Interview mit Pater Hermann-Josef Reetz Ein Klostermarkt mit Hochamt und Likör

Interview mit Pater Hermann-Josef Reetz · Das Kloster Knechtsteden plant die Gründung einer Knechtstedener Klostermarkt GmbH, die als Plattform Produkte aus zahlreichen Klöstern im In- und Ausland vermarkten soll. Gleichzeitig soll die Gesellschaft auch einen seelsorgerischen Auftrag erhalten, indem Hochämter und Vespern in den Markt eingebunden werden. Pater Hermann-Josef Reetz

Das Kloster Knechtsteden plant die Gründung einer Knechtstedener Klostermarkt GmbH, die als Plattform Produkte aus zahlreichen Klöstern im In- und Ausland vermarkten soll. Gleichzeitig soll die Gesellschaft auch einen seelsorgerischen Auftrag erhalten, indem Hochämter und Vespern in den Markt eingebunden werden. Pater Hermann-Josef Reetz

Ideengeber dieses Marktes ist Pater Hermann-Josef Reetz, Provinzprokurator der Spiritaner. Er will das Projekt bei der nächsten Zusammenkunft der Ordensleitung seinen Mitbrüdern vorstellen. NGZ-Redakteur Chris Stoffels sprach mit Pater Reetz.

Herr Pater, Knechtstedener Klostermarkt GmbH, was verbirgt sich dahinter?

Reetz: Ich möchte, wenn der Orden zustimmt, eine Gesellschaft gründen, die den Absatz von Klosterprodukten aus Deutschland, Österreich, Belgien, Luxemburg und Frankreich fördert, und zwar auf so genannten Klostermärkten. Gleichzeitig soll die Gesellschaft Feste und Kultur-Events auf dem Klostergelände veranstalten. Schließlich ist vorgesehen, dass diese Gesellschaft Regieaufgaben zum Beispiel in der Gebäudebewirtschaftung übernimmt.

Und wo bleibt der seelsorgerische Gedanke des Klosters?

Reetz: Die Seelsorge spielt bei dieser Idee eine sehr große Rolle. In dem vorläufigen Gesellschaftsvertrag ist ausdrücklich festgehalten, "dass sich die Gesellschaft bemühen wird, ihre erwerbswirtschaftlichen Tätigkeiten mit seelsorgerischen Tätigkeiten zu verbinden". Hierzu zählen auch Klosterführungen, musikalische Ausgestaltungen von Gottesdiensten und ähnliches im Kloster Knechtsteden.

Wo haben Sie diesem Klostermarkt auf dem weitläufigen Klostergelände vorgesehen?

Reetz: Meine Vorstellungen gehen dahin, dafür den Landwirtschaftshof zu nutzen. Ich kann mir dort eine interessante Mischung aus Kulturhof mit Theaterscheune und Bullenstall sowie mit der Marktnutzung in den weiteren landwirtschaftlichen Gebäuden vorstellen. Das würde die Anbieter zu einem großen Teil witterungsunabhängig machen.

Welche Produkte sollen auf diesem Markt angeboten werden?

Reetz: Das Spektrum ist weit gespannt. Es reicht von den klassischen Klosterlikören bis zu Weinen der Franziskaner von der Mosel, Karten und Kunsthandwerk zum Beispiel aus Maria Laach bis zum Haarwaschmittel. In Österreich und Bayern wurden mit solchen Konzepten große Erfolge erzielt - Stichwort: "Klösterreich".

Aber ist ein solcher Markt nicht wesensfremd für ein Kloster?

Reetz: Ganz und gar nicht. Klostermärkte haben eine lange Tradition. Gerade die Mönchsklöster vermarkteten immer das, was sie mit ihrer Hände Arbeit geschaffen haben.

Aber hätte nicht ein Bauernmarkt gereicht?

Reetz: Die heimischen Landwirte, die dafür in Frage kommen, haben sich inzwischen bestens selbst organisiert. Da haben wir als Kloster kaum noch Chancen. Eventuell beteiligen wir uns mit eigenen Produkten wie Gewürzen an dem Markt.

Wie will das Kloster Knechtsteden diesen Markt finanzieren, denn dazu gehört auch einiges an Startkapital?

Reetz: Die zu gründende Gesellschaft wird sich um Mittel der Europäischen Union bemühen. Dort werden grenzüberschreitende Wirtschaftsprojekte gefördert.

Das Kloster tritt dann als Mittler auf?

Reetz: Es geht darum, den Klöstern Absatzmärkte für ihre Produkte zu schaffen. Und ich denke, Knechtsteden hat inmitten eines der größten Ballungsgebiete weltweit genügend Potenzial dazu. Schließlich geht es auch darum, den klösterlichen Gedanken den Menschen näher zu bringen: Die Menschen kaufen in einem Kloster anders als im Kaufhaus.

Die weiteren Pläne für Knechtsteden?

Reetz: Was ich jetzt sage, ist noch nicht abgestimmt: Ich könnte mir vorstellen, hier ein Kunsthotel einzurichten, in dem die Gäste ihre Kreativität in der klösterlichen Umgebung ausleben können.

(NGZ)
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