Dormagener Geschichte Römische Waffen im Historischen Rathaus zu entdecken

Dormagen · Wurfgeschosse aus Kalkstein, die man auf die angreifenden Germanen schleuderte und eiserne Lanzenspitzen, die beim Feind tödliche Verletzungen verursachten: Einen Schnellkursus in römischer Waffentechnik kann man im ersten Stockwerk des Historischen Rathauses in Dormagen absolvieren.

 Im Historischen Rathaus ist eine kleine Ausstellung mit Funden aus der Römerzeit zu sehen.

Im Historischen Rathaus ist eine kleine Ausstellung mit Funden aus der Römerzeit zu sehen.

Foto: Stephan Zöller

Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus wurde im Gebiet der heutigen Innenstadt ein Militärlager gebaut, dass man auch Kastell nennt. Der Standort mit 480 Soldaten gehörte zum Niedergermanischen Limes und trug den Namen „Durnomagus“. Die berittenen Hilfstruppen bewachten die Grenze, die durch den damals unmittelbar vorbeifließenden Rhein gebildet wurde.

Die bei Ausgrabungen entdeckten Gegenstände aus dem Reiterkastell werden in zwei Glasvitrinen ausgestellt. Neben Alltagsgegenständen wie Essgeschirr mit eingeritzten Namen und Spielsteinen aus Knochen und Glas sieht man auch den unteren Teil eines Buckels aus Bronze, der sich einmal in der Mitte eines Schutzschildes befand. Aus dem gleichen Metall besteht auch eine beeindruckende Gesichtsmaske, die ein Soldat vor rund 2000 Jahren bei Kampfspielen getragen hat. Das seltene Exponat setzten die Archäologen mühselig aus 400 Einzelteilen zusammen.

In der Ecke steht das ein Quadratmeter große Modell des römischen Reiterlagers. Es ist eine Rekonstruktion des Zustandes in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts. Zu sehen sind Pferdeställe, Mannschaftsbaracken und das Hauptquartier im Maßstab 1 zu 200. Das Kastell Durnomagus war damals 185 mal 165 Meter groß und von einer Steinmauer umgeben. Originalteile davon befinden sich heute vor dem Rathaus auf der linken Seite. Graue und schwarze Pflastersteine auf dem Paul-Wierich-Platz markieren den weiteren Verlauf der ehemaligen Befestigungsanlagen.

Die kleine Römer-Ausstellung im Historischen Rathaus kann montags, dienstags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr kostenlos besichtigt werden: Eine spannende Geschichtsexkursion im Herzen der Stadt.

Zurzeit bereitet die Stadt gemeinsam mit dem Geschichtsverein Dormagen, der auch den Römerkeller an St. Michael betreut, und zahlreichen weiteren Experten Maßnahmen vor, um das römische Erbe noch sichtbarer zu machen. Denn Dormagen gehört zu den 19 Kommunen von Remagen in Rheinland-Pfalz, über NRW bis Katwijk an der niederländischen Nordseeküste, die hoffen, bald als Niedergermanischer Limes von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt zu werden. Falls die Entscheidung im Juli 2021 fällt, soll auch das Foyer im Historischen Rathaus zur besseren Präsentation und Information umgebaut werden. Zu den Plänen gehören die Neugestaltung des Römerkellers und die Herausgabe eines Buchs zur römischen Geschichte der Stadt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort