Dormagen Dormagens letzter Stolperstein

Dormagen · Am 17. Dezember wird der Stolperstein für Ernst Junghans in Zons verlegt – über eineinhalb Jahre später als ursprünglich geplant. Der Widerstandskämpfer erhält den vorerst letzten Stolperstein in der Stadt.

Dormagen/Zons Der Termin steht: Am Samstag, 17. Dezember, um 11 Uhr wird Gunter Demnig vor dem Haus Westerburgstraße 7 in Zons den Stolperstein für Ernst Junghans verlegen, der als das erste Opfer des NS-Terrors in Dormagen gilt. Diesen Termin teilte das Büro des Stolperstein-Initiators Gunter Demnig nach Absprache mit dem städtischen Kulturbüro und den Nachfahren des NS-Opfers mit.

Damit kommt eine Debatte zum Abschluss, die im Mai 2010 begonnen hatte – mit der überraschenden Absage der fest terminierten Stolpersteinverlegung durch die Stadt Dormagen. Der Stolperstein war vorhanden: Der Kölner Künstler Gunter Demnig hatte ihn der Familie übergeben, die konsterniert zur Kenntnis nehmen musste, dass über die Stolpersteinverlegung nochmal neu diskutiert wurde. Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann bedauerte damals die "unüblich" kurzfristige Absage der Ehrung und verwies auf Bedenken des Kreisarchivs.

Der entscheidende Impuls zur Absage war von Kreisarchivar Karl Emsbach gekommen, der kurz vor dem Termin Bedenken gegen die Verlegung geäußert hatte. Emsbachs Zweifel galten der Opferrolle des Widerstandskämpfers. Die im Kreisarchiv befindliche Akte ließe darauf schließen, dass sich Junghans mit anderen kommunistischen Widerstandskämpfern einen Bandenkrieg mit Nationalsozialisten geliefert habe, bei dem er selber zum Täter wurde, ehe ihn der Polizist auf der Flucht anschoss – in diesem Fall sei ein Stolperstein nicht die richtige Form des Gedenkens. Weitere Recherchen waren die Folge, brachten aber letztlich keine neuen Erkenntnisse hinsichtlich der Ereignisse, die zum Tod von Ernst Junghans in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar 1933 führten.

Dennoch entschied sich der Betriebsausschuss des Kultur- und Sportbetriebs Dormagen im November vergangenen Jahres einstimmig für die Verlegung des Stolpersteins für Junghans, der 1889 in Sageritz im Kreis Stolp geboren wurde. Der Maschinist wohnte mit seiner Familie zuletzt am Buschweg 10, heute Westerburgstraße 7 in Zons. Er gehörte dem Gemeinderat in Zons von Mai 1924 bis Dezember 1932 an; im Arbeiterrat der IG Farben trat er engagiert für die Mitarbeiter ein, was zu seiner Kündigung führte. Vier Tage nach der Machtergreifung Hitlers kam es in Dormagen zu einer Hatz auf bekannte Mitglieder der KPD und zum Tod von Ernst Junghans. Am 4. Februar 1933 erlag er seinen Schussverletzungen.

Bei der Familie herrscht Erleichterung: "Ich bin froh, dass mein Großvater nun endlich seinen Stolperstein bekommt und Bedenken aus dem Wege geräumt werden konnten", sagt Peter Herrmann, der Enkel von Ernst Junghans. Weitere Stolpersteine wird es in Dormagen vorerst nicht geben.

(NGZ)
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