Dormagen Dormagener stehen beim Casting Schlange

Dormagen · Der Andrang in dem Ladenlokal in der Rathaus-Galerie war groß, in dem eine Agentur für einen historischen Spielfilm Komparsen suchte. Die sollten möglichst natürlich aussehen, ohne Haarsträhnen oder sichtbare Tattoos.

 Auch Agnieszka Kielerz war mit Söhnchen Leonhard (18 Monate) zum Casting in die Rathaus-Galerie gekommen. Schauspielerische Erfahrung hat sie nicht. "Es war eine spontane Idee, hierhin zu kommen", sagt sie.

Auch Agnieszka Kielerz war mit Söhnchen Leonhard (18 Monate) zum Casting in die Rathaus-Galerie gekommen. Schauspielerische Erfahrung hat sie nicht. "Es war eine spontane Idee, hierhin zu kommen", sagt sie.

Foto: Linda Hammer

Es kommt nicht oft vor, dass sich vor einem leerstehenden Ladenlokal eine solch große Warteschlange bildet. Im Inneren standen ein Tisch, an dem mehrere Leute saßen und plauderten, ein weiterer Tisch, an dem zwei Mitarbeiter der Agentur Eick den Menschen in der Warteschlange Anmeldezettel abnahmen und Nummern vergaben, und ein Fotograf mit seiner Ausrüstung, der die Wartenden nach und nach einzeln fotografierte.

Ein Casting für einen Spielfilm hatten sich die meisten sicher etwas anders, vor allem aber aufregender vorgestellt. So auch Agnieszka Kielerz, die mit ihrem anderthalbjährigen Sohn Leonhard gekommen war, um ihn für eine eventuelle Komparsenrolle ablichten zu lassen. "Meine Schwägerin hat in der Zeitung von diesem Termin gelesen und fand das interessant. Also bin ich einfach mal hergekommen", sagte die Dormagenerin und fährt fort: "Es ist aber nicht viel passiert. Man füllt nur einen Zettel aus und wird fotografiert." Für ihren Sohn käme eine Sprechrolle wohl sowieso noch zu früh, doch Agnieszka Kielerz hatte die Rechnung ohne den eifrigen Agenturchef Gregor Weber gemacht, der sowohl Kind als auch Mutter für filmtauglich erachtete. So füllte auch sie den Fragebogen aus und ließ sich fotografieren. "Schauspielerische Erfahrung habe ich bisher nicht, es war einfach eine spontane Idee. Es wurde allerdings nur das Foto gemacht, kein Interview oder Vorsprechen."

Finanzielle Aspekte dürften für die Teilnahme kaum eine Rolle gespielt haben, denn für einen Drehtag von acht bis zwölf Stunden Dauer gibt es gerade einmal 50 Euro Aufwandsentschädigung und entsprechende Verpflegung. Gregor Weber waltete derweil weiter fleißig seines Amtes. Es wurde alles gecastet, was "natürlich aussieht, keine Strähnchen in den Haaren, keine sichtbaren Tattoos, keine übermäßige künstliche Bräune" hatte, denn schließlich ging es um die Besetzung für einen Film, der in den 1960er Jahren spielt. "Der Witwenmacher" heißt die Produktion und handelt von einem Starfighterpiloten, der bei einem Manöver ums Leben kommt, was seine zurückgelassene Frau veranlasst, nach den wahren Ursachen des Unfalls zu forschen.

Dormagen war an diesem Sonntag Anlaufpunkt für die ganze Region von Köln bis Mönchengladbach. Eine Stunde vor Ende des Castings hatten sich bereits 172 Personen angemeldet und fotografieren lassen, mit rund 300 rechnete Weber für den gesamten Tag. "Wir hatten auch schon mal 1500 Leute bei einem Casting, da ging es um Komparsenrollen für einen Tatort", berichtete er, während er nebenbei durch einen prüfenden Blick die Konfektionsgröße einer Radioreporterin richtig einschätzte und ihr erklärte, für welche Rollen sie durch ihre optischen Attribute geeignet sei.

(sebs)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort