Dormagen eCall-Autos alarmieren Feuerwehr bei Unfällen

Dormagen · Mit dem ab 2018 in Neuwagen vorgeschriebenen Notrufsystem können Einsätze beschleunigt werden. Feuerwehrchefin Voss begrüßt das.

 Die Feuerwehr in Dormagen und im Kreis befürwortet die Einführung des Notrufsystems eCall und hat bereits Erfahrungen gesammelt.

Die Feuerwehr in Dormagen und im Kreis befürwortet die Einführung des Notrufsystems eCall und hat bereits Erfahrungen gesammelt.

Foto: UMi, DPA

Der Unfall mit einem Ford in der Nähe des Chemparks Dormagen ging vergleichsweise glimpflich aus. Zwar war das Ausrücken des Rettungsdienstes notwendig, doch der Fahrer sei nicht sehr schwer verletzt worden, erinnert sich Brandamtmann Lothar Tetard von der Kreisleitstelle der Feuerwehr. Dennoch war der Einsatz ungewöhnlich. Denn von dem Unfall erfuhren die Helfer als Erstes über das neue, automatische Rettungs- und Notrufsystem eCall, mit dem der Ford ausgerüstet war, berichtet Tetard. Bei einem ausgelösten Airbag kommt die Informationskette automatisch in Gang. Spätestens ab 31. März 2018 ist dieses System in allen Neufahrzeugen vorgeschrieben. Das hat das Europäische Parlament für den EU-Raum beschlossen. Die eCall-Infrastruktur muss ab dem 1. Oktober 2017 bereit stehen. Der neue Service steht allen Bürgern kostenlos zur Verfügung.

Bei Ford sendet das eCall-System den Notruf an die einheitliche europäische Notrufnummer 112. Eine weibliche Computerstimme übermittelt die Daten an die Feuerwehr und stellt sofort eine telefonische Verbindung zur Freisprechanlage im Unfallwagen her. Eine Schwachstelle: Wenn keine Antwort erfolgt, muss die Feuerwehr rätseln, weil sie nicht weiß, ob es sich um einen leichten oder um einen schweren Unfall handelt. Ist der Fahrer schwer verletzt und antwortet deswegen nicht oder ist er einfach nur ausgestiegen?

Dormagens Feuerwehrchefin Sabine Voss begrüßt die Einführung von eCall trotz dieser Schwäche ausdrücklich. "Eine gute Sache, ich finde das ganz prima und absolut positiv", meint sie und vergleicht das System mit Rauchmeldern. Auch diese Geräte könnten maßgeblich dazu beitragen, Leben zu retten. "Wir werden in Zukunft sicher auch mal falsch alarmiert, aber wir rücken lieber einmal zuviel als einmal zu wenig aus", urteilt sie.

Dormagen: eCall-Autos alarmieren Feuerwehr bei Unfällen
Foto: dpa

Ihr Kollege Lothar Tetard sieht das genauso. "Jedes gerettete Menschenleben ist es wert", sagt er und verweist noch auf einen besonderen Vorzug von eCall-Autos. Dank deren Technik würden die Einsatzkräfte auch dann unverzüglich aktiviert, wenn niemand sonst da sei, der das Unglück melden könnte. Zum Beispiel, wenn die Unfallbeteiligten bewusstlos seien. Oder bei Unfällen ohne Zeugen, in der Nacht oder an abgelegenen Stellen, wo keine Helfer in der Nähe seien. Im Minimaldatensatz von eCall sind neben den GPS-Koordinaten zum Auffinden der Unfallstelle der Unfallzeitpunkt, die Fahrtrichtung (das ist für die Einsatzkräfte wichtig auf Autobahnen und in Tunneln) und die Fahrzeug-Identifikationsnummer enthalten.

Die eCall-Systeme werden von großen Herstellern wie Ford, Mercedes und BMW teilweise noch unterschiedlich gehandhabt. Nahezu alle Fabrikate mit eCall-Ausstattung haben aber neben der automatischen Meldung bei einem ausgelösten Airbag einen Notrufknopf, der manuell gedrückt werden kann. Optional ist die Übermittlung von Daten von Bord-Sicherheitssystemen möglich, wie die Schwere des Unfalles und die Zahl der Insassen, ob die Sicherheitsgurte angelegt waren oder ob das Fahrzeug zum Beispiel auf der Seite liegt. Diese Angaben können sehr wertvoll sein, weil sie der Feuerwehr bei der Beurteilung der Lage helfen - und bei der Entscheidung, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen.

(NGZ)
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