Weltweiter Drogenring zerschlagen Drogenkuriere in Pizzeria angeworben

Dormagen · Dormagener Lokal gehörte zu den zentralen Plattformen für eine international agierende Bande von Deutsch-Iranern.

 Oliver Huth, Leiter der Ermittlungsgruppe im Landeskriminalamt, und Andrea Humphrys von der australischen Bundespolizei.

Oliver Huth, Leiter der Ermittlungsgruppe im Landeskriminalamt, und Andrea Humphrys von der australischen Bundespolizei.

Foto: dpa

Eine Pizzeria in Dormagen gehörte zu den zentralen Plattformen für eine international agierende Bande von Deutsch-Iranern. Sie galt als ein zentraler Ort für die Anwerbung von Drogenkurieren.

Das Dormagener Paar war im April 2017 wegen seiner Nervosität den Zollbeamten auf dem Flughafen von Sydney aufgefallen. Bei der Kontrolle wurden vier Kilogramm Kokain mit einem Marktwert von etwa 785.000 Euro in den Kofferauskleidungen entdeckt. Seitdem sitzen die damals 49 Jahre alte Dormagenerin und ihr 37 Jahre alter, aus Tunesien stammender Partner im Gefängnis. Beide lebten in einer Wohnung an der Kölner Straße.

Ganz in der Nähe in der Rathaus-Galerie hatte die 49-Jährige auch ihren Arbeitsplatz, die zuvor in einem Lebensmittelgeschäft in Rheinfeld gearbeitet hatte. Dem Paar wurde vor einem Jahr die Freilassung gegen Kaution verweigert. Jetzt wartet es auf seinen Prozess. Aktuell sieht es so aus, als würde die Verhandlung der Dormagenerin im Juni beginnen. Die derzeitige Haftzeit wird mit der letztendlichen Strafe verrechnet werden.

Es droht dem Paar im schlimmsten Fall eine lebenslange Haftstrafe. Kontakt zu ihrer Familie kann die Frau derzeit per Brief halten. Außerdem kann sie bis zu zehn Freunde und Verwandte nominieren, die sie anrufen kann, sowie drei Nummern von Anwälten. Pro Anruf stehen im Normalfall sechs Minuten für Privatanrufe und zehn Minuten für ein Gespräch mit einem Anwalt zur Verfügung. Die Kosten dafür müssen die Inhaftierten tragen, alle Anrufe werden zudem überwacht.

Bei einer Großrazzia des Landeskriminalamtes bereits im vergangenen Monat durchsuchten die LKA-Beamten mehr als 30 Wohnungen und Geschäftsräume in NRW, darunter auch in Dormagen und in Rommerskirchen. Gestern gaben LKA und Staatsanwaltschaft Düsseldorf Einzelheiten bekannt. So Ermittlungen gegen 40 Verdächtige, die im Verdacht stehen, umfangreich mit Drogen gehandelt zu haben. Die Rede ist von 20 Drogenkurieren aus NRW.

Nähere Angaben zu den Verdächtigen, von denen acht in Untersuchungshaft sitzen, machte das LKA nicht. Die australische Bundespolizistin Andrea Humphrys sagte gestern: "Für Drogenschmuggel drohen in Australien bis zu 25 Jahre Haft." Offenbar steckt hinter dem Drogenhandel eine Bande im Rheinland, an die mindestens fünf Millionen Euro geflossen sein sollen. Der Kopf der Bande soll ein 63 Jahre alter Deutsch-Iraner aus Düsseldorf sein.

(NGZ)
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