Umweltschutz in Dormagen Dormagens fleißigste Müllsammlerin

Dormagen · Mehr als 80 Tonnen wilden Abfall hat Karin Schwanfelder in zwei Jahren gesammelt. Dafür erhielt die Gründerin der Gruppe Rhein Clean Up Dormagen Zons jetzt den Bürgerpreis.

 Müllsammelaktion am Rheinufer in Stürzelberg: Organisiert wurde es von Karin Schwanfelder.

Müllsammelaktion am Rheinufer in Stürzelberg: Organisiert wurde es von Karin Schwanfelder.

Foto: Heiko Lissy

Ob im Urlaub am Strand, am Rhein bei Dormagen oder wie erst kürzlich am Straberger See – mittlerweile sieht man überall Menschen, die in ihrer Freizeit in organisierten Gruppen Müll aufsammeln. In Dormagen hatte die Umwelt-Aktivistin Karin Schwanfelder den Stein 2018 ins Rollen gebracht, als sie die ersten sogenannten Clean Ups organisierte. Am Freitag erhielt sie dafür den Bürgerpreis von der Bürgerstiftung Dormagen gemeinsam mit der Sparkasse Neuss.

Auf die Idee gekommen war sie bei Spaziergängen mit ihrem Hund am Rhein. „Ich habe damals schon selbst immer den Müll dort aufgesammelt und mitgenommen“, erzählt die 53-Jährige. Das sei dann aber auf Dauer nicht mehr zu bewältigen gewesen. „Deshalb habe ich zum internationalen Clean-Up Day eine Initiative gestartet und zum gemeinsamen Müllsammeln aufgerufen.“ Völlig überwältigt war sie von der Reaktion: „Da sind direkt 115 Leute gekommen. Mit so vielen hatte ich gar nicht gerechnet.“ Ebenfalls nicht gerechnet hat die Umweltaktivistin mit der nun erhaltenen Auszeichnung: „Da bewirbt man sich ja nicht für, sondern man wird vorgeschlagen.“

 Karin Schwanfelder (sitzend 3.v.l.) von der Gruppe Rhein Clean Up hat den Bürgerpreis der Bürgerstiftung Dormagen mit der Sparkasse Neuss erhalten.

Karin Schwanfelder (sitzend 3.v.l.) von der Gruppe Rhein Clean Up hat den Bürgerpreis der Bürgerstiftung Dormagen mit der Sparkasse Neuss erhalten.

Foto: Sparkasse Neuss

Wenn Schwanfelder nicht gerade in Dormagen Abfall aufsammelt, macht sie gerne mit ihrem Hund Eddy, einem zehn Jahre alten Husky-Schäferhund-Mix aus einem bulgarischen Tierheim, Urlaub an der Ostsee. „Auch da sammle ich dann“, gibt sie lächelnd zu. „Aber bei uns in NRW liegt viel mehr wilder Müll herum. Wir haben ja auch eine viel höhere Bevölkerungsdichte“, vermutet sie die Ursache.

Schon immer hat sich die gelernte Einzelhandelskauffrau und Tierheilpraktikerin engagiert. Als eine Freundin auf Fuerteventura in Spanien 2003 schwanger wurde, sprang sie spontan ein und übernahm deren Job in einem Tierheim. „Spanisch habe ich dann halt vor Ort gelernt.“ Als sie nach neun Jahren zurück kam, übernahm sie die Leitung des Tierheims in Bergheim, das inzwischen geschlossen wurde.

Schwanfelders Hobbies sind Wandern und Reisen. „Ich bin hier viel mit dem Hund unterwegs, eine Tüte zum Müllsammeln habe ich dann immer dabei“, sagt sie. Als sie noch im Einzelhandel gearbeitet hat, „habe ich mir im Sommer immer ein paar Monate frei genommen und bin mit meinem VW-Bus einfach drauflos gefahren, nach Frankreich, Spanien und Portugal.“ Der Bus war ein alter T2, den sie fast 30 Jahre besaß, „in mintgrünt mit rosafarbenen Stoßstangen“, erinnert sie sich und lacht.

Neben viel gewöhnlichem Müll stößt die engagierte Frau bei den Clean-Ups auch immer wieder auf ungewöhnliche Funde: „Vor einem Jahr sind wir in einem Schwemmwäldchen auf die Überreste einer Leiche gestoßen“, erinnert sie sich. „Das war ein alter Mann, der schon seit zwei Jahren in Köln vermisst gemeldet war. Die Angehörigen waren froh, dass er endlich gefunden wurde.“ Auch auf eine Handgranate seien sie Umweltreiniger schon mal gestoßen: „Das war eine Übungsgranate der Bundeswehr. Wir haben dann sofort den Kampfmittelräumdienst gerufen.“

In einer Rheinkurve im Naturschutzgebiet im Grind werden immer wieder Autoreifen angespült. „1200 haben wir seit unserem Start gesammelt. Die sind teilweise 40 bis 50 Jahre alt.“ Noch älter, rund an die 60 Jahre, dürften wohl die Pril-Flaschen sein, die Schwanfelder regelmäßig am Rheinufer findet. „15 Stück sind es inzwischen. Irgendwann landet all der wilde Müll in unserem Essen. Zum Beispiel als Mikroplastik in Fischen oder auf unseren Feldern. Das ist vielen Menschen gar nicht bewusst“, wundert sie sich.

Nicht nur in den großen Aktionen, sondern inzwischen täglich sammeln die Umweltschützer irgendwo in Dormagen und Umgebung wilden Müll. Da der auch irgendwo entsorgt werden muss, hat die Gruppe sogar einen eigenen Container. „Wenn der voll ist, rufe ich bei der Stadt an, dann wird der abgeholt und entsorgt“; sagt Schwanfelder. „Da kommen alle vier Wochen rund 2000 Liter zusammen.“

Die Sparkasse Neuss würdigt seit 2008 zusammen mit der Bürgerstiftung Dormagen Personen, Vereine und Initiativen aus, die sich ehrenamtlich in der Kommune engagieren. Der „Gut Engagiert Bürgerpreis Rhein-Kreis Neuss“ stand in diesem Jahr unter dem Motto „Mit Engagement für Nachhaltigkeit“.

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