Ehemalige Akteure des TSV Bayer So viel Dormagen steckt in der Handball-EM

Dormagen · Gleich fünf mehr oder weniger lange am Höhenberg tätige Akteure sind beim Turnier um die europäische Krone in Ungarn und der Slowakei im Einsatz.

 Der am Höhenberg ausgebildete Julian Köster (M.) beim Länderspiel zwischen Deutschland und Portugal im PSD Bank Dome in Düsseldorf.

Der am Höhenberg ausgebildete Julian Köster (M.) beim Länderspiel zwischen Deutschland und Portugal im PSD Bank Dome in Düsseldorf.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Da haben sich die Kollegen der Kommunikationsplattform „handballworld“ mal wieder einer Fleißarbeit unterzogen und akribisch aufgelistet, welche bei einem deutschen Klub unter Vertrag stehenden Handballer bei der Europameisterschaft dabei sind. Das – vorläufige – Ergebnis: Es sind knapp über 100 aus 29 Vereinen, die meisten stellen die SG Flensburg-Handewitt (10) und der SC Magdeburg (9). Gäbe es ein solches Ranking auch für „Ehemalige“, der TSV Bayer Dormagen würde einen Platz im gehobenen Mittelfeld belegen.

Denn in Kentin Mahé (Frankreich, beim TSV von 2000 bis 2011), Bobby Schagen (Niederlande, 2009/10), Simon Ernst (2009 – 2014) und Julian Köster (2015 – 2020) sind gleich vier Spieler bei der EM in Slowenien und Ungarn am Start, die mehr oder weniger lange das Trikot mit dem Bayer-Kreuz getragen haben. Das Besondere: Mahe, der als Neunjähriger mit seinem Vater Pascal nach Dormagen kam, Ernst, der am Ende der C-Jugend vom TV Birkesdorf zum TSV Bayer wechselte, mit ihm Deutscher Meister der B-Jugend wurde und in die Zweite Liga aufstieg, und Köster, den es als 15-Jährigen vom TuS Brauweiler zum Höhenberg zog, wurden allesamt in Dormagen ausgebildet. Eine Bilanz, die nicht mal die Top-Klubs aus der angeblich „stärksten Liga der Welt“ aufzuweisen haben. Da hatte es schon etwas Besonderes an sich, als am Sonntagabend, im letzten, von Deutschland überraschend mit 35:34 gewonnenen Testspiel vor EM-Beginn zwei Ex-Dormagener in der deutschen Abwehr versuchten, die Anspiele des Ex-Dormageners auf der Regieposition von Olympiasieger Frankreich zu unterbinden – was zugegebenermaßen nur wenige Minuten dauerte und zugegebenermaßen auch nicht besonders gut gelang, denn Mahé hatte großen Anteil daran, dass die Franzosen zur Pause mit 18:14 vorne lagen. Am Ende war der 30-Jährige vom ungarischen Spitzenklub KC Veszprem mit fünf Toren erfolgreichster Werfer seines Teams, das sicher zusammen mit Spanien, Norwegen, Dänemark und Schweden zu den Turnierfavoriten zählt.

Die Deutschen tun das nicht, schließlich gehen sie mit einer neuformierten Truppe mit gleich neun EM-Debütanten an den Start. Dass die beiden Ex-Dormagener dazu gehören, ist etwas überraschend. Die Karriere von Simon Ernst, beim deutschen EM-Titelgewinn 2016 mit ein paar Kurzeinsätzen dabei, schien nach drei Kreuzbandrissen schon am Ende, doch Bundestrainer Alfred Gislason vertraut dem aktuell beim SC DHfK Leipzig unter Vertrag stehenden 27-Jährigen zumindest in der Abwehr. Da ist, wenn überhaupt, auch der Platz von Julian Köster, nämlich auf der vorgezogenen Position in der 5:1-Deckung, die der 21-Jährige auch bei seinem neuen Klub VfL Gummersbach innehat. Schließlich  wurde der einzige Zweitliga-Spieler im (vorläufigen) Aufgebot vor zweieinhalb Jahren, als Deutschland Vize-Weltmeister der U19 wurde, als „bester Abwehrspieler“ ins Allstar-Team berufen.

 Der international für Frankreich spielende Kentin Mahé (r.), hier bei der Handball-WM vor einem Jahr in Ägypten im Duell mit dem Isländer Elvar Orn Jonsson, machte sein Abitur 2011 am Norbert-Gymnasium in Knechtsteden.

Der international für Frankreich spielende Kentin Mahé (r.), hier bei der Handball-WM vor einem Jahr in Ägypten im Duell mit dem Isländer Elvar Orn Jonsson, machte sein Abitur 2011 am Norbert-Gymnasium in Knechtsteden.

Foto: dpa/Petr David Josek

Sein Trainer von damals sitzt bei der EM als Co-Trainer von Alfred Gislason auf der Bank. Und auch Erik Wudtke hat eine Dormagener Vergangenheit, war der gebürtige Aachener doch von 2015 bis 2017 Jugendkoordinator und Jugendtrainer am Höhenberg. Und versuchte am Ende der Saison 2015/16 als Sportlicher Leiter den damaligen Interimstrainer Tobias Plaz im – letztlich vergeblichen – Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Liga zu unterstützen. Als der 49-Jährige bei der EM 2020 sein Debüt als Co-Trainer (damals noch von Christian Prokop) feierte, stellte er sich den Nationalspielern übrigens mit den Worten vor: „Ich sehe aus wie ein Kirmesboxer, habe aber ein gutes Herz. Ich bin nicht so böse wie ich aussehe ... Das sage ich übrigens fast immer, egal, ob ich mich bei Erwachsenen oder in der Grundschule vorstelle.“

Vielleicht stellt der Rhein-Kreis ja demnächst sogar den Bundestrainer. Bob Hanning, ohne den im Handball wenig läuft, brachte für die Zeit nach Gislason, der vor der EM seinen Vertrag vorzeitig bis 2024 verlängerte, jedenfalls schon mal den Namen von Florian Kehrmann ins Gespräch. Der Coach des TBV Lemgo ist ausnahmsweise kein Ex-Dormagener, sondern ein Büttgener ...

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