bekanntlich liegt das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde. Was immer man von diesem überstrapazierten Poesiealbumspruch halten mag, für Sandra Keller hat er sich definitiv bewahrheitet. "Ich habe mir mit meiner eigenen Reitschule einen großen Traum erfüllt," sagt sie und fügt mit Nachdruck hinzu: "den größten Traum überhaupt!"

Seit einem guten Jahr betreibt Sandra Keller nun schon den Reitstall mit angeschlossener Reitschule in der Delhovener Blechhofsiedlung. Nachdem die 29-Jährige das verwilderte Grundstück im vergangenen Frühjahr gekauft hatte, eröffnete sie im Mai 2009 mit zunächst drei Pferden ihren Hof. Seitdem ist viel passiert. "Heute stehen hier zwölf Pferde auf 10 000 Quadratmetern," erzählt Keller und blickt zufrieden auf die selbst angelegten Paddocks. "Wir würden uns trotzdem gerne weiter vergrößern." Doch ein eigener Hof ist finanziell nicht ohne weiteres zu stemmen. "Mein Freund ist zum Glück handwerklich sehr begabt. Außerdem stellt uns der Pächter netterweise Teile der Bau- und Arbeitsmaterialien zur Verfügung," erklärt die Strabergerin. Auch Familie und Freunde unterstützen tatkräftig — finanziell wie auch rein praktisch. "Ein eigener Stall ist eine Lebensaufgabe. So ein Projekt funktioniert nur in einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt."

Gegenseitige Hilfe in einem angenehmen Miteinander ist der Grundgedanke des Stallkonzepts. "Klassische Reiterhöfe gibt es viele. Wir versuchen, jeden über das Reiten hinaus in den Stallbetrieb zu integrieren," beschreibt Keller ihre Vorstellung. Das heißt Stallarbeit, Pferdepflege und die Unterstützung der Schwächeren. "Wenn die größeren Kinder unter der Woche helfen, dann dürfen sie sich am Sonntag mit den Pferden austoben und zum Beispiel auch mal ohne Sattel reiten," erzählt Keller. Dafür erledigen die Helferinnen eine Menge Arbeit und opfern viel Zeit. "Früher habe ich Fußball gespielt, darauf muss ich jetzt verzichten," erzählt die elfjährige Johanna.

Das kennt auch Sandra: "Man investiert viel, um sich irgendwann den Traum vom eigenen Pferd zu erfüllen," blickt sie zurück. "Aber die Mädchen nehmen bis dahin viel für ihr Leben mit: Ruhe, Motivation, ein gutes Körpergefühl, Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein und das Arbeiten in einem sozialen Gefüge." Gerade deshalb widmet sie sich jeder erdenklichen Klientel: "Hier darf jeder reiten, egal mit welchem Handicap." Auch heiltherapeutisches Reiten möchte sie verstärkt anbieten. "Gerade für verhaltensauffällige Kinder, zum Beispiel mit ADHS, ist der Umgang mit Pferden ein großer Gewinn," findet Keller, die als gelernte Heilerziehungspflegerin die passende Grundausbildung mitbringt — und die Leidenschaft.

(NGZ)
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