Dormagen Dormagener betreibt Mini-Balkonkraftwerk
Dormagen · Der Familienvater und Ford-Mitarbeiter Sven Otte betrachtet seine Investition zunächst als Test für eine große Photovoltaikanlage.
Wenn die Sonne scheint, hat Sven Otte jetzt einen besonderen Grund zur Freude. Denn der Dormagener Familienvater ist seit kurzem stolzer Besitzer eines Balkonkraftwerks, des ersten dieser Art im Stadtgebiet. Photovoltaikzellen im ersten Stock seines Hauses erzeugen Strom, wenn Sonnenstrahlen darauf fallen. So sparen Otte und seine Frau Christine fast jeden Tag Geld. Dabei war es zunächst nicht so einfach, den örtlichen Stromanbieter, die Energieversorgung Dormagen (evd), zu überzeugen, Otte sein Kraftwerk betreiben zu lassen. Doch dessen Beharrlichkeit zahlte sich aus.
Zu Beginn des Pilotprojektes stand die Notwendigkeit, das Balkongeländer des Hauses, das die Familie Mitte 2015 erwarb, zu erneuern. "Die Holzverkleidung war verrottet", erzählt Otte. Der Ford-Mitarbeiter, der sich schon seit geraumer Zeit für regenerative Energien interessiert, hatte die Idee, statt neuer Holzstreben oder einer schmiedeeisernen Konstruktion Solarmodule zu installieren. Diese böten Sichtschutz und lieferten Strom zur Entlastung des Geldbeutels. Also besorgte sich der Tüftler vier Standardpaneele mit den Maßen 160 mal 100 Zentimeter, die man nur in die Steckdose stecken muss, und schraubte sie mit Aluminiumprofilen an den drei Seiten des bestehenden Balkongeländers an.
Anders als bei klassischen Dach-Photovoltaikanlagen, die alle gleich ausgerichtet sind und daher nur an einen einzigen Konverter angeschlossen werden müssen, brauchte Otte allerdings für jedes Modul einen eigenen Wechselrichter. Sonst würden seine Module immer nur den Strom desjenigen Moduls liefern, das gerade am wenigsten Sonne abbekommt. Seit einem knappen Monat läuft seine Anlage nun und hilft, den Strom, den die Familie aus dem öffentlichen Netz beziehen muss, zu reduzieren. In dieser Zeit hat er etwas über 14 Euro eingespart. Allein über den Strompreis wird sich sein Balkonkraftwerk, in das er rund 4000 Euro investiert hat, so zwar wohl nicht amortisieren. Dazu müsste es beim aktuellen Kilowatt-Preis mindestens 30 Jahre bei optimaler Sonnenausbeute laufen. Aber Otte rechnet anders. Erstens: "Ein schmiedeeisernes Balkongeländer hätte mich wohl auch gut 2000 Euro gekostet", sagt er. Zweitens hätte er die Paneele auch aus China statt aus Deutschland beziehen können und dann nur etwa die Hälfte bezahlt. Und drittens sieht er sein kleines Projekt als Test an. Denn perspektivisch will Otte eine ausgewachsene Photovoltaikanlage auf seinem Dach installieren lassen, scheute aber die Investition, ohne zunächst Erfahrungen gesammelt zu haben.
Die evd wollte Otte den Betrieb seines Minikraftwerks zuerst nicht genehmigen. Doch hat sich mit dem Unternehmen geeinigt, indem er auf ein paar Cent Einspeisevergütung verzichtet und stattdessen seine Verbrauchsgewohnheiten ändert. Die Wasch- und die Spülmaschine laufen nun eben vorzugsweise dann, wenn die Sonne scheint.