Dormagen Dormagens erste Profi-Bibliothekarin

Dormagen · 26 Jahre leitete Lydia Pahlitzsch die Dormagener Stadtbibliothek. Während dieser Zeit zog sie zehn Mal mit Büchern und Inventar um.

 Sie liest gern Reiseliteratur und Lyrik: Lydia Pahlitzsch, die von 1972 bis 1998 die Stadtbibliothek leitete.

Sie liest gern Reiseliteratur und Lyrik: Lydia Pahlitzsch, die von 1972 bis 1998 die Stadtbibliothek leitete.

Foto: Linda Hammer

Zum 80. Geburtstag vor wenigen Tagen bekam sie zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten auch Bücher geschenkt. "Vier waren es", sagt Lydia Pahlitzsch. Während ihrer aktiven Zeit als Leiterin der Dormagener Stadtbibliothek habe sich das offensichtlich niemand getraut, vermutet sie. Dabei hatte sie, als sie 1972 nach Dormagen kam, erst einmal damit zu tun, die Systematik in der Hauptstelle, damals noch an der Kölner Straße, sowie den drei Zweigstellen in Hackenbroich, Zons und Horrem in Ordnung zu bringen oder besser gesagt, überhaupt erst einmal eine einheitliche einzuführen. Ein "Wild-West-Betrieb" war ihr damals von der zuständigen Aufsichtsbehörde, der Staatlichen Büchereistelle in Essen, angekündigt worden. Lydia Pahlitzsch nahm's mit nahezu rheinischer Gelassenheit, und das obwohl sie gar keine Rheinländerin ist und nach ihrem Studium an der Bibliotheksfachschule in Bonn eigentlich wieder zurück "in den Norden" wollte. Dass sie blieb, hing mit ihrer Schwester zusammen, die in Bad Godesberg lebte. Als die sehr jung starb, wollte sie immer die Möglichkeit haben, das Grab zu besuchen. Wäre es übrigens nach dem Willen des Vaters gegangen, wären die Töchter Lehrerinnen geworden. Das aber kam für beide nicht in Frage. "Wir haben damals gesagt, dass wir eher Klofrauen würden als Lehrerinnen", sagt sie.

Die Diplom-Bibliothekarin arbeitete neun Jahre in Aachen, danach drei in Köln, bevor sie nach Dormagen kam, wo sie endlich selbst gestalten wollte. Ihr zur Seite standen damals keine Fachkräfte, sondern Hausfrauen, die halbtags arbeiteten. "Sie waren alle sehr motiviert und wollten lernen", sagt Pahlitzsch, die bei ihrer Einstellung davon ausging, möglichst bald eine Zentralbibliothek aufbauen zu können. Die kam denn auch - aber erst nach 23 Jahren. Bis dahin gab es immer nur "Notlösungen". "Zehn Umzüge habe ich mitgemacht, habe Bücher und Regale zum Teil mit meinem eigenen Auto transportiert", erzählt die 80-Jährige. Dass mit dem letzten Umzug 1995 die drei Zweigstellen blieben, dafür hatte sie gekämpft. Drei Jahre später wurden sie jedoch aufgelöst.

Reisen sind nach wie vor ihr Hobby, wenn sie auch jetzt, wie noch zu Berufszeiten, keine Trekking-Touren durch Nepal mehr macht. Jeden Freitag arbeitet sie im Dormagener Weltladen, den sie mit aufgebaut hat. Zehn Jahre gehörte sie in Köln einem Lyrik-Kreis an, der auch auf ihre Initiative zurückgeht. Und als Rentnerin ging Lydia Pahlitzsch nochmals an die Uni und studierte sechs Semester Afrikanistik.

(NGZ)
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